Babynamen: Mit dem Strom schwimmen wie das Sperma zum Ei? Lieber nicht!

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Wie soll unser Kind heißen? Keine leichte Frage. Als (Leid)tragende eines Modenamens unterstützt unsere Autorin aber gern mit ein paar Ideen.

Gezeugt ist so ein Kind unter Umständen ja schnell, aber es anschließend mit einem Namen zu versehen, kann eine schwierige Geburt sein. Schließlich müssen zwei Menschen sich über eine ziemlich wichtige Sache einig werden: Der Name klebt lebenslänglich am Kind, sollte zumindest vom näheren Umfeld gemocht werden und beeinflusst die Art und Weise, wie es in der Welt aufgenommen wird – Chantal und Gabriel-Honoré können ein Klagelied davon singen. Und dann sollte er zwar gerne aus der Masse herausstechen, aber keinesfalls zur Lachnummer taugen. 

Aber welche Vornamen sind nun eigentlich angesagt und welche nicht? 

Diese Frage ist offenbar trotz großzügiger Hilfestellung in Form von Namensgeneratoren und -listen gar nicht so leicht zu beantworten. Denn es passiert vielen Eltern, dass sie auf dem Weg zum Heiligen Gral des perfekten Vornamens mit dem Strom schwimmen wie das Sperma zum Ei – und spätestens im Pekip-Kurs feststellen müssen, dass Emil oder Emilia schon drei bis fünf Namensgeschwisterchen hat.

Davor ist kein Elternpaar gefeit, auch meines war es nicht: Ich bin 1967 geboren und heiße Susanne. Das ist nicht deswegen problematisch, weil ich bei den Bundesjugendspielen 1982 mit “Susa …ne – Bana…ne!“ angefeuert wurde oder im Laufe meines Lebens schon alles von Susi Sorglos bis Suzi Quatro war – sondern weil es überall, wo ich hinkomme, so viele Susannen gibt, dass es zu quasi-babylonischen Namensverwirrungen kommt. Allein in meinem Redaktionsteam gibt es drei: Eine nennt sich Susi, die andere Schuse, ich durfte Susanne bleiben (das Recht der Ältesten). So weit, so naja.

Doch neulich nahm ich an einem Workshop teil und ließ den beiden anderen Susannen den Vortritt: Ich rang mich zu einer Namensamputation durch und war eine Woche lang Susa, während die zweite stirnrunzelnd auf Susi auswich und die dritte im Bunde Susanne bleiben durfte. Trotzdem stutzte ich jedes Mal, wenn eine der Susannenvariationen zu hören war. Wer war ich noch gleich … Susanne? Susi? Susa? Durchnummerieren wäre theoretisch auch eine Option gewesen, aber ebenfalls eine sehr unschöne. 

Bestimmt wissen alle Anjas und Andreasse ziemlich genau, wovon ich spreche, wenn ich allen werdenden Eltern zurufe: Bitte gebt euren Kindern originelle Namen! Es muss nichts Extravagantes sein wie Toast Avocado oder Tesla Wikipedia, auch wenn unsere Welt immer veganer und digitaler wird, aber ein bisschen über Tellerränder und Ländergrenzen hinweg zu schauen, kann nicht schaden, wenn man dem Spross unser Namensschicksal ersparen will.

So setzt ihr euch an die Spitze der Vornamens-Retro-Avantgarde

Doch woher den perfekten Vornamen nehmen, ohne die offenbar nutzlosen Hitlisten zurate zu ziehen? Ich halte die Abspänne im Kino für eine gute Inspirationsquelle. Während man die Haltbarkeit seiner Zahnkronen mit den letzten steinharten Maiskörnern aus der Popcorn-Tüte auf die Probe stellt und darauf wartet, dass der Sitznachbar im Dunkeln Schirm und Schal findet, kann man die schönsten Namen an sich vorbeiziehen lassen: Espen und Florant habe ich neulich bei einem Film entdeckt, und Locationscout Ellen hat mit ihrem Vornamen auch ziemlich viel Glück gehabt, wie ich finde. Oder man wagt sich wieder an die Manfreds und Ursulas, Peters und Martins der Generation X und begibt sich damit an die Spitze der Vornamens-Retro-Avantgarde. Oder wie wäre es zum Beispiel mit Susanne?

Source: Aktue