Emotionale Intimität: Kann man emotionale Verbundenheit lernen?

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Emotionale Intimität ist oft der Schlüssel für glückliche Langzeitbeziehungen. Zu wissen, wie man sie aufbaut, ist aber nur die halbe Herausforderung.

Die Forschung hat gezeigt, dass ein hohes Maß an emotionaler Intimität dazu beiträgt, das sexuelle Interesse und die Liebe zwischen Partner:innen in langfristigen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Was bedeutet es, emotional verbunden zu sein? Und kann man emotionale Intimität lernen?

Was ist emotionale Intimität?

Intimität ist ein tiefes, bedeutungsvolles Gefühl der Nähe und Verbundenheit mit einer anderen Person. Emotionale Intimität bezieht sich auf den psychologischen Teil dieser Bindung, bei der du dich bei deinem Gegenüber so sicher und geborgen fühlst, dass du deine Verletzlichkeit ohne Angst zum Ausdruck bringen kannst. Emotionale Intimität ist für stabile Beziehungen unerlässlich. Sie umfasst die Vorstellung, von einem anderen Menschen gesehen, gekannt und verstanden zu werden. Aber sie ist keine Einbahnstraße. Emotionale Intimität bedeutet also auch, dass man einer anderen Person erlaubt, einen so zu sehen, wie man wirklich ist. Um diese Verbindung aufzubauen, musst du deinen Schutzmantel ablegen und einer anderen Person deine intimsten Gefühle anvertrauen – was nicht immer einfach ist. 

Anzeichen für emotionale Intimität

  • Du fühlst dich sicher, wenn du deine privaten Probleme und Sorgen mit deinem Gegenüber teilst, denn du weißt, dass er/sie dir zuhören wird, ohne dich zu verurteilen.
  • Wenn dich etwas an der Art und Weise stört, wie dein Gegenüber dich behandelt, kannst du darüber sprechen, ohne verurteilt zu werden.
  • Die Person ist dir sehr wichtig und du weißt, dass sie dasselbe für dich empfindet.
  • Wenn dein Gegenüber leidet, öffnet sich dein Herz und du empfindest tiefes Mitgefühl.
  • Du bist aufrichtig an der anderen Person interessiert und begrüßt es, wenn sie ihre Erfahrungen und Gefühle mit dir teilt – und umgekehrt ist es genauso.
  • Ihr könnt miteinander über die Geschehnisse bei der Arbeit sprechen, wobei jeder dem anderen hilft, sich sicher und bestätigt zu fühlen.
  • Gemeinsame Unternehmungen, die euch beiden Spaß machen, sind ein wichtiger Bestandteil eurer Partnerschaft.

Anzeichen für einen Mangel an emotionaler Intimität

Beziehungen, denen es an emotionaler Intimität mangelt, sind oft durch mangelndes Vertrauen, schlechte Kommunikation, Geheimnisse und andere Red Flagsgekennzeichnet. Hier einige Anzeichen, die für einen Mangel an emotionaler Intimität sprechen.

  • Du hast Angst, deine verletzlichsten Gefühle oder peinliche Erfahrungen mitzuteilen.
  • Die Beziehung fühlt sich oberflächlich an.
  • Du fühlst dich von der anderen Person nicht gesehen, gehört oder verstanden.
  • Du weißt oft nicht, woran du bei der anderen Person bist, und hast das Gefühl oder die Befürchtung, dass du von ihr verurteilt oder kritisiert wirst.
  • Die Gespräche neigen dazu, einseitig zu sein. Eine Person dominiert ständig die Diskussion.
  • Du fühlst dich in der Beziehung einsam.

Hier findest du Rat, wenn du Zweifel an der Beziehung hast.

Wie kann emotionale Intimität aufgebaut werden?

Die Methoden, die in einer Beziehung am wirksamsten sind, können so individuell sein wie die beteiligten Personen. Deshalb schlagen Forschende mehrere Möglichkeiten vor, um eine gesunde emotionale Verbindung herzustellen. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Beziehung etwas mehr emotionale Nähe gebrauchen könnte, dann sind die folgenden Tipps vielleicht hilfreich.

  • Handy weg
    Fokussiert euch voll und ganz aufeinander. Das bedeutet: Wenn ihr euch bewusst Zeit zu zweit nehmt, haben Handys und sonstige elektronische Geräte nichts in eurer näheren Umgebung zu suchen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 können Smartphones und Co. die Beziehung eines Paares beeinträchtigen, wenn eine Person das Gefühl hat, die andere schenke ihrem Telefon mehr Aufmerksamkeit. 
  • Seid emotional verfügbar
    Es kann eine Herausforderung sein, in einer Beziehung emotional verfügbar zu sein, denn damit macht man sich angreifbar. Doch dieses Risiko müssen wir eingehen, wenn wir uns eine tiefgründige Beziehung wünschen. Echte emotionale Intimität geht in beide Richtungen – und wenn eine Person das Gefühl hat, dass sie die ganze emotionale Arbeit leistet, können Probleme in der Beziehung entstehen. 
  • Offene Kommunikation
    Eine offene Kommunikation ermöglicht dir und deinem Gegenüber, Vertrauen und Einfühlungsvermögen aufzubauen. Wenn du offen und ehrlich kommunizierst, gibt es keine versteckten Bedeutungen oder Mutmaßungen. Du erfährst, was dein Gegenüber sagt, was er/sie meint und kannst darauf vertrauen, dass er/sie seine/ihre wahren Gefühle wiedergibt. Hier erfährst du mehr: Paarkommunikation verbessern.
  • Zuneigung zeigen 
    Wenn du deinem Gegenüber deine Zuneigung zeigst, sei es körperlich oder durch Aufmerksamkeit, fühlt sich die Person wertgeschätzt. Es zeigt, dass du seine/ihre Anwesenheit in deinem Leben zu schätzen weißt. Das muss nicht nur auf sexuelle Weise sein. Ganz im Gegenteil: Wenn du diese Zuneigung auf andere Weise zeigst, kannst du deinem Gegenüber zeigen, dass sein/ihr Wert über das hinausgeht, was er/sie körperlich in die Beziehung einbringt.

Hier gibt es weitere Tipps, wenn du deine Beziehung retten willst.

Fragen für den Aufbau emotionaler Intimität

Fragen sind ein guter Anfang für emotionale Intimität und sie können dir helfen, ein tiefergehendes Gespräch zu beginnen. Hier einige Beispiele.

  • Was schätzt du am meisten an unserer Beziehung?
  • Wie kann ich dich am besten unterstützen, wenn du einen schlechten Tag hast?
  • Was ist deine schönste Erinnerung an uns?
  • Gibt es derzeit irgendwelche Herausforderungen, die dich belasten oder vor denen du Angst hast?
  • Welche Werte und Überzeugungen sind für dich am wichtigsten?
  • Kannst du mir von einer Zeit erzählen, in der du dich am glücklichsten gefühlt hast?
  • Was wäre deine Traumzukunft?
  • Wo war dein Lieblingsort als Kind?
  • Hattest du jemals einen lustigen, aber peinlichen Moment?

Hier findest du weitere Deep Talk Fragen, um emotionale Nähe herzustellen.

Warum fürchten manche Menschen emotionale Intimität?

Menschen können emotionale Intimität aus vielen Gründen fürchten oder vermeiden. Frühere schlechte Erfahrungen in Beziehungen können dazu führen, dass eine Person Angst vor Ablehnung oder Verlustangst hat und sich zurückhält, um nicht verletzt zu werden. Manche befürchten, dass die Beziehung sie verausgaben wird und haben Angst, ihre Identität zu verlieren, wenn die Beziehung stärker wird. Wenn du bei dir oder deinem Gegenüber eine solche Angst vermutest, könnte dem ein unsicherer Bindungsstil zugrunde liegen. Mehr dazu findest du hier: Bindungstypen.

Verwendete Quellen:

Source: Aktue