Schwerer als gedacht: Vom Reflektieren und Funktionieren – warum das eine nicht sofort beim anderen hilft…

Aktuel

“Ich weiß das doch alles, aber es funktioniert trotzdem nicht!” – Kommt dir dieser Gedanke bekannt vor? Damit bist du nicht allein. Denn gut in Selbstreflexion zu sein bedeutet leider nicht, auch gut darin zu sein, alte Muster zu aktualisieren … wie uns das vielleicht doch noch gelingt.

Ich weiß, dass mir Bewegung guttut. Ich weiß, dass ich mehr unternehmen sollte, weil soziale Kontakte gut für mich sind. Ich weiß, dass es mich entspannt, etwas zu lesen. Aber trotzdem lande ich abends oft auf dem Sofa und schaue wieder einen Film oder bin auf den sozialen Medien. Das Problem: Etwas zu wissen, ist etwas anderes, als etwas tatsächlich umzusetzen. Ein Verhaltensmuster zu ändern kann Tage oder sogar Monate dauern. Aber wie bleiben wir dran und kommen dort hin?

Wie lange es braucht, das Verhalten zu ändern

Ein neues Verhalten in dein Leben zu integrieren kann laut Studie von 18 Tagen bis hin zu 254 Tagen dauern – im Durchschnitt 66 Tage. Getestet wurde mithilfe von 96 Personen, die sich täglich vornahmen, eine kleine Aufgabe in ihren Alltag zu integrieren. Die Ergebnisse wurden über 84 Tage ausgewertet und im Anschluss die Wahrscheinlichkeit ausgerechnet. Wenn du also manchmal das Gefühl hast, dass du alles hinschmeißen willst, ist die beste Lösung vielleicht dranzubleiben. Das kann allerdings ganz schön frustrierend sein. Und wenn andere dann noch schneller ans Ziel kommen als wir, wird es oft schlimmer. Der Weg zum Erfolg ist aber nicht, sich selbst zu drillen und fertigzumachen, wenn es nicht so schnell klappt wie gewünscht. Er liegt eher in Selbstfürsorge und einem respektvollen Umgang mit dir selbst.

Gleichzeitig lernen wir durch diese Einsicht: Was uns klar ist und wo wir schneller Fortschritte machen, wird eine andere Person möglicherweise länger brauchen. Das kann in verschiedensten Bereichen der Fall sein. Vom gesunden Lebensstil über eine harmonische Beziehungsführung bis hin zu Selbstzweifeln, die eine uns liebe Person ständig zurückhalten. Was wir sehen, sehen sie vielleicht erst nach einer längeren Zeit – oder sie sehen es bereits, brauchen aber mehr Zeit, um daran zu arbeiten.

Wie wir nicht nur wissen, sondern auch umsetzen

Ok. Das Erste, was wir gelernt haben, ist, dranzubleiben. Das Zweite, was wir brauchen, sind Selbstfürsorge und -mitgefühl. Es ist in Ordnung, wenn wir es nach 18, 55 oder auch 200 Tagen noch nicht geschafft haben. Anstatt uns nur dafür feiern zu wollen, es zu schaffen, können wir stolz auf uns sein, dass wir es versuchen. Dass wir etwas ändern wollen und uns dessen bewusst sind. Und dass wir schon eine Weile mehr oder weniger schaffen, daran festzuhalten. Wir sind oft sehr gut darin, unsere eigenen Erfolge nicht zu sehen. Dabei kann schon der Vorsatz nach dem Mittagessen ein bisschen Obst zu essen, ein erster Schritt in Richtung gesünderem Lebensstil sein. Auch dann noch, wenn wir es ein bis zwei Mal in einer Woche vergessen haben. 

Nächster Schritt: Den inneren Schweinehund überwinden. Diese Stimme in unserem Kopf, die mit “das kann ich morgen machen” oder “ich mache morgen einfach doppelt so viel” ankommt – und dafür sorgt, dass wir immer wieder etwas aufschieben oder der Druck irgendwann zu groß wird, weil wir nicht nur etwas Kleines bewältigen müssen, sondern gleich das Doppelte oder Dreifache. Beispielsweise 30 Minuten Yoga anstatt die 10 Minuten täglich, die wir uns vorgenommen haben. Setze dir realistische Ziele und wähle kleine Zeitfenster. Und nur, weil diese gut funktionieren: Fordere dich nicht dazu heraus, ab einem bestimmten Punkt 20 Minuten machen zu wollen, weil es mit den 10 gut geklappt hat. Arbeite erst konsequent mit der einfachen Routine, ehe du den Schwierigkeitsgrad erhöhst. Für manche Menschen kann ein täglicher Wecker dabei helfen, diese Einheiten auch einzuhalten.

Schlechte Tage können wir nicht umgehen

Im Job bekommen wir Urlaubszeit, um Abstand nehmen und uns entspannen zu können. Und ähnlich verhält es sich im Privatleben mit Auszeiten. Nur sind es hier keine schönen, freien Tage, sondern diejenigen, die uns runterziehen und unmotiviert zurücklassen. Es ist in Ordnung, wenn sie uns doch Mal von der Routine abhalten, die wir uns vorgenommen haben. Wir sind keine Maschinen, die immerzu ihr Programm abspielen können, und brauchen öfter Zeit einen Neustart oder eben den Ruhemodus. Gestehe dir diese Momente zu, höre darauf, wenn du Ruhe brauchst und begegne dir mit Mitgefühl. Das Gesamtbild zählt, nicht der eine Tag, an dem man “gescheitert” ist. 

Source: Aktue