"Fitteste Frau Deutschlands 2022": Katharina Isele über den besten Trick gegen Muskelkater und blöde Kommentare auf Social Media

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Katharina Isele macht Funktional Fitness und stemmt Gewichte. Mit Erfolg! Seit 2022 trägt sie den Titel “Fitteste Frau Deutschlands”. Unserer Autorin hat sie nicht nur ihre Tricks gegen Muskelkater, sondern auch Tipps für effektives Training verraten und erklärt, warum CrossFit so viel mehr als Muskeln und Kalorienverbrennen ist und warum sie viel mehr Frauen für Krafttraining begeistern will.

Brigitte.de: Du bist die “Fitteste Frau Deutschlands 2022”. Wie bist du zum Sport gekommen?

Katharina Isele: Ich habe in meiner Kindheit und Jugend nie Sport gemacht und eigentlich erst mit 21 Jahren damit angefangen, weil ich übergewichtig war. Ein Arbeitskollege hat mich zum CrossFit mitgenommen und meinte: “Du wolltest doch immer abnehmen. Es gibt jetzt hier so was Neues. Lass uns das mal machen”. Und dann dachte ich: Ja, okay, wie schlimm soll das schon sein? – Es war schlimm!

Du hättest dir ja etwas Entspannteres aussuchen können, warum gerade CrossFit und Krafttraining?

Ich habe schon vorher versucht, irgendwie abzunehmen ­– mit Laufen zum Beispiel oder ganz klassisch weniger essen. Ich habe alles wirklich schon probiert und nichts habe ich durchgezogen, weil mir das einfach keinen Spaß gemacht hat. Was ich an funktionaler Fitness so toll finde, ist, dass das Training nie dasselbe ist und man so viele verschiedene Elemente hat. Es gibt die turnerische Komponente, das Gewichtheben, das Krafttraining, ein bisschen Bodybuilding, viel Ausdauer. Ich habe noch nie das gleiche Workout zweimal gemacht. Es kommt vielmehr auf die Zusammenstellung an. Kniebeugen allein beispielsweise sind easy, aber wenn ich davor 800 Meter gelaufen bin, ist es nicht mehr so entspannt. Das macht das Ganze sehr, sehr abwechslungsreich. Ich bin zwar keine Spezialistin in irgendwas, aber ich versuche Spezialistin in allem zu sein. Und dieses Fitnesslevel, was man dadurch erreicht, finde ich wahnsinnig cool.

Wenn ich mit CrossFit anfangen möchte, brauche ich bestimmte Voraussetzungen, damit ich nicht ausgelacht werde?

Da muss sich niemand Sorgen machen, ausgelacht zu werden. Die CrossFit Community ist wahnsinnig offen, super vielfältig und ganz bunt, da ist jede:r herzlich willkommen, egal welches Fitnesslevel man hat und wie man ausschaut. Da entsteht eine sehr schöne Gemeinschaft. Es ist viel wichtiger, Leute zu motivieren, fitter zu werden, um schneller oder stärker zu werden. CrossFit ist so breit aufgestellt, dass es nahezu jede:r machen kann.  

Eine der größten Hürden ist das Thema Zeit im stressigen Alltag. Wie oft, würdest du sagen, sollte man pro Woche Sport machen, um eine gesunde Grundfitness zu erreichen?

Eine gewisse Grundfitness ist für jede:n anders. Da möchte ich keine Empfehlung geben. Ich persönlich bin ein Fan davon, lieber zweimal die Woche zu trainieren und das regelmäßig, statt sechs Wochen lang sechsmal die Woche und dann nie wieder. Gerade im höheren Alter ist es sehr wichtig, dass du fit und vital bist, um beispielsweise Verletzungen vorzubeugen.

Wie oft trainierst du in der Woche?

Ich habe in der Woche zwölf Trainingseinheiten – zweimal am Tag, sechs Tage die Woche und einen Tag Pause. Damit komme ich in etwa auf 25 Stunden pro Woche.

Hast du eigentlich noch Muskelkater?

Doch, diese Woche war es ganz schlimm. Am Sonntag hatten wir Schlittenschieben im Workout. Mein Trainer Ben liebt das Tool. Damit kann man sehr intensiv trainieren, ohne die Gelenke zu stark zu beanspruchen. Davon und von diversen Ausfallschritten hatte ich den schlimmsten Muskelkater seit langem. Aber ich freue mich auch über jeden, der noch kommt, weil das natürlich nicht mehr so ist wie am Anfang. Wenn er allerdings kommt, dann ist er auch echt heftig.

Aber stimmt es denn, dass man mit Muskelkater nicht trainieren sollte?

Das kommt etwas auf das Ziel an. Wenn jemand freizeitmäßig dreimal die Woche Sport macht und dann Muskelkater hat, würde ich empfehlen, am nächsten Tag nicht die gleichen Muskelgruppen zu trainieren. Dann lieber locker Fahrradfahren oder schwimmen zum Beispiel. Aber Bewegung an sich tut immer gut, denn dadurch wird die Durchblutung in Schwung gebracht und meistens geht’s einem dann besser, weil nicht alles so verklebt. Ich selbst habe da allerdings nicht so die Auswahl: Was gemacht werden muss, muss eben gemacht werden, wenn man im Leistungsbereich trainiert. 

Hast du einen Geheimtipp gegen Muskelkater? 

Schlafen!

Schlaf ist wichtig für die Regeneration, ebenso, dass man sich ausruht und gut ernährt. Magnesium, Zink, Omega drei und etwas, das den Elektrolythaushalt wieder auffüllt, ist auch immer gut. 

Welche Übung würdest du Leuten empfehlen, die möglichst schnell fit werden wollen?

Um jemanden möglichst schnell fit zu kriegen, würde ich eine Kombination aus Burpees und Thruster empfehlen. Thruster ist eine Kniebeuge mit einer Langhantel die über Kopf endet – also den ganzen Körper beansprucht – genauso wie der Burpee. Aber Training sollte in erster Linie Spaß machen, so, dass man es regelmäßig macht und dann kommen die Erfolge von ganz allein. 

Wie überwindet man den inneren Schweinehund, wenn man ein richtiger Sportfauli ist?

Als erstes gilt es, eine Sportart zu finden, die dir Spaß macht. Dann machst du sie auch gerne. Wenn du nicht laufen gehen willst, dann geh bitte nicht laufen. Wenn dir Krafttraining Spaß macht, mach Krafttraining. Auch wichtig: Ausreden minimieren. Das bedeutet: Pack dir deine Sporttasche gleich ins Auto, fahr nach der Arbeit direkt zum Training oder mach es davor. Setz ein richtiges fettes Date und Blocker in deinen Kalender. Und das nimmst du ernst: Nein, da kann ich nicht, da bin ich beim Sport. Vielleicht kannst du das auch mit einem Freund oder einer Freundin zusammen machen. Und das Wichtigste: Sieh Sport nicht als Zwang, um Kalorien zu verbrennen, sondern sieh es als Privileg, dass du einen gesunden Körper hast und dass du in der Lage bist, was für dich zu machen.

Katharina Isele
© lululemon

Kraftsport und Muskeln gelten immer noch als männlich. Bekommst du oft dumme Sprüche zu hören? 

Also Frauen und Muskeln ist, obwohl es Bodybuilding schon lange gibt, immer noch ein Thema und es ist immer noch was Besonderes. In meiner Bubble ist es natürlich völllig normal. Da begegnen mir keine Kommentare wie “Du hast aber zu kräftige Arme” etc. Aber außerhalb der CrossFit Bubble kriege ich sehr viele Sprüche zu hören. In den meisten Fällen sind die aber nicht negativ, sondern eher aus Neugier. 

Im Endeffekt ist es ein bestimmter Körpertyp und das muss einem gefallen. Das ist mit anderen Dingen wie der Haarfarbe oder ähnlichem genauso: Wenn einem Mann keine roten Haare gefallen, wird er mich auch nicht gut finden. Wer Muskeln an Frauen nicht schön findet, dann taugt demjenigen das einfach nicht. Ist auch vollkommen okay. Aber ich persönlich freue mich natürlich schon über diese Entwicklung, die gerade in den sozialen Netzwerken und in unserer Gesellschaft zu sehen ist, dass immer mehr unterschiedliche Körpertypen in Werbungen zu sehen sind und auch andere Vorbilder mediale Aufmerksamkeit bekommen. Bloß weil man mehr wiegt, ist man nicht falsch. Wenn man muskulös ist, ist man nicht gleich männlich. Ich sehe mich als sehr weiblich, fühle mich auch so und ich finde nicht, dass man Muskeln und Frau sein voneinander trennen muss.

Kommen blöde Kommentare auf Social Media?

Ja, gerade letztens hat mir wieder irgendjemand geschrieben, ob ich mich schon mal angeschaut habe, ob das wirklich ich auf den Bildern bin und das Frauen nicht so aussehen sollten. Das würde einfach nicht passen… Du kannst im Internet sehr anonym deine Meinung sagen, ohne dass es Konsequenzen hat.

Da muss man sich schon ein dickes Fell wachsen lassen. Ich habe auch schon viel Gegenwind dafür bekommen, aber sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Da kam schon die Frage, warum ich kein Sixpack habe? Das passt nicht in das Bild der Menschen, dass sie von der fittesten Frau Deutschlands 2022 haben, die Leute sich halt so vorstellen. Ich habe nicht so einen niedrigen Körperfettanteil, aber ich fühle mich in meinem Körper wohl und ich kann damit sehr gut Leistung bringen. Ist mir aber auch schon begegnet, dass Leute dann gesagt haben: Die hat aber einen ganz schön hohen Körperfettanteil dafür, dass sie so viel Sport macht. Und wenn sie zehn Kilo leichter wäre, wäre sie dann nicht leistungsfähig? Also nein, nur weil man ein Sixpack hat, ist man deswegen nicht fitter oder gesünder. Und nur weil jemand große Oberarme hat, bedeutet das nicht, dass er:sie leistungsfähig ist

Aber insgesamt überwiegen die positiven Kommentare und ich persönlich habe mir eine sehr nette Community auf Instagram aufgebaut. 

Was ist dir Besonders wichtig, zu vermitteln?

Dadurch, dass ich oft aus dem Muster falle, ist es meine Mission, Frauen zu ermutigen. Krafttraining ist für uns Frauen sehr wichtig. Das muss man natürlich nicht exzessiv machen, aber einfach, damit der Körper lange fit und gesund ist. Wenn du keine Rumpfmuskulatur hast, was hält dich dann, wenn du den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt? Ein gutes Beispiel sind auch Rückenschmerzen: Die Leute fangen mit Krafttraining an und die Rückenschmerzen sind weg.  Außerdem ist Kraftsport auch Prävention, damit wir im Alter nicht so verletzungsanfällig sind und damit der Körper bis zum hohen Alter noch funktioniert. Krafttraining ist nicht nur in jungen Jahren gut und gesund, sondern extrem wichtig fürs Älterwerden. Das vergessen viele leider.

Katharina Isele begann vor acht Jahren mit CrossFit, weil sie ihr Leben verändern wollte – jetzt ist sie die Fitteste Frau Deutschlands 2022 und eine der beliebtesten deutschen CrossFit-Athletinnen. Sie macht aber nicht nur CrossFit, Katharina nimmt auch an den Deutschen Meisterschaften im Gewichtheben teil, die sie 2022 gewann! Sie steht für Body Positivity und möchte andere für den Sport begeistern – egal auf welchem Fitnesslevel sie sind. Außerdem ist Katharina seit diesem Jahr Markenbotschafterin der Sportmarke Lululemon, die ebenso für Bodypositivity steht, wie Katharina selbst. 

Source: Aktue