Frauen ab 60: 3 Wege, um positiv zu altern

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Das Älterwerden hat einen schlechten Ruf in unserer Gesellschaft. Wie wir dieses Narrativ durchbrechen können.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der nicht gerade mit wohlwollendem Blick auf den unumstößlichen Fakt geschaut wird, dass der menschliche Körper altert. Dass unsere Haut mit den Jahren erschlafft, unser Haar ergraut, unsere Gelenke versteifen. Dass mit dem fortschreitendem Alter Veränderungen an uns – unserem Körper, aber auch unserer Psyche – vonstatten gehen, die wir nur bedingt verhindern können.

Diese Veränderungen wie auch das Älterwerden an sich sind grundsätzlich tendenziell negativ behaftet, wie eine Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes deutlich macht: Demnach sehen jüngere Menschen der Bevölkerung ältere Menschen und das Altern allgemein oft eher negativ. “Altsein” wird mit Unzufriedenheit und Depression gleichgesetzt – dabei stimmt das gar nicht!

Die Glücksforschung widmet sich unter anderem der Frage, in welchem Alter der Mensch besonders glücklich ist – und nein, es sind nicht etwa die 20er oder 30er. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass wir im Alter zwischen 65 und 79 Jahren am glücklichsten sind und dass wir gerade um die 70 noch einmal einen “Zufriedenheitsboost” bekommen. Natürlich kommen die Zufriedenheit und das Glück nicht von allein. Es liegt an uns, festgefahrene (gesellschaftliche) Vorstellungen vom Älterwerden zu hinterfragen und im besten Fall zu durchbrechen. Doch wie kann man das am besten tun?

Alter ist auch eine Sache der Denkweise

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – das gilt leider auch für viele Denkweisen, durch die wir uns manches Mal selbst eingrenzen. Wer beispielsweise denkt “Ich kann sowieso keinen Schrank aufbauen”, der:die stoppt sich selbst im Erforschungs- und Lernprozess. In ihrem Buch “Mindset: The New Psychology of Success” beschreibt die Psychologin Carol Dweck, wie fixe Denkweisen uns in einem Schwarz-Weiß-Schubladendenken gefangen halten: Darin gibt es nur Erfolg oder Misserfolg, Talent oder keins – und nichts dazwischen.

Dem gegenüber steht die “wachstumsorientierte Denkweise”, also die anpassungsfähigere Art, Probleme zu lösen und zu lernen. Wer mit einer solchen Denkweise an Herausforderungen geht, der:die wird sogar das Scheitern als einen Teil des Wegs zur Veränderung – und letztlich zum Erfolg – erkennen. Harvard-Professorin Dr. Ellen Langer beschäftigt sich mit ihrer Forschung schon länger über kulturelle und individuelle Denkweisen über Krankheit, Biologie, psychologisches Wohlbefinden – und dem Altern. Ihre Forschungsergebnisse zeigen: Die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, haben einen großen Einfluss auf das, was wir tun.

In einem Experiment versetzte die Wissenschaftlerin 1981 acht Männer in den 70ern zurück ins Jahr 1959, indem sie ein Kloster so umbaute, dass es für die Probanden so wirkte, als seien sie zurück in jene Zeit gereist: Möbel, Dekoration, Nachrichten, Musik, Fernsehen, Filme – alle Gegenstände und Referenzen stammten aus der damaligen Zeit. Es gab keinen Spiegel, nur Fotos von den Männern aus den 20ern. Die Ergebnisse waren außergewöhnlich: Die Teilnehmer waren beweglicher und geschickter als eine Kontrollgruppe, die ohne Dekorationen lediglich in Erinnerungen schwelgen sollte. Sogar ihr Sehvermögen und ihr Gehör verbesserten sich. Angesichts der scheinbar wundersamen Ergebnisse entschied sich die Forscherin vorerst, die Studie nicht zu veröffentlichen. Erst Jahre später wurden die Untersuchungen an die Öffentlichkeit gebracht und Dr. Langer für ihre Forschung berühmt. 

Worauf sich Frauen beim Thema Altern am meisten freuen

Wie wir positiv älter werden können

Es ist also an der Zeit, das Narrativ des deprimierten, kranken alten Menschen zu durchbrechen – hierbei gilt es zunächst, dass jede:r Einzelne sich mit den eigenen Denkmustern auseinandersetzt und daran arbeitet, eine “wachstumsorientierte Denkweise” zu entwickeln. Ein paar mögliche Wege dorthin wären:

Neugierde

“Was wäre eine andere Perspektive darauf?”, “Wie funktioniert das?”, “Was könnte ich sonst so ausprobieren?”, “Wer könnte ich sonst noch sein?” – manchmal genügt es, sich Fragen wie diese zu stellen, um flexibel und anpassungsfähig zu bleiben. Die Welt verändert sich, und wir können das auch tun. Man kann sich beispielsweise mit dem gesellschaftlichen Bild der geschwächten alten Dame am Krückstock auseinandersetzen und sich fragen: “Was kann ich jetzt tun, damit es mir in Zukunft besser gehen wird? Was für einen Sport kann ich anfangen, um meinen Körper zu stärken?”

Nichts ist in Stein gemeißelt, nichts muss so bleiben, “weil es schon immer so war”: Wir können in unserem Denken und Sein sehr viel flexibler und anpassungsfähiger sein, als wir uns selbst – und auch die Gesellschaft um uns herum – es uns manchmal weismachen möchten.

Baue eine Verbindung zu deinem Körper auf

Therapeutin Robyn Maltz rät im Interview mit “Woman’s World” dazu, sich beim Thema Altern auch mit dem eigenen Körper wohlzufühlen: “Das beschränkt sich nicht nur auf das, was du im Spiegel siehst. Es bedeutet auch, wie du dich in deiner Haut fühlst. Wie viel Energie du den ganzen Tag hast, wie wohl du dich fühlst, wenn du herumläufst.” Dabei sei es wichtig, sich nicht auf negative Selbstgespräche einzulassen, so die Therapeutin. Die innere Stimme zu ignorieren, die dir sagt, dass du bestimmte Dinge nicht können würdest, dir in deinem Alter nicht erlauben dürftest.

Es ist nicht einfach, eine Fähigkeit wie Selbstliebe, eine positive Stimme zu entwickeln, die gegen den Lärm gesellschaftlicher Normen und Einschränkungen anspricht. Doch wie beim körperlichen Sport ist auch eine positive Einstellung dir selbst gegenüber eine Sache der Übung, die viel Geduld – und viele Wiederholungen – benötigt.

Erschaffe ein neues Narrativ

Der Mensch erzählt Geschichten, und so ist letztlich auch das Narrativ der alten, schwachen Frau, die sich nicht bewegen kann, die unglücklich und einsam ist, am Ende nicht mehr als das: eine Geschichte. Natürlich ist niemand davor gefeilt, im Alter unbeweglicher zu sein, enge Menschen zu verlieren und negativen Gedanken nachzuhängen.

Aber diese Entwicklung ist nicht in Stein gemeißelt. Wir haben die Kontrolle über das Narrativ, vor allem aber über unser Leben, was wir daraus machen und wie wir es gestalten. Und das natürlich auch im Alter.

Verwendete Quellen: huffpost.com, womansworld.com, who.int, ons.gov.uk, antidiskriminierungsstelle.de, nytimes.com  

Source: Aktue