Kommunikation: Ich kann nicht gut unangenehme Gespräche führen – das hilft mir

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Manche Gespräche finde ich einfach unangenehm. Zum Beispiel, wenn ich anderen Kritik geben soll. Wenn ich schon vorher weiß, dass mein Gegenüber mich nicht ernst nimmt. Wenn ich mit Fremden Smalltalk halten muss. Und Gespräche über Intimität, auch wenn ich weiß, dass ich mich für nichts schämen muss. Ich fühle mich einfach nicht wohl. Doch weil ich mir sehnlichst wünsche, selbstbewusst in all diese Gespräch gehen zu können, habe ich versucht herauszufinden, was mir hilft. Und das möchte ich mit all denjenigen teilen, die mich, wenn auch nur im Ansatz, verstehen können.

“Entschuldigung, das ist hier verboten.” “Wir machen das etwas anders.” “Für mich es schöner, wenn wir das so machen.” Drei Sätze, die mich immer wieder rot und kleinlaut werden lassen, weil sie mir unangenehm sind. Genauso wie diese typische peinliche Stille, wenn man bei neuen Bekanntschaften noch nicht weiß, über was man reden soll. Für mich sind all das belastende Situationen. 

Dabei weiß ich eigentlich gar nicht, was so schlimm daran ist. Ich glaube, ich habe Angst, dass mich die andere Person für unfreundlich hält, für eine Besserwisserin, für eine schlechte Person. Andersherum frage ich mich, was ich denke, wenn mich jemand auf Fehler hinweist oder mal still ist im Gespräch. Ich würde ihr keine der Attribute zuschreiben, von denen ich denke, dass andere es bei mir tun. Ich wäre vermutlich eher dankbar, weil ich es menschlich finde und weiß, dass ich nicht anders oder gar falsch bin. Dass alles normal ist. 

Zumindest in der Theorie hilft mir das schon mal. Gerate ich aber wieder einmal in ein unangenehmes Gespräch, und das passiert definitiv, habe ich herausgefunden, dass mir die folgenden Gedanken und Aussagen helfen, sie gut durchzustehen.

Das hilft mir, unangenehme Gespräche zu führen

Fehler helfen uns, bessere Menschen zu werden

Immer wenn ich jemanden auf einen Fehler aufmerksam mache, und sei er noch so klein und banal, fühle ich mich, als würde ich mich über die Person stellen. Als würde ich sie angreifen. Totaler Quatsch, sage ich mir in diesen Momenten. Wir alle lernen ständig weiter und niemand ist perfekt und allwissend. Das wäre doch auch langweilig! Demnach ist es völlig in Ordnung, wenn ich anderen sage, dass dies oder jenes hier eine Regel ist, dass sie ein Wort falsch geschrieben haben oder auch, dass ihr Gedankengang einen Denkfehler beinhaltet. Solange ich dabei freundlich bleibe, wird mir das mein Gegenüber nicht übel nehmen – sondern im Zweifelsfall sogar dankbar für den Hinweis sein, den sie vorher nicht hatten oder vergessen haben und sie es in Zukunft ganz einfach richtig machen können.

Ich habe es selbst verdient, glücklich zu sein

Das habe ich und das vergesse ich oft. Ich helfe gerne anderen, sorge mich um ihr Wohlergehen und stelle mich hintenan. Wenn es meinem Gegenüber gut geht, wenn es ihn:sie glücklich macht, wie alles gerade läuft, soll ich dann wirklich meine Wünsche kommunizieren? JA! Denn die sind genauso wichtig, das habe ich nach Ewigkeiten endlich verstanden. Und woher soll mein Gegenüber wissen, was ich möchte und mag, wenn ich es nicht sage? Von den Lippen ablesen funktioniert doch eher selten – also lieber offen und ehrlich ansprechen. Dadurch werde ich nicht nur nahbarer, sondern letztlich auch glücklicher.

“Können wir bitte einmal vernünftig darüber sprechen?” 

Wenn ich ein unangenehmes Thema ansprechen muss oder möchte, hat sich irgendwie diese Redewendung bei mir etabliert. Das assoziiert für mich, dass wir uns jetzt beide Zeit nehmen, unsere Handys weglegen, einander zuhören, aussprechen lassen und wirklich versuchen, die andere Person zu verstehen. Wir formulieren unsere jeweilige Perspektive in Ich-Form und urteilsfrei. Dabei denke ich mir immer wieder, dass es okay ist, unterschiedlicher Meinung zu sein, oft sogar gut, um weiterdenken zu können und neue, spannende Aspekte zu finden. Stimmt die Atmosphäre und ich mache mir das klar, finde ich die Situation viel weniger unangenehm. 

“Es ist mir unangenehm” oder “Ich hasse es” 

Auch so ein einfaches und doch wirksames Sprach-Phänomen: Wenn ich direkt zum Ausdruck bringe, dass es mir unangenehm ist, darüber zu sprechen, oder ich es hasse, andere auf kleine Fehler oder Unstimmigkeiten aufmerksam zu machen und nicht als Besserwisserin rüberkommen möchte, fällt es mir leichter, den tatsächlich wichtigen Inhalt des Gespräches herüberzubringen. Irgendwie gibt es mir ein besseres Gefühl, als würde mich mein Gegenüber dann sympathischer finden, als würde er:sie wissen: “Okay, die möchte mich nicht angreifen, sondern wirklich nur helfen und dafür begibt sie sich sogar in eine für sie unangenehme Situation.”

Positives Feedback in Erinnerung rufen 

Wie viele Momente gab es schon, in denen ich jemanden (respektvoll) kritisiert habe und der- oder diejenige sich bedankt hat und sagte, dass ihm:ihr das super weiterhilft oder ich total Recht habe? Sehr viele. In wie vielen Momenten bin ich auf Ärger und Trotz gestoßen? In ganz wenigen. Was hat es bisher gebracht, als ich wirklich mal offen über meine Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse gesprochen habe? Extrem viel! Mein Gegenüber konnte mich besser verstehen, hat mich ernstgenommen, mir geholfen und ich wurde glücklicher. Es kam noch nie zu einer Verschlechterung der Lage, höchstens hat die andere Person kritisch reagiert und mir damit aber an sich auch geholfen, meinen Standpunkt noch einmal zu überdenken. 

Hat mich eine neue Bekanntschaft schon mal beschimpft, weil ich nicht gut im Smalltalk bin? Nein, noch nie. Jede:r hat Schwächen und Stärken und entweder kamen die Person und ich eben auf ein gutes Gesprächsthema oder wenn nicht, sind wir beide unsere Wege gegangen und haben uns vermutlich eher vergessen, als schlecht übereinander zu sprechen. 

Fazit: Ich kann ein unangenehmes Gespräch nicht nur durchstehen, sondern es läuft in den meisten Fällen auch wirklich gut und bringt Erfolg! 

Mit diesen fünf Gedanken und Redewendungen schaffe ich es meistens, auch unangenehme Gespräche selbstbewusst zu führen. Und weil ich weiß, wie blöd, belastend und überwältigend das Gefühl manchmal werden kann, hoffe ich, dass diese Tipps auch anderen helfen. Ansonsten möchte ich euch motivieren: Probiert aus, was diese Momente für euch angenehmer werden lässt. Das kann auch in die Richtung gehen, ob ihr lieber am Telefon oder persönlich sprecht. Zu zweit oder mit mehreren Personen. Sofort oder lieber nach ein paar Stunden. Ja, auch Neues probieren ist manchmal unangenehm – das ist ein anderes Thema – und doch kann ich mit Überzeugung sagen: Es lohnt sich. 

Source: Aktue