1910 Ölgemälde Jesuit im Kerker Jesuitenpater Orden Portugal Lissabon Julianische Festung Marquês de Pombal in Nürnberg

Features

95x73cm, Öl auf Leinen-Leinwand, signiert und datiert 1910, sauber, Altersspuren,
Ein Kunstwerk mit historischem Inhalt.

Die Jesuiten waren im 18. Jahrhundert der stärkste und einflussreichste Orden der Welt. In vielen Ländern wuchs jedoch das Misstrauen der Herrscher gegen sie, bis der Orden 1773 weltweit aufgehoben wurde. Diese Geschehnisse betrafen auch den böhmischen Jesuiten Karel Přikryl, der sechs Jahre in einer unterirdischen Zelle in Portugal eingekerkert wurde.
Es war das Jahr 1766, als Karel Přikryl folgenden Brief schrieb:
„Unsere Zellen befinden sich in einem Kellergeschoss, das eher einem Grab gleicht. Das Areal liegt am Meeresufer, was die Feuchtigkeit noch erhöht. Würmer und Käfer leisten uns unangenehme Gesellschaft. In den Mauern befinden sich nur kleine Löcher, durch die gerade so viel Licht fällt, dass sich unsere Wärter beim Essenholen orientieren können. Sonst ist es hier absolut dunkel. Wir müssen beim Essen eine kleine Öllampe anzünden, was einen unvorstellbaren Gestank verursacht.“
Mit diesen Worten beschrieb er seine Inhaftierung in der Julianischen Festung in Lissabon. Zusammen mit ihm waren noch etwa 170 weitere Jesuiten aus vielen Ländern Europas in dem Kerker gefangen.

Karel Přikryl unterrichtete am Seminar in Goa, zugleich studierte er die dortige Sprache. Diese beherrschte er letztlich so perfekt, dass er ihre Grammatik in einem Buch schriftlich zusammenfasste. Es war das erste Lehrbuch der Landessprache von Goa überhaupt.
Přikryl hätte sich sicher bis zum Ende seines Lebens dieser Arbeit verschrieben, wenn in Europa nicht dunkle Wolken für die Jesuiten aufgezogen wären. Die Gründe waren vielseitig: Zudem verfügte der Orden über eine enorme Wirtschaftskraft. Schließlich löste diese Sonderstellung auch innerhalb der katholischen Kirche eine Welle der Kritik aus. Damit war der Weg zum Verbot der Jesuiten geebnet. Das erste Land, das dies wagte, war Portugal. Für Karel Přikryl und seine Mitbrüder hatte dies fatale Folgen, schließlich war ihr Missionsgebiet eine portugiesische Kolonie.
„Im Jahr 1761 mussten wir ein Schiff besteigen, und fünf Monate lang waren wir auf dem Meer unterwegs. Während dieser qualvollen Fahrt starben 23 unserer Mitreisenden. Ihr ruhiges Gemüt, Gelassenheit, Geduld und Vertrauen an Gott ging auf uns über und nahm jegliche Traurigkeit von uns. Endlich gelangten wir am 20. Mai nach Lissabon, in die Mündung des Tejo. Wir waren 104 Ordensbrüder. Einige andere waren jedoch in Indien geblieben. Sie waren aus der Stadt geflüchtet und den portugiesischen Kommissaren gelang es nicht, sie zu fangen“, so beschrieb später Karel Přikryl seine erzwungene Rückkehr nach Europa.
Er und seine Mitbrüder landeten in der Julianischen Festung, ohne Ahnung, wann sie wieder frei kommen würden. Die Bedingungen waren hart: Im Kerker war es dunkel, feucht und schimmelig, kaum zum Atmen. Die Gefangenen wurden bei Brot und Wasser gehalten, nur ab und zu gab es dem Bericht nach ein Stück stinkendes Fleisch. Die Inhaftierten erbaten bei ihren Wärtern eine kleine Lampe, um beim Essen wenigstens etwas sehen zu können. Nach und nach bekamen sie auch einige Bücher und durften einander treffen. Gelegentlich war auch die Versendung eines Briefes möglich. Wie Přikryl in einem dieser Briefe notierte, gründeten er und seine Mitbrüder in der Festung auch eine eigene Universität. In den Reihen der Patres befanden sich schließlich hoch gebildete Spezialisten, die den anderen ihre Erfahrungen und Kenntnisse vermitteln wollten.
Der Jesuit Přikryl aus Böhmen hatte Glück. Nach Jahren wurde er freigelassen – wegen der Fürsprache von Maria Theresia. Ob er hier dargestellt wird oder ein anderer Oberer Patre ist schwer zu sagen. Viele Jesuiten wurden im 18. Jh. in Lissabon von Marquês de Pombal verfolgt und angeklagt ein Attentat auf den König initiiert zu haben. Auch in Paraguay und Brasilien gab es Probleme mit und gegen den Jesuitenorden.  

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