Politische Situation: Du bist überfordert? So wirst du das Ohnmachtsgefühl los

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Nach Bekanntgabe der Europawahl-Ergebnisse 2024 zeigten sich viele Menschen geschockt. Die politische Lage löst Verzweiflung aus. Wie können wir uns durch Engagement weniger ohnmächtig fühlen?

Das Gefühl der Ohnmacht ist groß. Gerade jetzt, nach der Europawahl. Die besorgniserregenden Ergebnisse können wir (leider) nicht mehr ändern – wir können es aber besser machen und uns zumindest weniger ohnmächtig fühlen. Denn wir leben in einer Demokratie, in der uns viele Möglichkeiten zur Mitgestaltung geboten werden. Wer sich hilflos fühlt, kann also politisch aktiv werden.

Wichtig ist, dass du dir, bevor du anfängst, bewusst machst, wie viel du leisten kannst und möchtest. Wir Menschen haben begrenzte Ressourcen und um das Bestmögliche aus deinen zu machen, solltest du dir die verschiedenen Formen des Aktivismus anschauen und für dich entscheiden, welchen du nachgehen möchtest. Manche von ihnen lassen sich kombinieren, während andere einnehmender sind. 

Alltags-Aktivismus 

Die wohl am schnellsten umzusetzende Form, wie wir uns engagieren können, ist, jeden Tag unsere Werte zu leben. Dazu gehört unter anderem, die Konfrontation mit Menschen in unserem Umfeld zu suchen. Hörst du einen homophoben oder rassistischen Witz, solltest du das ansprechen und deutlich machen, dass du unangemessenen Humor nicht tolerierst. Diese Konfrontation kann zwar unangenehm sein, aber es lohnt sich häufig. Denn möglicherweise reflektiert dein Gegenüber so das eigene Verhalten.

Ein weiterer Weg ist, einen Blick auf das eigene Verhalten zu werfen. Bist du beispielsweise an Klimaschutz interessiert, kannst du überlegen, an welchen Stellen du sparsamer leben könntest. Zudem ist es natürlich ratsam, neben dem eigenen Verhalten auch deinen Sprachgebrauch regelmäßig zu hinterfragen und anzupassen. Vielleicht benutzt du selbst Wörter mit einem problematischen Hintergrund ohne es zu wissen. Wichtig ist nur, wie wir damit umgehen und dass wir uns nicht davor verschließen, uns weiterzuentwickeln. 

Demos, Ehrenamt und Co.

Wenn du mehr Zeit und Energie investieren möchtest, kannst du dich an verschiedenen Aktionen beteiligen. Die einfachste Möglichkeit, diese zu finden, ist im Internet zu suchen. Dort findest du Informationen über Demonstrationen, Aktionen für den Klima- oder Tierschutz und vieles mehr. Hast du ein Interesse, dich regelmäßig und längerfristig zu engagieren, kannst du auch ein Ehrenamt belegen. Hier kannst du Menschen helfen und aktiv an einem Problem, das dich persönlich beschäftigt, arbeiten.

Natürlich ist es aber auch möglich, selbst in die Politik zu gehen. Entweder kannst du dich in einer Partei bei Hilfsarbeiten engagieren oder sogar versuchen, in die lokale Politik einzusteigen. Ersteres Vorhaben hat die kleinere Hürde und könnte deswegen auch, wenn du eine Beschäftigung als Politiker:in anstrebst, dein erster Schritt sein. Möchtest du etwas für die Demokratie im Allgemeinen tun, fühlst dich aber keiner Partei zugehörig, so kannst du auch beispielsweise bei Wahlen unterstützen. Eine letzte Möglichkeit ist noch, Parteien oder Politiker:innen direkt zu kontaktieren und ihnen sachlich darzulegen, was dich in der Politik momentan beschäftigt. 

Egal für welche der Möglichkeiten du dich entscheidest, du solltest immer darauf achten, dass du dich im Rahmen unserer Gesetze bewegst. Beleidigendes oder gewalttätiges Verhalten sind kontraproduktiv für deine politische Bestrebungen. 

Aktivismus im Internet 

Neben dem analogen Engagieren kannst du dich auch bequem von zu Hause aus im Internet einbringen. In deinem bevorzugten sozialen Netzwerk kannst du Inhalte teilen, liken und kommentieren. Gerade in Kommentarsektionen gibt es häufig viele Diskussionen, wenn es sich um ein kontroverses Thema handelt. Hier ist es aber besonders wichtig, dass du die Ruhe bewahrst und nicht, wie viele andere, dazu neigst, ausfallend zu werden. 

Möchtest du eine eigene Petition starten, so kannst du diese ebenfalls im Internet erstellen und mit dem Teilen von Inhalten auf Social Media verbinden. Schließlich war es noch nie so leicht, wie in der heutigen Zeit, viele Menschen zu erreichen. Auch das Unterzeichnen von Petitionen und Appellen wird durch das Internet stark vereinfacht. Du musst also nicht zwingend zu den Schöpfer:innen gehören, um an dem Prinzip teilzuhaben.

Ob analog oder online – sich zu engagieren bedeutet häufig, regelmäßig mit Problemen konfrontiert zu werden, die nicht in absehbarer Zeit verschwinden. Wir selbst können immer nur einen sehr kleinen Teil beisteuern oder müssen sogar zusehen, wie sich die Lage, trotz unserer Bemühungen, verschlechtert. Das kann anstrengend sein für die Psyche. Deshalb ist es wichtig, dass du als Aktivist:in auf deine mentale Gesundheit achtest. 

Fünf Tipps, die dir bei Engagement helfen, Stress abzubauen  

1. Eine Kontrollinstanz etablieren

Du kannst die Menschen um dich herum bitten, aufzupassen, oder von ihnen einen Realitätscheck einfordern. Wenn sie dir sagen, dass es genug ist, solltest du eine Pause von deiner Tätigkeit einlegen. 

2. Hilfe fordern und annehmen

In deinem sozialen Umfeld solltest du offen sein über deine Herausforderungen. Wer nicht sagt, dass er:sie überfordert oder frustriert ist mit einer Aufgabe, kann schließlich auch nicht die nötige Unterstützung erhalten.

3. Aktivismus ist nicht alles 

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass du mehr bist als das, wofür du dich einsetzt. Dass du Aktivist:in bist, ist gut, jedoch sollte das nicht alles sein, was dein Leben ausmacht. Erlaube dir deshalb trotzdem, ein Privatleben zu führen und auch von deiner Tätigkeit abgesehen Interessen, Bedürfnisse und Ziele zu haben. 

4. Du bist nicht die einzige Person

Erinnere dich daran, dass du mit anderen zusammenarbeitest. Oft sind die Probleme, gegen die Menschen aktiv werden so groß, dass sie sie gar nicht allein bewältigen können. Mache dir deshalb immer bewusst: “Ich bin nicht allein. Ich muss und kann nicht alles allein machen.”

5. Übernimm dich nicht 

Damit du nicht den Überblick verlierst oder überfordert wirst, solltest du versuchen, dich auf eine Sache beziehungsweise einen Bereich zu konzentrieren. Es ist nicht effizient, an zehn Projekten gleichzeitig mitzuarbeiten. Du solltest dir lieber überlegen, was für dich wichtig ist und dich genau darauf konzentrieren. 

Verwendete Quellen: Politische-bildung-brandenburg.de, praxistipps.focus.de, campact.de, verywellmind.com

Source: Aktue