Psychologie: Diese Eigenschaften zeichnen Menschen aus, die sich selbst verzeihen können

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Verzeihen zu können – sich selbst und anderen –, ist eine Fähigkeit, die selten allein steht und sich kaum isoliert kultivieren lässt. Was Menschen in der Regel sonst noch ausmacht, die über sie verfügen, liest du hier.

Manche Menschen ärgern sich tagelang über Fehler, die sie begangen haben, unbedachte Aussagen, die ihnen über die Lippen gekommen sind, oder Ziele, die sie nicht erreicht haben. Andere hadern beständig oder immer wieder damit, dass sie nicht klüger, schöner oder anständiger sind. Und einige Personen haben das Gefühl, falsch zu sein und sich beweisen zu müssen, so verinnerlicht, dass es selbstverständlich für sie und ihnen gar nicht bewusst ist, dass sie mit einem permanenten Selbstvorwurf leben. All diesen Menschen bekäme es womöglich gut, wenn sie lernten, sich zu verzeihen – es nicht zu können, ist nämlich oft nicht nur schmerzhaft, sondern kostet in der Regel viel Energie. Denn es bedeutet, sich in einem stets schwelenden Kampf mit sich selbst zu befinden.

In ähnlicher Weise, wie es unwahrscheinlich ist, dass eine Person, die überhaupt nicht turnen kann, ohne weiteres Training mithilfe ein paar gezielter Tipps einen Handstandüberschlag durchführen wird, kann es allerdings schwierig sein, verzeihen zu erlernen, ohne eine Haltung zu kultivieren, zu der diese Fähigkeit dazugehört. Eine Haltung, die von Achtsamkeit und Selbstachtung geprägt ist, von Großzügigkeit und der Bereitschaft zu verstehen – und die außerdem unter anderem oft mit den folgenden Eigenschaften einhergeht. 

Eigenschaften von Menschen, die sich selbst verzeihen können

Bescheidenheit

Die eigenen Erwartungen grundsätzlich im Zaum zu halten, erleichtert es in der Regel zu verzeihen – sich selbst und anderen. Wer nicht davon ausgeht, dass alles auf dieser Welt gut und schön sein und immer nur besser und schöner werden sollte, muss meist weniger Anstrengung und Umdenkarbeit leisten, um den Menschen als das zu akzeptieren, was er ist: Teil einer Welt, die wir nicht vollständig begreifen können und in der wir stets Gutes und Schlechtes sehen. 

So erwartet eine Person, die sich selbst verzeihen kann, weder Perfektion noch überdurchschnittliche Leistungen von sich, sondern empfindet sich und das, was sie tut, als genug. 

Verbundenheitsgefühl zu anderen Menschen

Häufig geht die Fähigkeit, sich selbst zu verzeihen, mit der Fähigkeit einher, anderen Menschen zu verzeihen – denn beide Fähigkeiten lassen sich einfacher kultivieren, wenn wir das Gefühl haben, mit anderen durch Gleichheit und Gemeinsamkeit verbunden zu sein. In anderen Menschen können wir Dinge erkennen, die wir in der Selbstbetrachtung nicht wahrzunehmen vermögen: dass Makel sie nicht hässlich machen, zum Beispiel. Dass ihre Fehler oder Schwächen keine drastischen Auswirkungen haben und dass ein Versuch oder eine Bemühung oftmals schon genug ist. An uns selbst gewinnen wir wiederum Einsichten, die uns helfen, andere Menschen zu verstehen: Beispielsweise konnten wir nicht richtig nachdenken, weil wir müde waren oder traurig oder von unserer Vergangenheit vorbelastet. Beide Perspektiven miteinander in Verbindung zu bringen und all unsere erfahrungsbasierten Informationen über Menschen zu nutzen, unter der Annahme, dass wir nicht grundlegend anders sind als die anderen, macht es in der Regel leichter zu verzeihen. Zumindest scheint das bei einigen Leuten der Fall zu sein, die es können.

Empathie

Empathie hängt in zweierlei Hinsicht mit der Fähigkeit zusammen, sich selbst zu verzeihen: Einerseits kann sie sie fördern, andererseits daraus erwachsen oder erstarken. An sich bedeutet Empathie, dass sich eine Person in die Position ihrer Mitmenschen hineinversetzen und ihre Einstellung und Gefühle nachvollziehen kann. So kann sie eine Voraussetzung dafür bieten, andere zu verstehen. Wer Empathie nun in dieser Weise nutzt – um Verständnis für andere Menschen aufzubringen –, kann sie in der gleichen Weise auf sich selbst anwenden. Kann sich mit der Empathie einer Freundin betrachten anstatt mit der Strenge der Selbstkritik. Auf der anderen Seite erleichtert die Fähigkeit, sich selbst zu verzeihen, empathisch gegenüber anderen zu sein: Sie fördert die Bereitschaft, Urteile zu revidieren und Personen mit Offenheit und Interesse zu betrachten, fördert den Impuls, Verständnis zu erlangen, anstatt einzuordnen und abzuhaken.

Optimismus

Optimismus hilft beim Verzeihen, da er mit dem Denken verknüpft ist: “Wird schon wieder gut”, “so schlimm ist es vielleicht gar nicht”. Wer eine grundsätzlich optimistische Einstellung hat, wird die eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten weniger stark dramatisieren und eher davon ausgehen, dass sich Dinge wieder richten lassen. Davon abgesehen erkennen optimistische Menschen selbst in Enttäuschungen meist etwas Positives und blicken auf das, was sie lernen und gewinnen können, anstatt auf das Verlorene und Vertane.

Verwendete Quellen: verywellmind.com, hackspirit.com

Source: Aktue