Psychologie: Perfektionistin? – So schützt du dich vor den negativen Konsequenzen

Aktuel

Perfektionismus hat viele Facetten: Es allen recht machen zu wollen, ständig Ordnung zu halten, sich für eine gute Leistung auf der Arbeit zu verausgaben … Doch nicht nur das kann negative Auswirkungen haben. Wir erklären dir, worauf du achten kannst.

“Ich bin Perfektionistin” – ein Satz, den wir heute oft ganz selbstverständlich dahersagen, wenn wir uns einer Aufgabe besonders angenommen haben. Wir wollen oft das eine, grandiose Ergebnis, mit dem andere und auch wir zufrieden sein können. Doch wie oft sind wir das wirklich? Und was macht es mit uns, wenn wir eigentlich nie so richtig zufrieden sind?

Perfektionismus – wie er sich äußern kann

Perfektionismus begegnet uns im Alltag häufig mehr als nur einmal. Auf der Arbeit gibt es diese eine Person, die immer alle an alles erinnert, damit etwas richtig läuft. Zu Hause putzt unsere Mutter Fußböden, Fenster und saugt Spinnenweben von den Decken, damit die Räume für den Besuch perfekt aussehen – eine andere Person sucht verzweifelt wochenlang nach dem richtigen Geschenk, denn es passt alles nicht so hundertprozentig. “Es geht doch noch besser”, denken sie sich häufig. Das sind nur einige Beispiele dafür, wo uns Perfektionismus begegnen kann.

Negative Auswirkungen von Perfektionismus

Hinter der Angewohnheit liegt oft ein Wunsch nach Kontrolle oder die Angst, zu scheitern. Und das führt zu Sorgen und Stress. Wenn wir schon eine Weile unseren Standard aufrechterhalten haben, fällt es schwer, sich wieder davon zu lösen. Die Familie erwartet doch, dass alles piccobello ist, … oder? Und auf der Arbeit zählt doch jede:r darauf, dass wir mit vollem Einsatz dabei sind? Oder interpretieren wir zu viel hinein?

Meistens ist es eher so, dass die anderen die Taten der Perfektionist:innen zwar durchaus wertschätzen, sie mit weniger aber ebenso zufrieden wären, während die Betroffenen sich jedoch immer mehr in ihren Perfektionismus hineinsteigern. Gedanken wie “Ich muss das alles noch schaffen” kommen auf. Zeitmanagement ist deshalb zwar eine der größten Stärken von Perfektionist:innen, gleichzeitig aber auch ihr größter Gegner.

Sorgen, Ängste, Selbstwertprobleme

Perfektionist:innen machen sich oft Sorgen, was die anderen von ihnen denken. Es ist meist eher die Angst, nicht genug zu sein und nicht genug zu tun, die sie in ihren Aufgaben anspornt. Ihnen fallen lauter Kleinigkeiten auf, die niemand je bemängeln würde. Und wenn etwas nicht ihren Vorstellungen entspricht, sorgt das für Angst, Sorge, Stress und oft ein Gefühl von Hilflosigkeit. Der Grundgedanke von Perfektionismus ist: Kontrolle. Gelingt diese nicht, können auch körperliche Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Verdauungsprobleme oder ein Engegefühl in der Brust auftreten. Es kann also sogar schlecht für deine Gesundheit sein, wenn dein Perfektionismus zu weit geht.

Wie aus Selbstkritik Selbstfürsorge wird

Wer ständig unter Druck steht, dem wird es irgendwann zu viel. Und wenn andere uns nicht in diesem Verhalten bremsen, dann können wir das am besten selbst tun. Wie würdest du reagieren, wenn eine Freundin ihr Leben so strukturieren würde wie du? Würdest du denken, dass es zu viel ist und ihr raten, einen Gang herunterzuschalten? Vermutlich. Denn gegenüber unseren Liebsten sind wir häufig sehr viel weniger fordernd als zu uns selbst. 

Tipps, wie du an deinem Selbstwert arbeiten kannst, liest du hier:

Selbstliebe lernen: Die besten Tricks

Den Anspruch an dich selbst senken

Perfektionist:innen verlangen oft zu viel von sich selbst. Die folgenden Schritte können helfen:

  1. Fokussiere dich auf die Dinge, die du kontrollieren kannst: Was liegt in deinem Aufgabenbereich und was nicht? 
  2. Vertraue auf die Kompetenzen anderer: Musst du denn wirklich alles allein machen? Wo können Familienmitglieder oder Arbeitskolleg:innen dich entlasten? Spreche an, wo du dir Hilfe wünschst und versuche danach, nicht an die Aufgaben zu erinnern. Vertraue darauf, dass es passiert – und gebe deine Verantwortung ab.
  3. Was wäre das schlimmste Szenario: Ok, dann spricht dich deine kritische Mutter vielleicht auf die Spinnenweben an der Decke an. Ja und? Vielleicht kommt dir dafür aber dein:e Partner:in zuhilfe und erklärt, dass das nun wirklich nicht wichtig ist – oder andere Dinge wichtiger. Denn das ist definitiv die Wahrheit. Du kannst dir auch selbst bereits zurechtlegen, was du im schlimmsten Fall sagen möchtest, um vorbereitet zu sein. In vielen Fällen wird unser ausgemaltes Horror-Szenario aber gar nicht erst eintreffen.
  4. Fokussiere dich auf das Positive: Du hast ein, zwei Aufgaben nicht geschafft, dafür aber fünf andere? Dann klopf dir auf die Schulter anstatt dich herunterzuziehen. Du hast es verdient. Und falls die Aufgaben wichtig sind, kommt Punkt zwei wieder ins Spiel, genauso wie:
  5. Vorausplanen: Wer früh weiß, wo man Aufgaben anderen übergeben kann, ist weniger gestresst. Und wenn du dich damit sicherer fühlst, kann bei größeren Dingen auch ein Plan B oder C helfen, den du dir vorab in Ruhe überlegst.

Verwendete Quellen: verywellmind.com, sz.de, caps.umich.edu

Source: Aktue