Südtiroler Weingut Mauslocher: Praktische Weintipps von Winzerin Gerda Kiem

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“Bei uns ist Frauenpower angesagt!” – Winzerin Gerda Kiem produziert gemeinsam mit ihrer Tochter Südtiroler Weine aus nachhaltigem Anbau. Im Interview spricht sie über die Arbeit am Weinberg und gibt Tipps für den Weinkauf.

Der Weinanbau scheint für viele immer noch ein Berufsfeld zu sein, das von Männern dominiert wird. Doch das täuscht: Mittlerweile werden auch die Winzerinnen immer bekannter und bekommen begründete Aufmerksamkeit– so auch Gerda Kiem. Gemeinsam mit ihrer Tochter Katrin betreibt sie das Südtiroler Weingut Mauslocher. 

Hier arbeiten echte Powerfrauen für unseren Genuss. Nachhaltig, natürlich und lokal sind die Weine, die das Weingut im Meran produziert. Wichtig hierbei: “Eine positive und hartnäckige Einstellung”, so Gerda Kiem. Im Interview spricht das familiäre Winzerinnen-Duo über die Arbeit am Weinberg, Weintrends und warum Weine mit Geschichte zu den Must-haves im Weinregal gehören.

Guter Wein: Winzerin Gerda Kiem im Interview

Winzerinnen am Wein-Werk: Warum sollten sich mehr Frauen diesen spannenden Job vor Traumkulisse zutrauen?

Diese Frage betrifft viele Berufsfelder. In erster Linie stellt sich die Frage, ob jemand gerne in und natürlich auch mit der Natur arbeitet. Dabei wird es Arbeitsschritte geben, die entspannend, gar meditativ sind. Bei anderen wiederum wird angestrengt geschwitzt und sich bemüht, möglichst schnell zu arbeiten, damit es fix erledigt ist. Man findet bei fast allen Arbeiten auch als Frau einen Weg, diese zu bewältigen

Wichtig hierbei ist eine positive und hartnäckige Einstellung.

Dasselbe gilt auch für die Arbeiten im Weinkeller. Nachdem ein Jahr vorbei ist – mit einigen Tiefen, aber umso schöneren Höhen – freut es einen und man ist stolz auf das Produkt, das am Ende entstanden ist. Man sieht das Lächeln der Kunden, bekommt positives Feedback und merkt, dass sich dafür die harte Arbeit immer wieder lohnt.

Welche Weintrends beobachten Sie?

Manche Trends im Bereich Wein halten länger an, andere wiederum sind nach kurzer Zeit wieder vergessen. Es ist eine Entwicklung in Richtung Weine mit besonderer Geschichte zu beobachten. Inzwischen gibt es sehr viele Weinstile, sehr viele tolle Weine von vielen fleißigen Winzer:innen. Wir versuchen, unsere Weine durch unseren persönlichen Weinstil etwas hervorzuheben. Zu alternative Weine werden wahrscheinlich nur von einer ganz kleinen Gruppe angenommen.

Naturwein steht in den Städten hoch im Kurs – was ist das Besondere an Naturwein?

Ein Naturwein zeichnet sich dadurch aus, dass seine Herstellung basierend auf eine radikale Rückkehr zum Ursprung durchgeführt wird. Dabei soll möglichst der Wein an sich als Produkt der Natur ohne große Eingriffe bei der Herstellung entstehen. Dies ist eine Herstellungsart, die viel Wissen und Erfahrung benötigt und aber auch mit gewissen Risiken verbunden ist.

Wie sehr beeinflusst der Klimawandel den Weinanbau?

Der Weinanbau wird in verschiedensten Punkten vom Klimawandel beeinflusst. In bereits bestehenden Weinanbaugebieten könnten dort angebaute Rebsorten mit den sich verändernden Bedingungen nicht mehr gut zurechtkommen. Es könnten dort möglicherweise andere Rebsorten angebaut werden, die sich bei den veränderten Bedingungen wohler fühlen. In manchen Regionen könnte es zu warm werden, um Weinbau zu betreiben und in anderen wiederum könnte es dadurch erst möglich werden. Durch den Klimawandel kommen immer mehr Extremereignisse auf. Durch vermehrte Niederschläge könnte der Druck durch Schädlinge wie Pilze erhöht werden, durch Trockenheit erleidet die Rebe starken Stress.

Was sollte beim Weinkauf unbedingt beachtet werden?

Es gibt inzwischen wirklich sehr viele tolle Weine. Daher ist eine Beratung durch professionelles Personal beim Kauf auf jeden Fall empfehlenswert. Sollte dies nicht möglich sein, so können hin und wieder Texte oder visuelle Darstellungen auf den Etiketten helfen, um herauszufinden, wie der Wein schmeckt und zu welchem Essen er passt.

Wie wird Wein zu Hause richtig gelagert?

Bei der Weinlagerung ist unserer Meinung nach eine möglichst konstante, niedere Temperatur (ca. 14 °C) sehr wichtig. Ob liegend oder stehend gelagert wird, ist abhängig vom Verschluss: Bei Korkverschluss ist der horizontalen Lagerung der Vorzug zu geben, bei Drehverschluss kann der Wein auch aufrecht stehen. Wichtig ist auch, dass der Wein in dunklen Räumen oder zumindest abgedunkelt gelagert wird und frei von Fremdgerüchen ist, denn letztere könnten auf den Wein übertragen werden.

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Gibt es ein spannendes Food-Pairing mit Wein?

Es gibt grundsätzlich sehr viele spannende Food-Pairings mit Wein, die vor allem durch Neugier entdeckt werden können. Es ist besonders toll, wenn man offen dafür ist, neue und manchmal auch abstrakte Kombinationen zu probieren. Wir essen und trinken gerne, weshalb wir immer versuchen, dass Wein und Essen harmonieren und keines vom anderen zu sehr in den Hintergrund gerückt wird. Sie können sich wunderbar ergänzen, wodurch tolle einzelne Bestandteile zu einem wunderbaren Geschmackserlebnis vereint werden.

Gibt es No-Gos beim Servieren und Trinken von Wein?

Jeder sollte Wein so trinken, wie es einem am besten schmeckt – das kann jeder für sich entscheiden. Weinfans sollten sich jedoch der Konsequenzen einzelner Methoden bewusst sein: Etwa das Eiswürfel im Wein das Aroma mit der Zeit abschwächen oder dass durch das Schwenken von Schaumweinen die Kohlensäure etwas verschwindet.

Wie trinken Sie Ihren Wein am liebsten?

Wein wird bei uns am liebsten in guter Gesellschaft getrunken, egal ob mit einem tollen selbst gezauberten Essen oder nur so ein Glas Wein. Hauptsache, es herrscht eine angenehme und stressfreie Stimmung zum Genießen.

Source: Aktue