Häusliche Gewalt: Immer mehr Frauen melden sich beim Hilfetelefon

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Wenn Frauen Gewalt erfahren, brauchen sie schnelle, niedrigschwellige Hilfe. Genau die bietet das Hilfetelefon an und immer mehr Frauen nutzen das Beratungsangebot.

In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer oder sexualisierter Gewalt, manchmal auch von beidem, schreibt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Das Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” ist seit Jahren eine der wichtigsten Anlaufstellen für Betroffene. Unter der Nummer 116 016 kann man sich rund um die Uhr beraten lassen. 

Wenn eine Frau Gewalt erfährt, ist einfach zugängliche, kompetente und vertrauliche Hilfe das Wichtigste. In zehn Jahren ist das Hilfetelefon zur ersten Anlaufstelle für gewaltbetroffene Frauen in Deutschland geworden. 

Das erklärt Bundesfamilienministerin Lisa Paus in einer Presseerklärung.

Doch nicht nur Betroffene selbst, auch Angehörige, Freund:innen und Bekannte können sich über die Rufnummer beraten lassen und sich Unterstützung holen. Leider zeigten die vielen Anrufe jedoch auch den steigenden Bedarf an Unterstützung von Frauen, die unter Gewalt leiden, so Paus weiter.

Immer mehr Frauen suchen Hilfe

Wie wichtig das Hilfetelefon ist, zeigen vor allem die steigenden Zahlen der Beratungen. Waren es im Jahr 2014 noch etwa 25.000 Anrufe, haben sich die Beratungen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. So seien im Jahr 2023 etwa 59.000 Anrufe eingegangen, teilte das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben mit. Auch im Vorjahresvergleich sei ein Anstieg der Beratungskontakte um zwölf Prozent zu verzeichnen. 

Den Grund für den Beratungsanstieg sieht die Präsidentin des Bundesamts, Martina Hannak in der zunehmenden Bekanntheit des Hilfetelefons, aber auch in der Sichtbarkeit des Themas in der öffentlichen Wahrnehmung sowie gesellschaftlichem und politischen Diskussion.

Häusliche Gewalt ist der häufigste Anrufsgrund

“Jede dritte Frau erlebt Gewalt – statistisch gesehen kennt jede und jeder Betroffene”, sagte Petra Söchting, Leiterin des Hilfetelefons. “Das Angebot des Hilfetelefons richtet sich daher explizit auch an Menschen aus dem sozialen Umfeld betroffener Frauen.”

Bei den meisten Anrufen beim Hilfetelefon geht es um häusliche Gewalt. Etwa jede vierte Frau werde mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder durch ihren früheren Partner. Diese Form der Gewalt macht etwa 26.000 Beratungen aus. Dahinter steht sexualisierte Gewalt außerhalb von Paarbeziehungen mit etwa 5.200 Beratungen. Es meldeten sich aber auch Menschen wegen psychischer Gewalt (3.200), Stalking (2.300), Gewalt im Namen der “Ehre” (348), Zwangsverheiratung (180), Menschenhandel (136), Prostitution (81) oder Genitalverstümmelung (23). In mehr als 3.400 Beratungskontakten ging es um Frauen mit Behinderung.

Überwiegend (74 Prozent) waren es dem Jahresbericht zufolge die Betroffenen selbst, die sich bei der Beratungsstelle meldeten. In 20 Prozent der Fälle waren es Menschen aus dem Umfeld von Betroffenen, etwa Angehörige oder Nachbarn, die beraten wurden. 

Barrierefrei, kostenfrei, anonym

Die Rufnummer 116 016 gilt auch in anderen europäischen Ländern als nationale Notrufnummer. Das Beratungsangebot ist weiterhin anonym, kostenfrei, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen verfügbar. Wer nicht anrufen kann oder will, kann sich auch per Chat oder E-Mail ans Hilfetelefon wenden. Wichtig zu wissen: Nach einem Anruf erscheint die Nummer nicht auf der Telefonabrechnung.

Berater:innen leisten:

  • psychosoziale Erstberatung und Krisenintervention
  • Vermittlung nach Wunsch an Unterstützungsangebote vor Ort, beispielsweise Frauenberatungsstellen oder ein Frauenhaus
  • Beratung bei häuslicher Gewalt, Stalking, Mobbing, digitaler Gewalt, psychischer Gewalt

Quelle: hilfetelefon.de/presse

Source: Aktue