Gender Gaps & Co.: Frauen, was wollt ihr denn noch alles?

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Die ganzen Gender Gaps in die Tonne kloppen! Oder: Was wollen Frauen eigentlich noch alles? Na, das hier!

Trotz einiger weniger Hoffnungsschimmer müssen wir ehrlich sein: All die angeführten Zahlen sind tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs von Ausbremsungen, finanziellen Benachteiligungen und Diskriminierungen, die Frauen in quasi allen Bereichen ihres Lebens heute immer noch erfahren. Man könnte jetzt ganz hart sein und sagen: Pech gehabt. Die Welt ist nun mal kein Ponyhof. Nur gibt es mittlerweile genug Studien, die belegen, dass es nicht nur Frauen etwas bringen würde, wenn wir Gleichstellung wirklich vorantreiben würden – sondern auch den Unternehmen. Und selbst unserem Land würde es Geld in die Kassen spülen. Ein paar Beispiele gefällig?

2020 verglich eine McKinsey-Studie die Performance von mehr als 1000 Unternehmen in 15 verschiedenen Ländern. Das Ergebnis: Firmen, in deren Führungsetagen eine hohe Geschlechtergerechtigkeit herrschte, hatten eine 25 Prozent größere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Mehr noch: Waren im Vorstand besonders viele ethnische und migrantische Gruppen vertreten, stieg die Wahrscheinlichkeit, profitabler als der Durchschnitt zu sein, um 36 Prozent.

Dann gibt es ja noch aktuell 370 000 fehlende Kitaplätze, 100 000 fehlende Erzieher:innen und 200 000 fehlende Pflegekräfte. Was würde passieren, wenn die Regierung dieses Problem zur Top-Priorität erklären würde? Dann könnten die aktuell 2,5 Millionen in Teilzeit erwerbstätigen Mütter ihre Wochenarbeitszeit erhöhen – und wir hätten mit einem Schlag 840 000 Arbeitskräfte mehr! Hätten Kitas mehr Erzieher:innen, würde das Einkommen der Frauen hierzulande zudem im Schnitt um 290 Euro monatlich ansteigen, bei Akademiker:innen sogar um 425 Euro, so eine Rechnung der Uni Reutlingen. Damit würden wir nicht nur Millionen Frauen aus der Altersarmut holen, nein, die Sozialausgaben würden sinken und die Steuereinnahmen steigen. Was das in Geld bedeutet? Hat eine Studie der Harvard University neulich errechnet und geht dabei von zusätzlichen jährlichen Einnahmen von satten 14,8 Milliarden Euro für Deutschland aus.

Was wir wollen

Würden wir zudem noch das antiquierte Ehegattensplitting abschaffen, das Frauen in klassische Rollen drängt, hätten wir weitere frei gewordene 20 Milliarden Euro obendrein.

Was wollen wir also noch alles? Wir wollen, dass es all die hier erwähnten Statistiken, Zahlen und Unmöglichkeiten endlich raus aus der “Feministinnen-Bubble” schaffen und stattdessen endlich in Schulbüchern, Zeitungsartikeln, Lehrplänen, Eilmeldungen, Brennpunkten und Aktuellen Stunden der Parlamente debattiert werden. Wir wollen, dass es dafür Sondergipfel um Sondergipfel und Sondersendung um Sondersendung gibt. Und wir wollen, dass sie endlich aufgearbeitet und abgearbeitet werden und sich die Realität für Frauen in Deutschland endlich verbessert.

Und wir wollen, dass Männer das alles auch wollen. Dass sie endlich auch protestieren und rebellieren, Shitstorms starten und Demos organisieren, weil sie diese Zahlen für ihre Töchter, Mütter, Schwestern und Freundinnen zum Schreien finden. Wir wollen, dass sie verstehen, dass Gleichstellung keine Frauenaufgabe, sondern in ganz besonderem Maße eine Männeraufgabe ist. Was wollen wir also noch alles? Nicht weniger als genau das.

Nachschlag gefällig?

Buchcover

Frauen sterben eher, wenn sie von einem Mann statt von einer Frau operiert werden; die Inflation ließ Preise für weibliche Kleidung höher steigen als für männliche … Weitere Fakten zum Haareraufen liefert Alexandra Zykunov in “Was wollt ihr denn noch alles?!”. (304 S., 16 Euro, Ullstein)

Heftbox Brigitte Standard

Source: Aktue