"Der längste Tanz meines Lebens": 5 Redakteurinnen verraten ihre skurrilsten Reise-Erlebnisse

Aktuel

Im Urlaub haben wir schon allerhand erlebt; haben besondere Menschen getroffen, unabsichtlich andere erschreckt oder bekamen unverhoffte Hilfe. Was es damit auf sich hat? Wir verraten es dir.

In anderen Ländern ist vieles aufregend und neu. Die Kultur, die Menschen, die Architektur, das Essen – nur um einige zu nennen. Und nicht selten kommt es da zu ungewöhnlichen Begegnungen oder Erfahrungen, von denen wir auch Jahre später immer wieder gern erzählen. Wir haben die skurrilsten und besondersten Reiseerlebnisse unserer Redaktion für euch zusammengefasst.

Unsere besten Reisegeschichten

Der längste Tanz meines Lebens

Meine erste Reise nach Griechenland führte mich in den 80er-Jahren in ein sehr kleines Bergdorf. Es war Herbst und Zeit der Dorffeste. Man saß zusammen auf dem Dorfplatz, aß und trank, und zu späterer Stunde wurde getanzt. In Vorbereitung auf die Reise hatte ich einen Basis-Kurs Griechisch und einen dazu gehörenden Tanzkurs gemacht – perfekt! Als dann ein Lied gespielt wurde, das ich kannte (und das ein oder andere Glas Retsina geleert war), habe ich mich den Tanzenden angeschlossen.

Was ich nicht wusste: Die Musik wird von einer Familie bestellt und gezahlt. Und die tanzt dann. Sonst niemand. Außer mir eben. Man fand die fremde Tänzerin vermutlich sehr merkwürdig, aber nett, und irgendeine Familie hat dann für mich den nächsten Tanz bestellt. Den kannte ich nicht, half aber nichts. Mir wurde das Tuch in die Hand gedrückt, und ich habe die längsten Minuten meines Lebens eine XXL-Tanzschlange mitten auf dem Dorfplatz angeführt. Die Dorfjugend hat sich sehr amüsiert, und ich bin danach sehr viel vorsichtiger geworden.
– Anke

Ein bergiger Tempel in Busan

Im Korea-Urlaub hatte ich die Freundin, mit der ich unterwegs war, davon überzeugt, zu einem weit entfernten Tempel zu fahren. Nur wusste ich da nicht, dass der Weg ab der Bushaltestelle uns endlos lang einen Berg hinaufführen sollte. Laut Google Maps sollten es nur 13 Minuten sein … es wären aber eher 45 gewesen. Und es waren 30 Grad.

Stur und optimistisch, wie ich es manchmal bin, sah ich beim Blick den Berg hoch kein Problem und unterschätzte den Abstand maßlos. Die Menschen, die uns bei unserem Aufstieg durchs Dorf zusahen, schauten uns lachend hinterher – meine Reisekumpanin bekam immer schlechtere Laune. Doch dann hielt ein Taxifahrer an und rief uns zu sich. Wir waren von dem ersten Teil der Wanderung schon so fertig, dass wir sofort einstiegen. Er fragte uns, ob wir zum Tempel wollten, wir bejahten. Er fuhr uns fünf bis zehn Minuten den steilen Berg hoch, doch als wir dafür bezahlen wollten, lachte er nur und winkte ab. Wir waren unfassbar dankbar. Auf dem Rückweg fanden wir dann eine unbeschilderte Abkürzung … die uns immerhin in ca. 20 Minuten wieder hinunter zur Bushaltestelle brachte.
– Lena

Eine besondere Begegnung

Ich habe nach dem Abi mit meiner besten Freundin Urlaub auf Mallorca gemacht, das war 2005. Auf dem Rückflug mussten wir am Flughafen warten. Da bin ich mit einem älteren, sehr netten Herren ins Gespräch gekommen. Es stellte sich heraus, dass er Auschwitz-Überlebender war und Vorträge an Schulen hält. Er war wie ich aus Potsdam und hieß Willi Frohwein. Mittlerweile ist er verstorben. Als junge Frau hat mich allein die Tatsache mit Ehrfurcht erfüllt, einen Überlebenden zu treffen, da ich mich zu der Zeit sehr damit auseinandergesetzt hatte. Ich war tief beeindruckt. Und dann hat er mir die Tätowierung seiner Häftlingsnummer gezeigt: 122785. Ich habe am 22.7.85 Geburtstag.
– Julia

Nur schnell zum Strand

Im Strandurlaub mit meiner Mutter wartete sie vor unserer Unterkunft in einem roten VW-Golf auf mich. Ich wollte nur rasch mein Surfbrett und meinen Neoprenanzug holen und wieder ins Auto springen. 

Wieder unten vorm Hotel, lief ich gehetzt zum Auto, öffnete hektisch den Kofferraum, schub mein Board ins Auto, schmiss meinen Wetsuit auf die Rückbank, lief nach vorn und setze mich mit einer Selbstverständlichkeit auf den Beifahrersitz. Etwas außer Atem schaute ich “Okay, los geht’s!” und schaute nach links.

Den erschrockenen Blick des fremden Mannes werde ich nie vergessen. Völlig perplex und verwundert schaute er mich an. Ich lachte laut los und entschuldige mich. Meine Mutter saß nur wenige Meter davor im optisch selben Wagen und hatte die Situation im Rückspiegel beobachtet. Wir beide mussten Tränen lachen, als ich zu ihr ins “richtige” Auto stieg.
– Laura 

Unauffällig geht anders

Mein erster Besuch bei der Familie meines ehemaligen Freundes in einem griechischen Bergdorf verlief nicht ganz konfliktfrei. Nach einem größeren Streit beschloss ich, abzufahren. Unangekündigt und jugendlich dramatisch. Der Plan war: Per Anhalter ins nächste Dorf und von dort mit Bus und Bahn nach Deutschland. Der ideale Zeitpunkt schien mir die XXL-Dorf-Mittagspause. Was ich nicht bedacht hatte: Da fährt dann auch kein Auto – außer dem Müllwagen.

Die Müllleute haben mich einsame Wanderin mitgenommen – hurra! – und sind nach ein paar Kilometern in den Wald abgebogen – huch! Ich habe vor Angst einen riesen Zirkus gemacht und den Männern alle griechischen Schimpfworte, die ich kannte, an den Kopf geworfen. Bis wir an der Müllkippe ankamen. Einfach eine Müllkippe im Wald … Der Rest der Fahrt ins nächste Dorf verlief ruhig. Mit mir kam die Geschichte von der hysterischen Deutschen im Dorf an, und noch bevor der Bus kam, hatte mich die Familie wieder eingesammelt.
– Anke

Source: Aktue