Hautpflege-Tipps: Alles übers "Healthy Aging"

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Hautpflege-Tipps bekommen wir täglich, doch wie entsteht eigentlich eine Falte? Und wie bleiben wir möglichst lange fit und gesund? Das verrät Dr. Yael Adler, Dermatologin, Bestsellerautorin und Expertin für Healthy Aging.

BRIGITTE: Dass wir älter werden, merken wir meist im Gesicht an den Falten. Wie entstehen die eigentlich?

Dr. Yael Adler: Die Haut altert auf allen Etagen. In der obersten Schicht sammeln sich Sonnenflecken und raue Stellen, in der zweiten verliert sie Kollagen, das Stützgerüst, und die elastischen Fasern für die Sprungkraft. Zudem baut sich Hyaluronsäure ab, welche die Haut prall aussehen lässt. Das Fettgewebe im Gesicht wird weniger, die Muskulatur dünner. Und auch der Schädelknochen, Kiefer und die Zähne bauen sich ab oder verändern die Form. Die überschüssige Haut sackt ab, auch über ihre Fixierpunkte, Falten bilden sich.

Hautpflege-Tipps: Dr. Yael Adler übers “Healthy Aging”

Und warum bekommen Frauen die tendenziell früher als Männer?

Frauen haben eine dünnere Kollagenschicht. Das heißt, Männer haben länger etwas davon, auch wenn sich das Kollagen abbaut. Und ihr Stützgewebe hat teilweise ein anderes Strickmuster. Aufgrund des anderen Hormoneinflusses haben Männer nicht nur senkrechte Fasern, sondern auch Querfasern und diagonale, ihr Fettgewebe ist durch das Bindegewebe anders abgestützt, sie entwickeln deshalb auch keine Cellulite. In der Menopause verlieren Frauen zudem recht zügig ihre Hormone. Zack, und weg sind sie. Bei einem Mann wäre es fast so, als würde er kastriert.

BRIGITTE-Redakteurin Alexandra Busse-Richter durfte Haut-Expertin Dr. Yael Adler einige Fragen zum Thema Healthy Aging und Skincare stellen. 
BRIGITTE-Redakteurin Alexandra Busse-Richter durfte Haut-Expertin Dr. Yael Adler einige Fragen zum Thema Healthy Aging und Skincare stellen.
© Marcus Höhn

Aber trotzdem ist es doch sehr unterschiedlich, wie Frauen die Menopause erleben.

Klar. Viele Frauen sagen auch, sie haben keine Beschwerden. Wenn ich nachfrage, merke ich aber oft, das stimmt nicht. Es gibt viel mehr Symptome, die durch den Hormonmangel ausgelöst werden, als Schwitzen oder Osteoporose. Auch zum Beispiel Gelenkbeschwerden, Herzrhythmusstörungen, ein Anstieg von Cholesterin, Schlafstörungen oder ein hoher Blutdruck können wechseljahrsbedingt sein. Oder trockene Augen, Haarausfall und eine massiv schneller alternde Haut. Man muss sich das so vorstellen: Mit der Menopause haben wir unseren evolutionären Auftrag erfüllt, wir müssen späteren Generationen nichts mehr weitergeben. Damit sind wir Natur und Evolution egal. Das heißt, wir müssen uns nun umso stärker um uns selbst kümmern. Deshalb ist es jetzt so wichtig, zur Vorsorge zu gehen.

Wenn es ums Älterwerden geht, sprechen wir ja viel von guten oder schlechten Genen. Aber wie groß ist deren Einfluss überhaupt?

Studien zeigen, dass es tatsächlich nur zu zehn bis 30 Prozent von unseren Genen abhängt, wie wir altern. Den Rest beeinflussen unser Lebensstil und die Umwelt.

Das heißt, wir können sehr viel tun, damit wir lange so gesund wie möglich bleiben?

Genau. Da spielen zwar auch Faktoren hinein wie Klimawandel, Pestizide oder Schwermetalle, die wir nicht einfach beeinflussen können. Aber man kann sehr viel für sich tun, das wollte ich auch mit meinem Buch zeigen – indem man auf Nikotin verzichtet, keinen Alkohol trinkt, und wenn, dann nur selten etwas Rotwein. Viel Sport ist entscheidend, und zwar für Kraft, Ausdauer, Gleichgewicht und Koordination. Und genügend Schlaf als Regenerationsfaktor. Nicht zu vergessen, das Seelisch-Soziale: weniger Stress, etwa durch Meditation, Partnerschaften, Freunde.

Und was tut der Haut konkret gut?

Für die gilt das auch. Die Haut ist ein Netzwerkorgan. Das heißt, alles, was wir uns Gutes oder Schlechtes tun, spiegelt sich in ihr. Bei ihr ist es besonders wichtig, sie vor UV-Strahlung zu schützen. Das heißt, Sonnencreme benutzen, nicht bräunen, nicht rot werden. Außerdem profitiert sie sehr von einer Ernährung mit viel bunter Pflanzenkost. Durch die industriell veränderte Kost verarmt die Darmflora, weniger Heilstoffe entstehen. Dadurch gerät die Balance zwischen Entzündung und Anti-Entzündung aus dem Gleichgewicht, freie Radikale werden nicht abgefangen. Auch das führt zu einer beschleunigten Alterung der Haut.

Empfehlen Sie dagegen Antioxidantien?

Ja. Man kann sich mit entsprechender Kosmetik eincremen, etwa mit den Vitaminen A, C, E. Aber da die Haut von innen aufgebaut wird, braucht sie Mikronährstoffe auch über die Blutbahn, also Vitamine, Spurenelemente, Mineralien, Omega-Fettsäuren, sekundäre Pflanzenstoffe. Außerdem wichtig für die Haut: Eiweiße als Bausteine. Und wir sehen, dass mit hydrolysiertem Kollagen Hauterkrankungen besser werden oder Haarausfall. Das funktioniert in Form von Omas Knochenbrühe oder als Nahrungsergänzungsmittel plus Vitamin C.

Heftbox Brigitte Standard

Was wünschen Sie selbst sich denn vom Alter?

Ich möchte vor allem meine Familie nah bei mir haben und einen gesunden Körper, mit dem ich mich viel in der Natur bewegen kann. Und dann würde ich gerne noch schön aussehen. Eine hotte Oma zu sein, das würde mich freuen. Denn wenn man sich um sich kümmert, zeigt man, dass man sich selbst wichtig ist.

Dr. Yael Adler, 50, ist Hautärztin und Ernährungsmedizinerin mit Praxisin Berlin. Außerdemsitzt sie im Vorstandder Deutschen Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging-Medizin.
Dr. Yael Adler, 50, ist Hautärztin und Ernährungsmedizinerin mit Praxisin Berlin. Außerdemsitzt sie im Vorstandder Deutschen Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging-Medizin.
© Marcus Höhn

Noch mehr Wissen rund ums Thema Healthy Aging gibt’s in Dr. Yael Adlers Ratgeber „Genial vital! Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung“ (400 S., 20 Euro, Droemer).

 

Source: Aktue