Balance finden: "Seit ich das erlernt habe, bin ich innerlich ausbalancierter"

Aktuel

Manchmal fühlt sich die Welt schwarz oder weiß an. Was dazwischen ist, fällt uns schwer zu sehen. Unsere Autorin hat eine Fähigkeit erlernt, in solchen Momenten ihre innere Balance wiederzufinden.

Wir alle haben automatische Gedanken. Stelle dir einmal vor, dass du am nächsten Wochenende auf ein gut besuchtes Event gehst. Wahrscheinlich kommt entweder Freude in dir auf, weil du dich auf die Veranstaltung freust, oder du denkst etwas wie “Hoffentlich wird es nicht ganz so voll”, weil du dich in Menschenmassen eher weniger wohl fühlst. 

Es können nur einzelne Worte oder ganze Sätze sein, die dir unmittelbar zu einer Situation in den Kopf kommen. Oder du hast plötzliche Körperempfindungen wie ein Schaudern oder Gänsehaut. Achten wir darauf, merken wir, dass das ganz schön oft – sogar fast immer – passiert. Diese Wahrnehmung meiner automatischen Gedanken war der erste wichtige Schritt, meine innere Balance zu finden. 

Schwarz oder weiß – und nichts dazwischen

Ob wir gute oder schlechte Gedanken haben, hängt in erster Linie von der Situation ab. Aber auch Erfahrungen und die aktuellen Umstände spielen wie von selbst mit hinein. Habe ich als Jugendliche an eine Schlange im Zoo gedacht, kamen mir automatische Gedanken wie “Die Schlange bricht aus und frisst mich” – völlig unrealistisch, aber ich litt unter einer starken Phobie, die mich so empfinden ließ. Mein Bruder hingegen hätte sogar eine Schlange als Haustier gehalten, dachte in diesem Moment also eher “Ich bleibe am längsten bei den Reptilien stehen”. 

Mein Beispiel zeigt gut, was automatische Gedanken ausmacht: Sie sind oft überspitzt, malen entweder weiß oder schwarz. Deshalb ist es wichtig, sich immer – aber vor allem in solchen Momenten – innerlich auszubalancieren.

Wie ich mich innerlich ausbalanciere

Automatische Gedanken sind individuell und beruhen unter anderem auf Erfahrungen – das haben wir bereits gelernt. An dieser Stelle ist es aber wichtig, dies noch einmal zu verinnerlichen. Denn das bedeutet gleichzeitig, dass auch der Weg zur inneren Balance für jede:n anders aussehen kann. 

Für mich sah er wie folgt aus: Ich lernte – bildlich ausgedrückt – mich neben mich zu stellen. So kann ich eine Situation aus anderen Perspektiven betrachten, sozusagen von außen, ohne meine starken Gefühle dazu wahrzunehmen. Und das bringt mir innerlich Balance. Konkret heißt das:

Bemerke ich automatische Gedanken, insbesondere negative, halte ich inne – bleibe stehen, atme durch. Dann frage ich mich: Schätze ich diese Situation gerade realistisch ein oder beeinflussen meine Gefühle mich? Fast immer ist letzteres der Fall. Also überlege ich mir, welche anderen Perspektiven es gibt. Welche Gedanken hilfreich für mich sind. Vielleicht auch, was ich anderen Personen, die diese automatischen Gedanken äußern, sagen würde. 

Am besten funktioniert diese Methode tatsächlich, wenn ich all diese Punkte handschriftlich aufschreibe. So komme ich am besten ins Hinterfragen und Realisieren, in das Einnehmen verschiedener Perspektiven. Mit etwas Übung klappt es heute jedoch auch rein gedanklich oft gut – und ich finde immer schneller zurück zu meiner inneren Balance.

Source: Aktue