Age Impostor Syndrom: Wie unsere Angst vorm Alter uns davon abhält, glücklich zu sein

Aktuel

Selbstzweifel nagen an den Säulen unseres Lebens, unseren Erfolgen und Meilensteinen. Das Hochstapler-Syndrom kann sich in alle Lebensphasen einschleichen – doch die Menopause scheint ein besonders fruchtbarer Boden dafür zu sein. Wie sich das Age Impostor Syndrom zeigt, wenn wir älter werden.

Manche Menschen fragen es sich an ihrem Geburtstag. Andere, wenn sie nachrechnen, wie lange ihre Schulzeit her ist. Wie bin ich eigentlich hierhergekommen, an den Ort, den ich mein Leben nenne? Wenn die Zeit rast, nimmt sie manchmal unser Selbstbewusstsein mit. Und flüstert dabei Selbstzweifel in unsere Ohren: Habe ich das wirklich alles selbst erschaffen? Könnte ich das heute noch?

Wenn man sich dann dabei ertappt, sich selbst kaum glauben zu können, dass man die Meilensteine seines Lebens aus eigener Kraft erreicht hat und vielmehr Glück dahinter vermutet – dann zeigt sich das Gesicht des Impostor-Syndroms. Das psychologische Phänomen sorgt dafür, dass wir uns fühlen, als wären wir Betrüger:innen, hätten Erfolge nicht verdient, als wären sie uns gar zugefallen.

Doch obwohl das Selbstbewusstsein bis zu unserem 50. Lebensjahr ansteigt, kennt das Hochstapler-Syndrom kein Alter. In einer Studie der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg fanden Kay Brauer und sein Team keinen Zusammenhang zwischen dem Impostor-Phänomen und dem Alter oder Geschlecht. 

Was bedeutet das für uns? Insbesondere in Phasen, die Selbstzweifel begünstigen, seien es Umbrüche oder Veränderungen – wie zum Beispiel die Menopause – lohnt es sich, die inneren Kritiker zu hinterfragen. Denn je nach Lebenssituation kann das Hochstapler-Syndrom unterschiedliche Formen annehmen, die uns vorspielen, nicht gut genug zu sein. 

Das Älterwerden ist ein idealer Nährboden für Gefühle der Verunsicherung. Die Psychologin Deborah Heiser schrieb in der “Psychology Today” gar von einem eigenen “Age Impostor Syndrom”. Das könne sich unter anderem darin zeigen, dass normale Faux-pas im Alltag als Symptom des Alterns gewertet und einen Strudel der Unsicherheit mit sich ziehen: Ist das normale Vergesslichkeit, oder liegt das an der Menopause? Kann ich überhaupt noch meinem Job nachgehen, wenn ich älter werde? Bin ich noch leistungsfähig? Braucht man mich noch? 

Wie sich das altersbedingte Hochstapler-Syndrom zeigen kann

Die Angst, nicht gut genug zu sein

Den Job machst du schon 20 Jahre, doch jetzt plagen dich Symptome der Menopause, alles verändert sich, junge Kolleg:innen rücken nach – und du fühlst dich plötzlich fehl am Platz. Statt zu hinterfragen, ob du noch einen guten Job machst, versuch es doch mal mit dieser Sichtweise: Ein Arbeitgeber kann sich glücklich für deine Erfahrung schätzen. Und die kann dir niemand mehr nehmen.

Sich selbst ausschließen

Sei es von einer jüngeren Gesellschaft oder neuen Hobbys – Verunsicherung kann dazu führen, dass wir uns von vornherein selbst von neuen Dingen ausschließen. Wir unterstellen anderen, dass sie uns nur hinderlich empfänden oder lassen uns Konzerte und Urlaube mit der Tochter entgehen, weil wir denken, wir seien zu alt dafür. Schon mal darüber nachgedacht, dass es deinem Umfeld ganz egal sein könnte, wie alt du bist – weil es dich als Mensch dabei haben möchte? Apropos…

“Dafür bin ich zu alt”

Das Kleid, die neue Sportart, der Jobwechsel – stetig flüstert das Hochstapler-Syndrom dir zu, du seist zu alt dafür. Man ist nie zu alt für einen Neuanfang. Im Gegenteil: du hast besonders viel Erfahrung gesammelt, um wunderbar auf unterschiedlichste Ausgangslagen reagieren zu können.

Missgeschicke überinterpretieren, die jedem passieren

Wo habe ich nochmal den Schlüssel hingelegt? Was wir früher als Schusseligkeit abgetan hätten, ist jetzt klar ein Anzeichen: Es geht bergab mit der Gedächtnisleistung! Die Angst davor kann dafür sorgen, dass wir normale Missgeschicke überinterpretieren – und uns von ihnen wiederum verunsichern lassen.

Der Drang, alles perfekt zu machen

Und worin resultiert all die Verunsicherung? In einem übermäßigen Perfektionismus. Der soll vertuschen, dass wir älter werden, damit wir bloß nicht entdeckt werden. Wer älter wird, hat manchmal das Gefühl, zur jüngeren Generation “aufholen” zu müssen und sich doppelt anstrengen zu müssen. Das verdeutlich ganz wunderbar die verzerrte Wahrnehmung: denn man liegt doch selbst vorne – und hat eine viel weitere Lebensstrecke schon hinter sich.

Glaubt man den Stimmen des Hochstapler-Syndroms, leidet langfristig die mentale Gesundheit. Das Phänomen kann zu Depressionen und Burnout führen, sagte Mona Leonhardt, Mitarbeiterin des Instituts für Psychologie der Goethe Universität gegenüber dem “ZDF”. Also: Wer sich in den folgenden Anzeichen erkennt, darf gerne einmal in sich hineinhorchen und sich Bestätigung von außen holen. Denn andernfalls kann uns eine durch das Age Impostor Syndrom verzerrte Wahrnehmung davon abhalten, glücklich zu sein.

Source: Aktue

Age Impostor Syndrom: Wie unsere Angst vorm Alter uns davon abhält, glücklich zu sein

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Selbstzweifel nagen an den Säulen unseres Lebens, unseren Erfolgen und Meilensteinen. Das Hochstapler-Syndrom kann sich in alle Lebensphasen einschleichen – doch die Menopause scheint ein besonders fruchtbarer Boden dafür zu sein. Wie sich das Age Impostor Syndrom zeigt, wenn wir älter werden.

Manche Menschen fragen es sich an ihrem Geburtstag. Andere, wenn sie nachrechnen, wie lange ihre Schulzeit her ist. Wie bin ich eigentlich hierhergekommen, an den Ort, den ich mein Leben nenne? Wenn die Zeit rast, nimmt sie manchmal unser Selbstbewusstsein mit. Und flüstert dabei Selbstzweifel in unsere Ohren: Habe ich das wirklich alles selbst erschaffen? Könnte ich das heute noch?

Wenn man sich dann dabei ertappt, sich selbst kaum glauben zu können, dass man die Meilensteine seines Lebens aus eigener Kraft erreicht hat und vielmehr Glück dahinter vermutet – dann zeigt sich das Gesicht des Impostor-Syndroms. Das psychologische Phänomen sorgt dafür, dass wir uns fühlen, als wären wir Betrüger:innen, hätten Erfolge nicht verdient, als wären sie uns gar zugefallen.

Doch obwohl das Selbstbewusstsein bis zu unserem 50. Lebensjahr ansteigt, kennt das Hochstapler-Syndrom kein Alter. In einer Studie der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg fanden Kay Brauer und sein Team keinen Zusammenhang zwischen dem Impostor-Phänomen und dem Alter oder Geschlecht. 

Was bedeutet das für uns? Insbesondere in Phasen, die Selbstzweifel begünstigen, seien es Umbrüche oder Veränderungen – wie zum Beispiel die Menopause – lohnt es sich, die inneren Kritiker zu hinterfragen. Denn je nach Lebenssituation kann das Hochstapler-Syndrom unterschiedliche Formen annehmen, die uns vorspielen, nicht gut genug zu sein. 

Das Älterwerden ist ein idealer Nährboden für Gefühle der Verunsicherung. Die Psychologin Deborah Heiser schrieb in der “Psychology Today” gar von einem eigenen “Age Impostor Syndrom”. Das könne sich unter anderem darin zeigen, dass normale Faux-pas im Alltag als Symptom des Alterns gewertet und einen Strudel der Unsicherheit mit sich ziehen: Ist das normale Vergesslichkeit, oder liegt das an der Menopause? Kann ich überhaupt noch meinem Job nachgehen, wenn ich älter werde? Bin ich noch leistungsfähig? Braucht man mich noch? 

Wie sich das altersbedingte Hochstapler-Syndrom zeigen kann

Die Angst, nicht gut genug zu sein

Den Job machst du schon 20 Jahre, doch jetzt plagen dich Symptome der Menopause, alles verändert sich, junge Kolleg:innen rücken nach – und du fühlst dich plötzlich fehl am Platz. Statt zu hinterfragen, ob du noch einen guten Job machst, versuch es doch mal mit dieser Sichtweise: Ein Arbeitgeber kann sich glücklich für deine Erfahrung schätzen. Und die kann dir niemand mehr nehmen.

Sich selbst ausschließen

Sei es von einer jüngeren Gesellschaft oder neuen Hobbys – Verunsicherung kann dazu führen, dass wir uns von vornherein selbst von neuen Dingen ausschließen. Wir unterstellen anderen, dass sie uns nur hinderlich empfänden oder lassen uns Konzerte und Urlaube mit der Tochter entgehen, weil wir denken, wir seien zu alt dafür. Schon mal darüber nachgedacht, dass es deinem Umfeld ganz egal sein könnte, wie alt du bist – weil es dich als Mensch dabei haben möchte? Apropos…

“Dafür bin ich zu alt”

Das Kleid, die neue Sportart, der Jobwechsel – stetig flüstert das Hochstapler-Syndrom dir zu, du seist zu alt dafür. Man ist nie zu alt für einen Neuanfang. Im Gegenteil: du hast besonders viel Erfahrung gesammelt, um wunderbar auf unterschiedlichste Ausgangslagen reagieren zu können.

Missgeschicke überinterpretieren, die jedem passieren

Wo habe ich nochmal den Schlüssel hingelegt? Was wir früher als Schusseligkeit abgetan hätten, ist jetzt klar ein Anzeichen: Es geht bergab mit der Gedächtnisleistung! Die Angst davor kann dafür sorgen, dass wir normale Missgeschicke überinterpretieren – und uns von ihnen wiederum verunsichern lassen.

Der Drang, alles perfekt zu machen

Und worin resultiert all die Verunsicherung? In einem übermäßigen Perfektionismus. Der soll vertuschen, dass wir älter werden, damit wir bloß nicht entdeckt werden. Wer älter wird, hat manchmal das Gefühl, zur jüngeren Generation “aufholen” zu müssen und sich doppelt anstrengen zu müssen. Das verdeutlich ganz wunderbar die verzerrte Wahrnehmung: denn man liegt doch selbst vorne – und hat eine viel weitere Lebensstrecke schon hinter sich.

Glaubt man den Stimmen des Hochstapler-Syndroms, leidet langfristig die mentale Gesundheit. Das Phänomen kann zu Depressionen und Burnout führen, sagte Mona Leonhardt, Mitarbeiterin des Instituts für Psychologie der Goethe Universität gegenüber dem “ZDF”. Also: Wer sich in den folgenden Anzeichen erkennt, darf gerne einmal in sich hineinhorchen und sich Bestätigung von außen holen. Denn andernfalls kann uns eine durch das Age Impostor Syndrom verzerrte Wahrnehmung davon abhalten, glücklich zu sein.

Source: Aktue