Eifersucht gibt es nicht nur in Liebesbeziehungen, sondern auch in Freundschaften. Wie es zu den negativen Gefühlen kommt und wie du damit umgehen kannst, erfährst du hier.
Viele Menschen wünschen sich eine beste Freundin oder einen besten Freund. Einen Menschen, der mit ihnen durch dick und dünn geht, der sie auch mit Jogginghose und fettigen Haaren liebt und sich über die langersehnte Beförderung genau so freut, als wäre es die eigene. Das ist die Wunschvorstellung. In der Realität kann es aber auch in Freundschaften – wie in Liebesbeziehungen – zu negativen Gefühlen, wie Neid, Missgunst und Eifersucht kommen.
Aus zwei werden drei
Eine Freundin erzählte mir kürzlich beim Lunch, dass ihre beste Freundin ganz schlimm eifersüchtig sei – und sie das gar nicht nachvollziehen könne. Als ich vorsichtig nachhakte, kam heraus, dass sie wohl sehr viel Zeit mit einer neuen Freundin verbringt, die sie beim Yoga kennengelernt hat. Die beiden haben herausgefunden, dass sie denselben Arbeitgeber haben, treffen sich fortan nicht nur beim Sport, sondern auch im Büro und da ergeben sich eben aufgrund von Lebensumständen und gemeinsamer Interessen viele Überschneidungen.
Die andere ursprünglich ‘beste’ Freundin fände das nicht so toll. Sie kennen sich seit der Grundschule, über 15 Jahre, und haben von der ersten Periode bis zum Umzug in die Großstadt ganz viel zusammen erlebt. Im Moment würden sie deutlich weniger Zeit miteinander verbringen, einfach weil es sich nicht so ergibt. Trotzdem merke sie, dass die beste Freundin sich ihrer neuen Freundin gegenüber oft abfällig verhalte oder dass sie Forderungen stellt – und sie eben gefühlt am liebsten für sich allein beanspruchen würde. “Ich verstehe nicht, warum sie nicht einfach kommuniziert, dass sie die Intensität unserer Freundschaft vermisst? In meinem Leben ist genug Platz für beide”, schließt meine Freundin.
Warum sind Freund:innen eifersüchtig?
“Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft”, wusste schon der Wiener Schriftsteller, Franz Grillparzer (1791 bis 1872). Eine Prise Eifersucht mag noch gesund oder gar gut sein, denn sie spornt uns an, uns um unsere Liebsten zu bemühen und sie nicht als selbstverständlich zu sehen. Zu viel davon kann aber schneller als uns lieb ist dazu führen, dass Beziehungen in die Brüche gehen. Schon Mitte der 1980er-Jahre befragten die Psycholog:innen Monika Henderson und Michael Argyle in einer Studie 150 Personen nach Gründen für das Ende ihrer bisherigen Freundschaften: Woraufhin mehr als 50 Prozent Eifersucht auf eine andere Person als Grund nannten.
Wir verspüren sie immer dann, wenn eine Zweierbindung durch Dritte bedroht wird oder wir das zumindest glauben. “Wenn Menschen von außen hinzukommen, dann stehen hinter Eifersuchtsgefühlen in der Regel Verlustangst oder ein geringes Selbstwertgefühl”, erklärt die Psychologin Katharina Smutny gegenüber Zeit. Die beste Freundin hat Angst, dass ihr der Platz Nummer eins streitig gemacht werden könnte – und legt sich im besten Fall extra ins Zeug. Es kann aber auch passieren, dass sie mit Rückzug reagiert, weil sie sich weggestoßen oder nicht gut genug fühlt oder aus der Verletzung heraus überzogene Besitzansprüche stellt.
Das kannst du tun
“Menschen sind soziale Wesen und suchen in der Regel nach Verbindungen, beziehungsweise sind auf diese sogar angewiesen”, erklärt Prof. Matthias Grundmann, Direktor des Instituts für Soziologie an der Universität Münster. Wenn sich eine gegebene Beziehungsdynamik verändert, ist es normal, dass das erst einmal bedrohlich wirken kann. Versuche dich, wenn dir etwas an der Freundschaft liegt, in die Lage deiner eifersüchtigen Freundin hineinzuversetzen. Wie würdest du dich fühlen, wenn die Situation genau anders herum wäre? Vielleicht hat sie ja nicht ganz unrecht und du könntest ihr wirklich etwas mehr deiner Zeit zur Verfügung stellen?
Natürlich ist es völlig in Ordnung, genervt von der Eifersucht deines:deiner Freund:in zu sein. Achte nur darauf, das Gespräch zu suchen, bevor eure Beziehung Schaden annimmt. Offene Kommunikation ist meist der beste Weg, um ein Problem anzugehen und es aus der Welt zu schaffen. Möchtest du nicht direkt in die Konfrontation gehen, kannst du auch versuchen, dir zunächst bewusst Zeit für die Person zu nehmen. Unternehmt etwas, das ihr früher immer zusammen gemacht habt, schwelgt in Erinnerung, macht euch bewusst, was ihr an der:dem anderen habt.
Ist euer Bond gestärkt, dann kannst du auch ausprobieren, deine Freund:innen zusammenzubringen. Sobald sie sich besser kennen und ihr vielleicht auch mal etwas zu dritt unternehmen könnt, verliert die Situation ihre Bedrohlichkeit – und die Eifersuchtsgefühle werden weniger. Zudem ist es für dich angenehmer, weil du dich nicht immer zwischen beiden aufteilen musst. Wichtig wäre dann nur darauf zu achten, Themen zu besprechen, bei denen alle Beteiligten mitreden können, niemand soll sich ausgeschlossen fühlen, also Insider-Witze und Co. lieber weglassen.
Falls nichts davon so richtig klappen will, kann Distanz helfen, um die Freundschaft in Zukunft wieder aufleben zu lassen. Zudem ist es okay, dass nicht alle Freund:innen für immer Teil deines Lebens sind, sondern eben nur für einen Abschnitt.
Source: Aktue
