Swipe left: Ist die Ära der Dating-Apps beendet?

Aktuel

Die Millennials sind müde, die Generation Z nicht interessiert und die Dating-Apps dieser Welt versuchen gegenzusteuern. Über die Zukunft des Datings. 

Egal, ob ich mich im Freundeskreis umhöre, mich durch Instagram und TikTok scrolle oder in der Bahn sitze und Gesprächen fremder Menschen lausche: Ein Großteil der Millennials ist der Dating-Apps überdrüssig. Singles der Generation Z wollen ihnen nicht mal eine Chance geben. Sie verbringen ihre Zeit lieber mit Freundinnen und Freunden, anstatt mit Menschen, zu denen sie keine tiefe Verbindung spüren. Eine im Jahr 2023 durchgeführte Umfrage unter Student:innen ergab, dass rund 80 Prozent der befragten Personen Dating-Apps nicht ein einziges Mal im Monat nutzen. 

Sind Dating-Apps in ihrer Flop-Ära?

Es ist noch gar nicht lange her, da waren Dating-Apps ein fester Bestandteil des Lebens vieler Menschen. Und wenn nicht, dann, weil die betroffenen Personen bereits in Beziehungen waren und nicht auf der Suche. Im Jahr 2012 wurde Tinder zum Mainstream. Seitdem wurde die App 530 Millionen Mal in 190 Ländern der Welt heruntergeladen (Stand: 2023). Ein Geschäft mit der Liebe – oder für die Liebe? Immerhin: Eine Umfrage aus dem Jahr 2023 hat ergeben, dass 24 Prozent der Befragten ihre:n Partner:in über das Internet oder Dating-Apps kennengelernt haben. Mindestens genauso viele haben laut der Umfrage ihre große Liebe über den Freundeskreis gefunden. Ganz schwachsinnig kann die Idee mit dem Swipen also nicht sein. Doch warum empfinden heute so viele Menschen beim Gedanken an Dating-Apps eher Frustration statt Schmetterlinge im Bauch?

Online-Dating Frust

Wie hoch ist die Erfolgsquote von Dating-Apps wirklich?

Singles in der Nähe über das Smartphone finden – das hat sich nicht nur Tinder zur Aufgabe gemacht. Im vergangenen Jahrzehnt kamen viele weitere Anbieter hinzu. Bei Bumble können nur Frauen die erste Nachricht schicken und Kontakt aufnehmen, Hinge ist drauf ausgerichtet, schnell wieder gelöscht zu werden, Raya ist exklusiv und privat. Das sind nur wenige der vielen Dating-Apps. Doch Menschen, die sich immer noch mit ihnen abmühen, werden langsam müde. Dabei seien laut Tinder bislang mehr als 75 Milliarden Matches weltweit (Stand 2023) entstanden. Wie eine Studie aus Norwegen veranschaulicht, seien die meisten davon allerdings unverbindlich. Und weiter: Im Schnitt brauche es 57 Matches für ein Date. Die allermeisten Matches verlaufen damit im Sande. Letztendlich ergab die Untersuchung eine Erfolgsquote von 1 zu 291. Einfacher gesagt: Bei 291 Matches entsteht im Durchschnitt eine feste Partnerschaft. Mit ganz viel Glück. Man braucht also nicht nur eine Menge Durchhaltevermögen, sondern auch ein dickes Fell, damit man sich all diese Zurückweisungen nicht zu Herzen nimmt. 

Sind Dating-Apps noch zu retten?

Dating-Apps sind sich darüber im Klaren, dass sie sich verändern müssen, um ihre Beliebtheit zurückzugewinnen. Tinder – ursprünglich als App für Gelegenheitssex bekannt – erfindet sich jetzt für die Gen Z neu, indem sich die App voll und ganz auf die Liebe konzentriert. Bumble nutzt eine KI, mit deren Hilfe potenzielle Nacktfotos verschleiert werden und den Nutzer:innen die Wahl lassen, ob sie diese sehen wollen. Daneben will die App künftig noch mehr auf KI setzen. Sie soll dabei helfen, passendere Matches zu finden und Menschen bei der Kommunikation unterstützen. Studien zufolge legt die Gen Z – wenn sie datet – bei der Suche nach der Liebe nämlich viel Wert auf übereinstimmende moralische Werte sowie Authentizität. Hinzu kommen neue Dating-Apps, wie zum Beispiel Archer, die für schwule, bi und queere Männer gedacht sind. Die Dating-App Badoo hat erst kürzlich ihren Dating-Report veröffentlicht und mitgeteilt, wie sie gegen den Dating-Frust vorgehen will: mit Aufklärung. Es muss darüber geredet werden, wie Dating-Apps die mentale Gesundheit beeinträchtigen können – und was dagegen hilft. Insbesondere mit Hinblick auf eine Generation, für die Selfcare das oberste Gebot ist. 

Danxiety

Nicht nur Dating-Apps sind schuld am Misserfolg

Es sind nicht nur die Apps, die sich ändern müssen. Einige Dating-Expert:innen sind der Meinung, dass die Nutzer:innen eine gewisse Verantwortung für ihre Probleme tragen und ihre Einstellung ändern sollten. Das klingt hart, ist aber die bittere Realität. Wir als Gesellschaft können dazu beitragen, wie Dating-Apps genutzt werden. Sei du selbst, respektiere Grenzen, sprich offen über deine Dating-Absichten, antworte regelmäßig und gib dir bei den Dates Mühe. Behandele Menschen so, wie du dir wünschst, behandelt zu werden und ziehe die Reißleine, wenn du das Gefühl hast, dass Geben und Nehmen im Ungleichgewicht sind. Vor allem aber: Nimm dir eine Pause vom Dating, wenn du merkst, dass dein Selbstbewusstsein darunter leidet. Denke bei Zurückweisungen immer daran, dass dies rein gar nichts mit dir als Person zu tun hat. 

Fazit

Ohne einen drastischen kulturellen Wandel bleiben Dating-Apps wohl die naheliegendste Option für jemanden, der auf der Suche nach einer romantischen Verbindung ist – selbst, wenn die Suche vergeblich erscheint. Und während Millennials jahrelang verlegen zugegeben haben, dass sie ihre große Liebe über eine App gefunden haben, wird die Gen Z vielleicht in ein paar Jahren damit prahlen, dass sie es getan hat. 

Verwendete Quellen: axios.com, presseportal.de, statista.com, iwkoeln.de, frontiersin.org

Source: Aktue