Kein Geld mehr : NRW will Kinderwunsch-Förderung abschaffen: Warum das eine falsche Entscheidung ist

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Nordrhein-Westfalen will die Förderung für Kinderwunschbehandlungen nach nur zwei Jahren wieder abschaffen. Doch braucht Deutschland nicht dringend Nachwuchs?

Während die FDP aktuell einen Schritt vorwärts in Sachen Frauenrechte macht und eine Initiative zur Legalisierung von Eizellspenden auf den Weg bringen möchte, macht NRW einen Schritt zurück. So soll die finanzielle Förderung für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch gestrichen werden. Der Grund laut Sprecherin des Familienministeriums: gekürzte Fördermittel des Bundes. Der Bund habe im vergangenen Jahr ohne Rücksprache mit den Ländern angekündigt, seine Fördermittel für die Kinderwunschbehandlung für 2024 zu kürzen – und nun sei auch eine weitere Kürzung für 2025 geplant, so die Sprecherin. Bearbeitet werden nur noch Anträge, die bis Ende 2023 gestellt wurden.

Kinderwunschbehandlungen nur für wohlhabende Paare?

Für Paare bedeutet dies, dass sie nun statt bislang 25 Prozent der Kosten der ersten drei Behandlungen 50 Prozent aus eigener Tasche zahlen müssten. Bei durchschnittlichen Kosten von rund 3600 Euro pro Behandlungszyklus sind das 1800 Euro. Und ob die drei subventionierten Zyklen ausreichen, um eine Schwangerschaft zu erzielen, ist natürlich nicht garantiert. Alle weiteren Behandlungen muss das Paar ohnehin schon finanziell komplett allein stemmen.

Die Landesregierung ist sich darüber bewusst, dass dies viele Interessierte enttäuscht.

Enttäuscht, wütend und frustriert – das sind Betroffene. NRW war eines der wenigen Bundesländer, das Paare bei ihrem Kinderwunsch unterstützt hat. Nach nicht mal zwei Jahren soll das schon wieder Geschichte sein. Für die Aktivistin und Betroffene Anna Adamyan ist das angesichts sinkender Geburtenraten und einer gleichzeitig hohen Anzahl betroffener Paare ein erneuter Schlag ins Gesicht, wie sie auf ihrem Instagram-Kanal schreibt.Schließlich haben sich Betroffene – etwa jedes 6. Paar im gebärfähigen Alter– ihr Schicksal weder ausgesucht noch können sie etwas dafür. 

Doch bei den hohen Behandlungskosten wird die Kinderwunschbehandlung schnell zum Privileg, das nur denen vorbehalten ist, die das nötige Geld dafür haben. Wer es sich nicht leisten kann, bleibt kinderlos oder muss sich verschulden. 

Aufklären und fördern, statt kürzen

Demnach ist es umso unverständlicher, warum der Kinderwunsch nicht mehr subventioniert werden soll. So fordert die Petition #KiwuFürAlle sogar, dass die Kosten wieder ganz von den Krankenkassen übernommen werden, wie es bis 2004 der Fall war. Eine Forderung, die auch von FDP-Politikern Katrin Helling-Plahr unterstützt wird, die sich für Aufklärung und selbstbestimmte Schwangerschaft einsetzt. Im Bundestag wirbt sie derzeit für die Legalisierung der Eizellspende: “Wir brauchen bessere Aufklärung, mehr Wissen zum Thema in der Breite der Gesellschaft. Die Politik sollte ein modernes Fortpflanzungsmedizingesetz auf den Weg bringen, das für Betroffene Chancen schafft und mit überholten Tabus bricht.” 

Das gelte nicht nur für eine “verantwortungsvoll ausgestaltete Legalisierung der Eizellspende”, sondern auch für die Überarbeitung bestehender gesetzlicher Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Altersgrenzen für die finanzielle Förderung oder auch die Begrenzung der Unterstützung auf drei Versuche. So wünsche sich die Politikerin, dass die Krankenkassen wieder die Kosten für die Kinderwunschbehandlungen tragen, erklärte sie kürzlich während eines Panel-Talks zum Thema Fruchtbarkeit.

Source: Aktue