Cannabis für die Wechseljahre: Kann Marihuana Frauen den Wechsel erleichtern?

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Gras wird als neues Mittel gegen typische Wechseljahresbeschwerden gehypt. Was Cannabis in dieser Hinsicht bewirken kann und wie die Studienlage dazu ist, erfährst du hier.

In Nordamerika haben zwei Studien für Aufsehen gesorgt. In beiden gaben Frauen darüber Auskunft, inwiefern sie ihre Symptome der Wechseljahre durch Cannabiskonsum behandeln – im Zuge der Cannabis-Legalisierung in Deutschland ein interessanter Ansatz. Was ist davon wirklich zu erwarten?

Wogegen soll Cannabis in den Wechseljahren helfen?

Fast 80 Prozent der im Rahmen einer Umfrage der Harvard Universität in Boston/USA befragten Frauen in der Perimenopause und Postmenopause gaben an, Cannabis gegen ihre Wechseljahresbeschwerden zu konsumieren. Eine kanadische Befragung in Alberta/Kanada ergab zwar mit 34 Prozent einen deutlich geringeren Wert, doch nutzten 75 Prozent dieser Frauen im Durchschnittsalter von 49 Jahren Cannabis zur Bewältigung ihrer Wechseljahresbeschwerden.

Auch die Angabe der Gründe zeigt deutliche Parallelen. Als häufigsten Nutzen gaben die Frauen Schlafstörungen an (67,6 Prozent bei den Daten aus den USA und 65 Prozent bei denen aus Kanada), gefolgt von Angstzuständen (46,1 Prozent bzw. 45 Prozent). Auch Muskel-/Gelenkschmerzen waren mit 33 Prozent bei den kanadischen Frauen ein Thema, Libido bei den US-Amerikanerinnen mit 30,4 Prozent. Vasomotorische Beschwerden, wie zum Beispiel Hitzewallungen oder Nachtschweiß, die immerhin als die häufigsten Symptome im Zuge der Wechseljahre gelten, zählten hingegen eher nicht zu den Anwendungsgebieten.

Lese-Tipp: Hier findest du ausführliche Informationen zu Schlafstörungen in den Wechseljahren, Gelenkschmerzen in den Wechseljahren, Hitzewallungen in den Wechseljahren.

Wichtig: Die Wortwahl „Umfrage“ und „Befragung“ ist bereits ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich um Selbstauskünfte und Anwendungsbeobachtungen handelt und nicht um belastbare, wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit – die gibt es zu diesem Thema schlichtweg nicht, obwohl 100 Prozent der Frauen von der Menopause betroffen sein werden, sind oder waren (lies in diesem Zusammenhang auch unseren Artikel über den Gender Health Gap). Aber die Ergebnisse belegen dennoch eine Tatsache: Frauen nutzen (medizinisches) Cannabis bereits, um besser durch die Wechseljahre zu kommen und ihre individuellen Beschwerden zu lindern.

Für Frauen, die keine Hormonersatztherapie möchten, oder aus medizinischen Gründen (zum Beispiel wegen einer Krebserkrankung) bekommen dürfen, könnte der Cannabiskonsum unter Umständen eine Alternative sein. Sprich deine Optionen mit deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen durch.

Wie erklärt sich die lindernde Wirkung?

Die Annahme, Cannabidiol könne gegen Wechseljahresbeschwerden wirken, halten viele Expert:innen grundsätzlich für plausibel. Denn der menschliche Körper verfügt über ein Endocannabinoid-System (endogen = von innen kommend) mit entsprechenden Rezeptoren, an denen die Cannabinoide andocken können. Es ist Teil unseres Nervensystems. Die körpereigenen Moleküle werden Endocannabinoide genannt, dazu zählt zum Beispiel Anandamid.

Das Endocannabinoid-System ist eng mit dem Östrogenhaushalt verbunden. Denn dieses Anandamid wird in den Eierstöcken gebildet, an dem Ort also, an dem auch die Östrogenproduktion stattfindet und seine höchste Konzentration wird um den Eisprung herum gemessen. Nach der Menopause, der letzten Regelblutung sinkt der Östrogenspiegel stark ab, bis die Produktion fast zum Erliegen kommt. Auch wenn die Auswirkungen noch nicht Gegenstand einer wissenschaftlichen Betrachtung waren, liegt ein Zusammenhang auf der Hand.

Mit oder ohne Rausch: Der Unterschied zwischen THC und CBD

Cannabis ist der lateinische Name der Hanfpflanze (Cannabis sativa), einer der ältesten Kultur- und Heilpflanzen der Menschheit. Als Rausch- oder Arzneimittel wurde sie vermutlich schon vor 4.000 Jahren genutzt.

Zwei Besonderheiten kennzeichnen die Pflanze: Sie ist zweihäusig, das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Und nur die weiblichen Cannabispflanzen produzieren jene Wirkstoffe, für die sie bekannt ist: Cannabinoide. Etwa 120 dieser Cannabidoide, die an speziellen Rezeptoren im Körper andocken, sind bislang identifiziert. Die beiden wichtigsten:

  • THC (Tetrahydrocannabinol) – psychoaktiv (mit berauschender Wirkung), kann stimmungsaufhellend wirken und Brechreiz dämpfen
  • CBD (Cannabidiol) – nicht psychoaktiv (macht keinen Rausch), wirkt angstlösend und entzündungshemmend

Mit der teilweisen Legalisierung von Cannabis in Deutschland können Erwachsene zu Hause 50 Gramm sowie bis zu drei weibliche Pflanzen besitzen und unterwegs 25 Gramm mit sich führen.

Was ist was?

Cannabis Hanfpflanze (Cannabis sativa)
Marihuana  Getrocknete Blüten der weiblichen Hanfpflanze (auch Gras, Weed, Pot)
Haschisch Extrahiertes Harz der weiblichen Hanfblüten (auch Hasch)

Ob du den „Stoff“ rauchst, in Keksen verbackst oder CBD-Produkte zu dir nimmst, bleibt dir überlassen. Jeder Mensch ist anders und nicht jede:r reagiert auf die Wirkstoffe gleichermaßen. Bei Interesse probiere am besten aus, womit du am besten klarkommst. Der eindeutige Rat von Mediziner:innen: Die negativen Auswirkungen des Inhalierens übersteigen die vermuteten Vorteile des Cannabis, was gegen das Rauchen spricht.

Medizinisches Cannabis kann in Deutschland bereits seit 2017 vor allem bei chronischen Schmerzerkrankungen, Multipler Sklerose, Spastiken und Krebs ärztlich verordnet werden. Für Wechseljahresbeschwerden fehlen derzeit die Wirkungsbelege (es gibt allerdings auch keine Belege, die eine Wirksamkeit widerlegen), auf Rezept sind die Mittel für diesen Verwendungszweck daher derzeit nicht zu bekommen.

CBD ist frei verkäuflich und wird meist in Form von Kapseln, Tropfen (Nahrungsergänzung) oder Öl (innere und äußere Anwendung) angeboten.

Quellen:

 

Source: Aktue