Fernbeziehung: Wie sinnvoll ist eine Beziehung auf Distanz?

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Wahre Liebe kann nichts trennen – auch nicht die räumliche Distanz? Wann eine Fernbeziehung Sinn ergibt und was dafür zu tun ist. 

Früher waren Fernbeziehungen eine Anomalie, die oft erst später in einer bestehenden Partnerschaft auftraten. Eine Person musste wegen des Studiums, der Arbeit oder des Militärdienstes umziehen und die Beziehung musste sich an diese Veränderung anpassen – wenn sie nicht vorher aufgelöst wurde. Heutzutage können wir uns auch aus anderen Gründen aus der Ferne lieben. Mit dem Internet ist es einfacher denn je, eine romantische Beziehung auf Distanz einzugehen. 

Eine Fernbeziehung kann herausfordernd sein. Sie hat aber auch das Potenzial, etwas ganz Großes zu werden. Egal ob nah oder fern – Partnerschaften sind immer mit Arbeit verbunden. Wenn du eine Fernbeziehung führst oder eine solche in Erwägung ziehst, kann es hilfreich sein, die allgemeinen Vor- und Nachteile dieser Art von Beziehung zu kennen. 

Wie lange kann man eine Fernbeziehung führen?

Für viele scheint es fast unmöglich, eine Fernbeziehung zu führen. Doch das ist bei weitem nicht der Fall. Ja, Fernbeziehungen sind mit Herausforderungen und Schwierigkeiten verbunden, die in geografisch nahen Beziehungen nicht auftreten. Das bedeutet aber nicht, dass deine Beziehung auf Distanz zum Scheitern verurteilt ist. Oder nur für einen bestimmten Zeitraum machbar ist. Studien haben ergeben, dass Menschen in Fernbeziehungen ein gleiches oder höheres Maß an Zufriedenheit, starker Kommunikation und Intimität aufweisen. 

Wie funktioniert eine Fernbeziehung am besten?

Wenn man die oben zitierte Studie berücksichtigt, bedeutet das also, dass die Aufrechterhaltung positiver Gefühle und Interaktionen sowie die Vermittlung des Gefühls der Sicherheit, Geborgenheit und Verbundenheit für Fernbeziehungen genauso wichtig sind wie für Beziehungen in der gleichen Stadt. Einfacher gesagt: Was du in einer geografisch nahen Beziehung tun würdest, gilt auch für Fernbeziehungen. Tauche in die Welt deines Partners oder deiner Partnerin ein, auch wenn er/sie weg ist. Lass ihn/sie an dem peinlichen Fauxpas teilhaben, der dir in der Mittagspause passiert ist. Schicke Bilder von dem Sonnenuntergang aus deinem Fenster oder dem Abendessen, das du dir gekocht hast. Es gibt aber noch weitere Tipps, die du berücksichtigen kannst. 

  • Versucht, euch regelmäßig zu sehen: Was die Kommunikation betrifft, sind Videotelefonate schon ein großer Fortschritt. Allerdings ist auch der persönliche, physische Kontakt besonders wichtig. Fernbeziehungen können genauso gut wie Beziehungen in der gleichen Stadt funktionieren – solange ihr euch möglichst regelmäßig persönlich trefft. In welchem Abstand diese Treffen stattfinden sollten, gilt es nach und nach herauszufinden. Empfehlenswert ist allenfalls vierteljährlich. 
  • Plant direkt euer nächstes Treffen: Es ist wichtig, dass ihr immer wisst, wann ihr euch das nächste Mal persönlich sehen werdet. Ein genaues Datum bedeutet, dass ihr immer etwas habt, worauf ihr euch freuen könnt. 
  • Normale Beziehungsregeln einhalten: Kommuniziert offen, macht eure Erwartungen und Bedürfnisse deutlich, bemüht euch um Intimität und Vertrauen. Es ist wichtig, dass ihr beide eure Versprechen einhaltet. Wenn ihr zum Beispiel plant, einmal am Tag zu telefonieren, dann betrachtet dies als wesentlichen Bestandteil eurer Beziehung. 
  • Redet morgens und abends: Ein Check-in am Morgen und am Abend vor dem Schlafengehen kann wichtig sein. Auf diese Weise bekommt ihr das Gefühl, dass ihr am Anfang und am Ende des Tages miteinander verbunden seid. In einer Fernbeziehung können die Morgen- und Abendstunden auch die Tageszeiten sein, in denen man sich am einsamsten fühlt. Daher ist es ratsam, in diesen Momenten in Kontakt zu sein. 
  • Respekt und Verständnis: Respektiere, wo sich dein:e Partner:in gerade befindet – sowohl physisch als auch emotional. Wenn eine Person nach einem langen Arbeitstag erschöpft ist, dann ist es wichtig zu verstehen, dass sie vielleicht etwas Zeit braucht, um sich zu erholen, bevor sie zu einem Gespräch bereit ist. Dieses Verständnis geht meist mit Vertrauen einher. 
  • Bedeutungsvolle Gespräche und Momente teilen: Tägliche Gespräche sind wichtig, aber es ist auch wichtig, ein wenig tiefer zu gehen. Findet Aktivitäten, die ihr gemeinsam aus der Ferne unternehmen könnt: Etwa Filme ansehen, Bücher lesen oder andere Aktivitäten, die euch Spaß machen. Das schafft Gelegenheiten, euch verbunden zu fühlen.
  • Sprecht über die Zukunft: Fernbeziehungen können eine Herausforderung sein. Umso wichtiger ist es, die Zukunft im Blick zu behalten. Sprecht regelmäßig darüber, wie die kommenden Wochen, Monate oder gar Jahre aussehen. Das kann es leichter machen, euch darüber klar zu werden, dass eine Fernbeziehung nicht für immer sein muss und so aussehen wird wie jetzt. 
  • Fragt nach den Gefühlen der anderen Person: Mit Fragen wie: “Wie kann ich dich unterstützen?”, “Was brauchst du im Moment am meisten von mir?” oder “Wie geht es dir?” kommt ihr einander auf emotionale Weise näher. Geht es deinem Partner oder deiner Partnerin nicht gut? Dann bereite dich auf einen Notfallbesuch vor. Kannst du physisch gerade nicht anwesend sein? Dann überrasche sie/ihn mit gelieferten Blumen oder lass ihm/ihr Essen zukommen. 
  • Veränderungen ansprechen: Wenn sich in der Beziehung etwas verändert hat, ist es wichtig, dass ihr darüber sprecht. Fragt, ob euer Gegenüber das Gleiche wahrnimmt und findet gemeinsame Lösungen. 
  • Keine Angst vor Sexting: Sexting mag vielleicht erstmal etwas beschämend klingen, aber es kann eine großartige Möglichkeit sein, den Funken in der Fernbeziehung aufrechtzuerhalten. Es ist jedoch wichtig, einen Zeitpunkt zu finden, an dem ihr dies beide gut durchführen könnt und in der Stimmung dazu seid. Tipps gibts hier: Sexting.

Vorteile einer Fernbeziehung

  • Emotionale Bindung und Intimität: Viele Menschen beginnen eine Beziehung aufgrund ihrer körperlichen Anziehungskraft und Chemie. Da sich die Partner:innen in einer Fernbeziehung oft erst kennenlernen, bevor sie körperlich intim werden, können sie zunächst effektive Kommunikationsfähigkeiten und eine emotionale Bindung aufbauen. 
  • Vertrauen: Vertrauen ist ein wichtiger Bestandteil einer romantischen Beziehung. Da du in einer Fernbeziehung dein eigenes Leben außerhalb der Beziehung führst, kannst du lernen, die Zeit deines Lieblingsmenschen zu respektieren und gleichzeitig deine eigene zu genießen. Ihr könntet auch eine Routine entwickeln, indem ihr euch zu verschiedenen Zeiten am Tag meldet. Das baut Vertrauen auf und vermittelt ein Gefühl der Geborgenheit. 
  • Widerstandsfähigkeit: Viele Partner:innen, die eine Fernbeziehung führen, freuen sich darauf, eines Tages auch geografisch eine Einheit zu bilden. Nicht ohne Grund kann die Entfernung manchmal ein Stressfaktor sein. Diese Beanspruchung zu bewältigen und gemeinsam Wege zu finden, damit umzugehen, kann eure Widerstandskraft als Paar stärken. 
  • Mehr Me-Time: Bist du eine Person, die viel Energie aus dem Alleinsein zieht? Dann kommt dir eine Fernbeziehung vielleicht sogar ganz gelegen. Unser Alltag ist ohnehin schon gefüllt mit Arbeit, Hobbys und Freund:innen. Natürlich solltest du die Zeit, die eine Fernbeziehung benötigt, nicht unterschätzen – aber zumindest unter der Woche kannst du dir sicher sein, genügend Zeit für dich selbst zu haben. 

Herausforderungen einer Fernbeziehung

  • Erwartungen vs. Realität: Wenn wir jeden Tag oder zumindest regelmäßig Zeit mit dem Partner oder der Partnerin verbringen, beinhalten die Interaktionen eine Menge alltäglicher Dinge, wie krank sein, einkaufen, Zähne putzen oder einfach nur erschöpft vor dem Fernseher sitzen. In Fernbeziehungen jedoch stoßen die Erwartungen, dass persönliche Treffen magisch, voller fantastischem Sex und besonders romantisch sind, oft an die Grenzen dessen, wie das Leben tatsächlich funktioniert.
  • Beziehungsprobleme falsch zuordnen: In Fernbeziehungen ist es aufgrund der Entfernung einfacher, Beziehungsprobleme abzutun oder zu ignorieren. Wir schreiben sie dem Stress, der Entfernung an sich oder dem Fehlen des anderen zu. Es ist schwieriger einzuschätzen, ob sich die andere Person wirklich für die Beziehung einsetzt, weil wir das Verhalten nicht täglich beobachten können. Eine Forschung hat ergeben, dass Gefühle wie Aufregung, Eifersucht, Liebe und Wut bei Menschen in Fernbeziehungen tendenziell extremer sind – was bedeutet, dass es eher zu gefühlsbetonten Entscheidungen und unnötigen Streitereien kommen kann.
  • Herausforderungen in der Kommunikation: Eine Fernbeziehung kann zur Herausforderung werden, wenn ihr Probleme mit der Kommunikation habt. Denke immer daran, dass Textnachrichten schwierig zu interpretieren sein können – egal, ob eure Beziehung noch frisch ist oder schon lange besteht. Vielleicht einigt ihr euch lieber darauf, wichtige Themen per Telefon zu besprechen, um die Gefahr von Missverständnissen zu verringern. Hier gibt es Tipps: Paarkommunikation verbessern.
  • Mangelnde körperliche Intimität: Wenn du eine Person bist, die körperliche Nähe schätzt, kann der Versuch, eine Fernbeziehung zu führen, deine psychische Gesundheit und dein allgemeines Wohlbefinden beeinträchtigen. Das Fehlen einer körperlichen Verbindung kann sich auch negativ auf eure Beziehung auswirken, wenn du oder dein Gegenüber Liebe durch körperliche Berührung ausdrücken. Findet heraus, welches eure Sprache der Liebe ist. 
  • Online-Risiken: Viele Fernbeziehungen beginnen online. Unabhängig davon, ob du deine potenzielle wahre Liebe über eine Dating-App oder eine Website kennenlernst, solltest du Vorsicht walten lassen und fiese Dating-Maschen sowie Red Flags nicht ignorieren. Zu letzterem können Folgende gehören: Deine Nachrichten oder Anrufe werden lange Zeit ignoriert; Weigerung, über ein persönliches Treffen zu sprechen; Häufige Bitten um finanzielle Unterstützung. 
  • Finanzielle Belastung: Die finanzielle Belastung ist ein offensichtlicher Faktor, mit dem sicher jede Person in einer Fernbeziehung schon mal konfrontiert wurde. Schaut, inwiefern ihr das Beste aus euren Reisen herausholen könnt und wo es sich lohnt, einzusparen. 

Date-Ideen für Paare, die auf Distanz leben 

Fassen wir zusammen: Fernbeziehungen können anstrengend sein. Aber die Tatsache, dass ihr nicht rund um die Uhr zusammen seid, bedeutet nicht automatisch, dass eure Beziehung leiden muss. Sicher kann keine Online-Aktivität das Gefühl ersetzen, was ihr habt, wenn ihr euch nach einer langen Zeit endlich wieder in die Arme schließen könnt. Mit der richtigen Portion Kreativität und Mühe könnt ihr den Funken jedoch am Leben erhalten – auch wenn ihr meilenweit voneinander entfernt seid. 

  • Filmabend: Gibt es einen neuen Film, den ihr beide unbedingt sehen wollt? Dann schaltet ihn jeweils auf euren Geräten ein, während ihr per Videochat telefoniert.
  • Weinprobe: Viele Unternehmen bieten Verkostungspakete an, die direkt zu dir nach Hause geliefert werden. So kann jeder von euch ein Paket bestellen und ihr könnt gemeinsam probieren, während ihr miteinander telefoniert.
  • Buchclub: Egal, ob ihr euch für Sachbücher oder den neuesten Krimi interessiert – wenn ihr das gleiche Buch lest, habt ihr immer etwas, worüber ihr euch unterhalten könnt. 
  • Gemeinsam kochen: Dank Facetime, Skype und Co. können wir uns überall verabreden. Legt einfach eine Uhrzeit fest und kocht gemeinsam ein Abendessen. 
  • Deep-Talk-Fragen: Deep-Talk-Fragen sind eine großartige Möglichkeit, um einander auf einer tieferen Ebene kennenzulernen. 

Fazit: Wie sinnvoll ist eine Fernbeziehung?

Eine Fernbeziehung kann eine Herausforderung darstellen, aber auch die Chance bieten, eine dauerhafte Beziehung aufzubauen. Jeder Art von Beziehung ist Arbeit, doch wenn ihr bereit seid, für eure Liebe zu kämpfen, gut miteinander kommuniziert und Interesse am Leben der anderen Person zeigt, kann aus allen Beziehungsformen etwas Großes werden. 

Verwendete Quellen:

Source: Aktue