Deine Oberschenkel reiben aneinander? Wir erklären, was du vorbeugend gegen wunde Stellen tun kannst. Außerdem verrät eine Expertin, was zu tun ist, wenn die Haut scheuert und wehtut.
Bei vielen kommt es das ganze Jahr über vor, zum Beispiel beim Sport. Bei manchen Menschen tritt es erst auf, wenn die Temperaturen steigen und die Kleidung luftiger wird: Die Rede ist von aneinanderreibenden Oberschenkeln. Das kann sich nämlich nicht nur unangenehm anfühlen, sondern auch wehtun. Mit jedem Schritt mehr.
Wir haben Dr. Anna Brandenburg, Fachärztin für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, gefragt, was zu tun ist, wenn die Haut wund gelaufen ist. Außerdem geben wir Tipps, die dir helfen, den wunden Stellen vorzubeugen, sodass die unangenehme Reibung gar nicht erst entsteht.
Ist es normal, dass sich die Oberschenkel berühren?
Vielleicht hast auch du schonmal bemerkt, dass sich deine Oberschenkel beim Gehen, beim Sport oder einfach beim Stehen berühren. Einige Menschen denken, dass das daran liegen könnte, dass sie zu dick seien. Dabei kann das einer von vielen Faktoren sein, der dazu beiträgt, dass sich die Beininnenseiten streifen.
Natürlich kann das mit dem Körpergewicht zusammenhängen. Es kann aber genauso daran liegen, wie die Beinstellung eines Menschen ist, wie das Gehverhalten aussieht (zum Beispiel bei X-Beinen) oder wie die Hüftstellung ausgerichtet ist. Auch das Bindegewebe und Wassereinlagerungen haben einen Einfluss darauf, ob die Oberschenkel aneinander reiben.
Außerdem, so Dr. Brandenburg, sei es so, dass durch die Feuchtigkeit und die Wärme die oberste Hornschicht der Haut aufweiche. Durch den Haut-an-Haut-Kontakt werde diese im Grunde abgerieben. Das mache die Haut noch empfindlicher. Vom Hauttypen sei das aber nicht bedingt, denn Reibung entstehe bei jede:m, wenn der Haut-an-Haut-Kontakt von Wärme und Feuchtigkeit begleitet wird.
Auch lesenswert: Beine übereinander schlagen – Vor- und Nachteile.
Aneinanderreibende Oberschenkel: Keine Frage des Geschlechts
Und auch, wenn es dem Anschein nach häufiger Frauen sind, die mit der Problematik zu kämpfen haben, sind die Beschwerden bei allen Geschlechtern möglich. Nur kann es bei weiblich gelesenen Personen häufiger vorkommen, dass sie im Sommer Kleider oder Röcke tragen – Kleidungsstücke, bei denen die Oberschenkel frei liegen und die Haut reiben kann.
Auch Sportler:innen, die viel laufen, wandern oder Radfahren, kennen die Problematik. Die Muskeln an den Oberschenkeln sind ausgeprägter und so kommt es schneller vor, dass die Schenkel scheuern. Übrigens auch andere Kontaktstellen, wie die Achseln, die Fersen oder die Haut unter der Brust.
Oberschenkel, die aneinander reiben, können aber müssen nicht zwangsläufig mit Übergewicht zu tun haben. Jeder Körper ist verschieden und so setzt sich Fett bei manchen Menschen eher an Armen und Bauch und bei anderen eher an den Beinen und am Po an. Das muss aber nicht heißen, dass die Person im Verhältnis zu ihrer Körpergröße zu viel wiegt. Der BMI steht ohnehin in der Kritik, weil er nur diese beiden Einheiten einbezieht.
Auch die Schweißdrüsen können mitbestimmen: Wo Feuchtigkeit und Wärme ist, entsteht Reibung. Wer stärker schwitzt, kann schneller den Kontakt der Oberschenkelinnenseiten spüren. Die Haut klebt, reibt und scheuert.
All das kann aneinanderreibende Oberschenkel begünstigen
- Bein- und Hüftstellung
- Gehverhalten
- Bindegewebe
- Lymphschwächen, die Schwellungen verursachen (zum Beispiel: Lymphödem oder Lipödem)
- Wassereinlagerungen
- Körpergewicht
- Hautkrankheiten (zum Beispiel: Neurodermitis)
- Beinumfang
- Muskeln
- Körperform
- Schweißproduktion
SOS-Maßnahmen: Was hilft gegen wunde Oberschenkel?
Sind die Oberschenkel wund gelaufen, kann das mit jedem Schritt schlimmer werden. Es ist wichtig, dass du deine Haut schützt, sodass die wunden Stellen abheilen können und nicht noch mehr schmerzen. Die folgenden Tipps und Hausmittel können dir dabei helfen. Vielleicht hast du ohnehin etwas davon zu Hause?
Hausmittel
- “Die wunden Stellen begünstigen eine bakterielle Besiedlung und eine mit Hautpilzen”, sagt die Dermatologin. Deswegen ist die Nachsorge, falls es bei dir zu wunden Schenkeln gekommen ist, so wichtig. Wasche deine Beine mit klarem, lauwarmem Wasser ab und trockne sie gut. Anschließend desinfizierst du sie ganz vorsichtig. Dafür kannst du zum Beispiel ein Wunddesinfektionsspray und ein steriles Küchentuch nutzen, mit dem du die wunden Stellen nach dem Sprühen vorsichtig trocken tupfst.
- Je nachdem, wie schwer die Wunden sind, kannst du sie mit in sterilen Baumwolltücher gewickelten Coolpacks kühlen und dir so Linderung verschaffen.
- Koche eine Kanne Kamillentee und lasse sie kalt werden. Danach tränkst du zwei bis vier Küchentücher darin, drückst sie leicht aus und legst sie auf deine wunden Schenkelinnenseiten.
- Setze auf lockere, luftige Kleidung aus Baumwolle oder Seide, bis die Wunden abgeklungen sind. Auch beim Schlafen.
- Lege deine Beine hoch. So kann Flüssigkeit, die sich möglicherweise in deinen Beinen gestaut hat, besser abfließen. Geschwollene Beine können so etwas gelindert werden.
Weiterlesen: Was gegen schwere Beine hilft.
Salben und Co.
Dr. Anna Brandenburg empfiehlt “eine abtrocknende Schutzcreme aufzutragen”. Dazu gehöre zum Beispiel eine Zinksalbe. Die kannst du auch bei anderen Wunden und Pickeln verwenden. Sie bilde einen Schutzfilm über der Haut und unterstütze so die Abheilung. Außerdem diene “Zink als antientzündliche Komponente”.
Weitere Tipps, die helfen:
- Ein Aloe-vera-Gelwirkt kühlend auf wunde Stellen. Aber Vorsicht: Nur auftragen, wenn die die Wunde nicht nässt und nur ganz leichte Scheuerstellen vorhanden sind.
- Calendula-Salbe wirkt beruhigend und lindernd auf Wunden. Genauso Bepanthen.
- Auch ein entzündungshemmendes Puder, wie das von Weleda, kann helfen, die Wunden schneller abklingen zu lassen. Falls du keines zu Hause hast, kannst du auch ein Babypuder nutzen. Das enthaltene Talkum senkt die Reibung, weil es sich wie ein Schutzfilm auf die Haut legt. So beugt es dem Scheuern vor und absorbiert Flüssigkeit.
Hier findest du wertvolle Tipps gegen juckende Haut.
Wolf gelaufen: Wie schnell heilt wunde Haut?
“Das hängt stark von der Pflege ab”, sagt die Expertin. “Wenn man die Haut gut pflegt, sollte das innerhalb einer guten Woche abgeheilt sein.” Nur bestünde die Reibung im Sommer weiterhin, weshalb das durchaus etwas länger dauern kann. Die Beine brauchen also weiterhin sorgfältigen Schutz und Pflege.
Was kann man vorbeugend gegen aneinanderreibende Oberschenkel tun?
Falls auch du das Problem kennst, das durchaus belastend sein kann, musst du nicht verzagen. Denn scheuernde Oberschenkel können zwar sehr schmerzhaft sein, sie sind aber kein Problem, das sich nicht lösen lässt. Dr. Brandenburg sagt: “Wenn man etwas benutzt, das den Schweiß unterdrückt oder die Feuchtigkeit absorbiert, um den Bereich trocken zu halten, kann das schon helfen.” Wer die Haut trocken halte, sorge “gleichzeitig auch für einen prophylaktischen Aspekt gegen eine Fehlregulation des Mikrobioms.”
Lesetipps: Warum Pistol Squats die Oberschenkel straffen können – und wie du sie richtig nachmachst. Und: Dein 3-Minuten-Power-Workout für zu Hause.
Im Folgenden findest du vorbeugende Tipps, die dir helfen können, deine Beininnenseiten zu schonen und den schmerzhaften Haut-an-Haut-Kontakt zu vermeiden.
1. Aluminiumhaltiges Deo auftragen
Wo Haut-an-Haut-Kontakt und Feuchtigkeit ist, entsteht Reibung. Und dem beugst du nicht nur vor, wenn du den Schweiß zwischen deinen Oberschenkeln unterbindest, sondern auch, wenn du die Beininnenseiten geschmeidig hältst. Was könnte es da Besseres geben, als ein Deodorant? Hiermit schlägst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Einziges Manko: Es sollte ein aluminiumhaltiges Deodorant sein, das den Schweiß stoppt, um die Schenkel auch wirklich trocken zu halten. Da du das Deo aber nicht ständig und nur punktuell aufträgst, hältst du den Risikofaktor möglichst gering.
Zu den Artikeln: Warum Aluminium ungesund sein kann und welches Deo ohne Aluminium am besten ist.
2. Puder für die Oberschenkel
Nein, in diesem Punkt sprechen wir nicht von einem hautfarbenen Puder und Quaste, sondern von einem Babypuder. Es legt sich wie ein zarter Schutzfilm auf deine Haut, saugt Schweiß auf und beugt so scheuernden Kontaktstellen vor. Vorausgesetzt, du hältst es trocken. Denn dann kann es klumpen und zusätzliche Reibung verursachen.
Falls die Schenkel bereits wund gelaufen sind, es aber noch keine blutigen Stellen gibt, kannst du ein medizinisches Hautpuder, wie das von Weleda, verwenden. Es verschafft dir Linderung und unterstützt den Heilungsprozess.
3. Radlerhose tragen
Falls du im Sommer gern Röcke und Kleider trägst und über Oberschenkel, die aneinander reiben klagst, kannst du darüber nachdenken, eine Radlerhose darunter zu ziehen. Sie schützt nicht nur vor wunden Stellen an den Beininnenseiten, sondern ist auch äußerst praktisch zum Radfahren.
Nur wichtig: Es sollte ein Modell aus Baumwolle sein, das deiner Haut genug Spielraum lässt. Baumwolle saugt Schweiß gut auf und schützt dich vor wunden Oberschenkelinnenseiten.
4. Gleitmittel, Vaseline oder andere Hausmittel
Wie schön wäre es, wenn die Schenkel im Sommer trotz Schweiß einfach aneinander vorbeigleiten könnten? Kein Problem, denn mit etwas Gleitmittel, Vaseline oder Hausmitteln, wie Kokosöl kannst du nachhelfen. Fülle dir ein kleines Gläschen ab und nutze es für unterwegs – einfacher geht es kaum.
Und wusstest du, dass Vaseline als Beauty-Allrounder funktioniert? Sie soll gegen rissige Lippen und tränende Augen genauso helfen, wie gegen aneinanderreibende Oberschenkel.
5. Anti-Wundreib-Sticks
Guckst du gern “Die Höhle der Löwen”? Dann wirst du den “Summer Saver” vielleicht schon kennen. Der Anti-Wundreib-Stick schützt dich vor scheuernden Oberschenkeln und macht die Haut geschmeidig und gleitfähig. Es gibt vier Varianten, die du je nach Geschmack nutzen kannst: Woman, Cherry, Sensitive und Sport.
Und auch der “Body Glide” eignet sich hervorragend, um scheuernden Oberschenkel beim Sport und im Sommer vorzubeugen.
6. Hautschutz-Cremes verwenden
Von Linola gibt es zum Beispiel das “Schutz-Balsam“, das speziell auf die Wundheilung und -vorbeugung ausgelegt ist. Es schützt Babys vor einem wunden Po, wie es dich vor aufgescheuerten Oberschenkeln bewahrt. Oder du nutzt das “Wundbalsam” von Multilind.
Das “Smoothie“-Gel von Nevernot legt sich stattdessen wie ein Film auf deine Haut und spendet so Schutz vor scheuernder Wundenbildung.
7. Bandelettes oder Bandana
DIY-Projekte, wie Häkeln, Stricken, Sticken und Nähen liegt im Trend – wie wäre es also mit einem selbstgemachten Bandelette oder Bandana, das du nicht nur um den Hals, sondern auch um den Oberschenkel tragen kannst?
Die Stoffteile werden an die Stellen gebunden, die beim Gehen aneinander scheuern. Durch den Stoff wird Schweiß aufgesaugt und die Haut so vor dem Kontakt geschützt.
Für diejenigen, die keine Lust auf DIY haben, gibt es die Teile auch im Onlinehandel zu kaufen.
8. Schonende Stoffe tragen
Grundsätzlich empfiehlt die Dermatologin Dr. Brandenburg Kleidung aus Baumwolle zu tragen, um die Schenkelinnenseiten zu schützen. Dadurch sei “das Risiko des Wärmestaus am geringsten”. Bei Kunststoffen sei das höher und Baumwollstoffe nähmen “Schweiß ohnehin gut auf”. Auch das Risiko eine Kontaktallergie zu entwickeln, sei durch das Tragen von Baumwollstoffen geringer.
9. Blasenpflaster
Können auch Blasenpflaster bei wunden Schenkeln helfen? Ja, “als mechanischer Schutz”, so die Dermatologin. Das enthaltene Hydrokolloid könne helfen, die natürliche Heilung zu unterstützen und verhindere weitere Reibung.
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Hautwolf: No Gos bei wunden Oberschenkeln
Neben den Tipps, die dir gegen aneinanderreibende Oberschenkel helfen, gibt es auch Dinge, die du am besten lässt. So beugst du den wunden Stellen noch besser vor:
1. Shapewear tragen
Man könnte meinen, dass Shapewear gegen scheuernde Oberschenkel helfen könnte. Tut sie auch, aber sobald eine kleine Stelle wund gelaufen ist, bewirkt sie das Gegenteil. Denn um zu heilen, muss die Haut atmen können. Und unter enger Kleidung, wie Shapewear, Leggings und Co. ist das nur schwer möglich. Auch die Nähte können zusätzliche Reibung verursachen. Setze deswegen lieber auf eine Radlerhose aus Baumwolle oder luftige Shorts aus Seide.
2. Nach dem Duschen nicht richtig abtrocknen
Wie du weiter oben erfahren hast: Durch Feuchtigkeit entsteht Reibung. Deswegen ist es wichtig, dass du dich nach dem Duschen richtig abtrocknest. Falls deine Oberschenkel schon etwas wund sind, solltest du an den Beininnenseiten vorsichtig sein und sie sachte trocken tupfen.
Weiterlesen: Das hilft gegen Cellulite am Oberschenkel.
Woher kommt eigentlich der Begriff “Wolf gelaufen”?
Im einfachen Sprachgebrauch werden wund gelaufene Oberschenkel als “Wolf gelaufen” bezeichnet. Die Bezeichnung kommt von der Hautkrankheit “Hautwolf“, die durch langes Laufen mit ungeschützten Beinen entsteht. Im Fachjargon wird sie als “Intertrigo” bezeichnet. Wund gelaufene Oberschenkel fallen in diese Kategorie und können durchaus als “Hautwolf” bezeichnet werden, so Dr. Brandenburg.
Eine “Intertrigo” kann aber nicht nur an den Oberschenkelinnenseiten entstehen, sondern auch unter den Armen, an Bauchfalten, der Pofalte, oder unter den Brüsten – an Stellen, die gern schwitzen und an denen ein Haut-an-Haut-Kontakt entsteht. Feuchtigkeit und Reibung sind dann ausschlaggebend – buchstäblich. Auch, wenn du viel Sport treibst, kann es vorkommen, dass du dir beim Radfahren, Joggen oder beim Wandern einen “Hautwolf” zulegst. Falls du dabei enge Schuhe und Leggings trägst, kann die enge Kleidung oder die Nähte das verstärken.
Quellen:
- “Einen Wolf laufen – oder was bei der Hautkrankheit Intertrigo hilft”, aok.de, zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2025.
- Das Gespräch mit Dr. Anna Brandenburg wurde am 7. März 2025 geführt.
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