Kommunikation: Mit welchen Sätzen du andere unbewusst beurteilst

Aktuel

“Ich weiß genau, wie du dich fühlst …” Sätze wie dieser sind in der Regel nett gemeint und sollen Verständnis zeigen. Doch von unserem Gegenüber können sie auch negativ verstanden werden.

Wenden sich Freund:innen mit Problemen an uns, hören wir ihnen meist nicht nur zu, sondern sagen auch kluge, tröstende Worte. Zumindest denken wir das – denn wir selbst fühlen uns hinterher besser. Bei unserem Gegenüber kann aber auch ein noch schlechteres Gefühl entstehen. Der Grund: Mit einigen typischen “Trost-Sätzen” beurteilen wir andere unbewusst. 

5 Sätze, mit denen du andere unbewusst beurteilst

“Ich weiß genau, wie du dich fühlst …” 

Ist das wirklich so? Nein. Denn Gefühle sind nie identisch, sondern individuell. Außerdem können wir gar nicht genau wissen, wie sich unser Gegenüber fühlt – denn in den meisten Fällen werden nicht alle Gedanken und Emotionen geteilt, sondern nur die wichtigsten. Statt zuzuhören, kommen wir über diesen Satz schnell in den Erzählmodus, wie es bei uns war. “Es war nur eine Phase!”. Versuchen wir einen Mitmenschen so zu trösten, fühlt er:sie sich wahrscheinlich nicht wirklich ernst genommen. 

“Zumindest hast du …”

Häufig wollen wir unserem Gegenüber einen Lichtblick aufzeigen, etwas nennen, was gar nicht so schlimm ist. Natürlich ist es gut, sich an etwas Positivem festzuhalten – doch für die andere Person klingen Sätze mit dem Beginn “Zumindest hast du …” oft so, als sollten sie sich nicht so anstellen und als müssten sie eigentlich gerade dankbar, statt zum Beispiel wütend sein. Anstelle von Aufmunterung wird Missverständnis empfunden. 

“Wenn ich du wäre …” 

Es soll ein gut gemeinter Rat sein. Doch wenn wir unserem Gegenüber sagen, was wir in seiner:ihrer Situation machen würden, beurteilen wir unbewusst deren Entscheidung. Halten sie für nicht gut, auf unsere Weise wäre es besser. Dabei können wir doch gar nicht entscheiden, was ihm:ihr gerade am meisten hilft und am besten ist. Verwenden wir zusätzlich Fragestellungen wie “Solltest du nicht?” kann es auch als Vorwurf anstelle von Hilfe verstanden werden.

“Das machst du immer!”

Oder andersherum: “Das machst du nie!” In beiden Aussagen generalisieren wir. Passiert schnell, doch ist in den meisten Fällen auch überspitzt. Macht er:sie es wirklich immer? Oft formulieren wir es so wertend, auch wenn es nicht der Wahrheit entspricht. Unser Gegenüber kann sich dadurch aber noch schlechter fühlen, hoffnungslos und traurig. Nicht motiviert, wie wir es erreichen wollten …

“Mach es doch wie …”

Warum gehst du da nicht heran wie deine Kollegin? Kannst du nicht mehr so sein wie dein Bruder? Vergleiche sind im Alltag ständig präsent – allein, weil wir uns selbst häufig vergleichen. Tun es dann auch noch andere, entsteht schnell das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Oder, dass andere besser sind und mehr können. Genau das kann auch aus der Formulierung “Mach es doch wie …” herausgehört werden: Ich sollte am besten sein wie sie:er. Ein gut gemeinter Rat, sich an seinen Mitmenschen zu orientieren, der jedoch auch schnell als negative Wertung der eigenen Persönlichkeit verstanden wird. 

Source: Aktue