Weisheit anderer Länder: Was uns Japan über Sorgen-Management lehren kann

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Wir können lernen, indem wir unseren Horizont erweitern – und auch über Ländergrenzen hinweg schauen, wie Menschen Herausforderungen bewältigen. Diese japanische Angewohnheit kann auch uns in schwierigen Zeiten helfen.

Unsere Gesellschaft bedient sich bestimmter Strukturen und in diesen wachsen wir auf. Wir lernen von unseren Eltern, Lehrer:innen oder Freund:innen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten – oder sehen in Zeiten einer Krise, wie die Menschen um uns herum, ob sie uns nun bekannt sind oder nicht, auf diese reagieren. Manche dieser Regeln sind seit Generationen verinnerlicht. Und oft ist es hilfreich, diese Erkenntnisse zu haben und im eigenen Leben anzuwenden. Manchmal kann es aber auch sinnvoll sein, die eigenen Fühler auszustrecken und außerhalb dieser Bereiche nach Herangehensweisen zu suchen, die uns weiterhelfen können.

Das Leben ist eine Frage der Einstellung

Ich bin kein Fan von dem Satz “Das Leben ist hart”, der uns so oft entgegnet wird. Natürlich kann das Leben hart sein, aber sollten wir uns nicht öfter über Sätze wie “Das Leben ist schön” freuen und auch anderen gegenüber sagen? Ein Satz, der beides für mich gut zusammenbringt ist: “Der einzige Weg zu lernen, ist zu leben.” Ein Satz aus einem meiner Lieblingsbücher, “Die Mitternachtsbibliothek”. Er fasst für mich zusammen, dass wir sowohl die schönen Momente als auch die schwierigen erleben müssen, da wir aus ihnen lernen – und sie wiederum Teil unseres Lebens sind und damit eben auch ein Teil von uns. Trotzdem halten wir uns oft an Dingen auf, die uns Sorgen machen oder Angst, die uns wie eine einzige, nie enden wollende Krise vorkommen. Und da kommt eine einfache Praxis aus Japan uns ganz gelegen.

“Ukeire” (受け入れ) oder auch: “Akzeptanz”

Die Autorin Kaki Okumura schreibt in dem Online-Magazin “Medium” über die Perspektive des “ukeire”. Übersetzt bedeutet es in etwa Akzeptanz. Das heiße aber nicht, immer in allem nur das Gute zu sehen, so Okumura – die Lehre sei, die Situation einen Moment lang so sein zu lassen, wie sie ist, und Frieden zu schließen. Die Herangehensweise bedeutet aber nicht, dass wir ein entstandenes Problem ignorieren. Wir akzeptieren nur, dass es nicht unser Fehler ist. 

Manche Dinge liegen außerhalb unserer Kontrolle, beispielsweise ein starkes Unwetter, das uns den Keller volllaufen lässt. Wir sind keine schlechte Person oder unfähig, weil wir der Familie kein trockenes zu Hause sichern konnten. Es ist etwas, das passiert ist und wir nicht beeinflussen konnten. Was wir aber können, ist, weitermachen. Das Unwetter ist nicht der Fehler des Menschen, aber anstatt das Wasser im Keller stehen zu lassen, muss er sich um das Problem kümmern – und überlegen, wie sie die Situation in Zukunft verbessern kann.

Nicht schuldig sein, sondern verantwortlich

Okumura gibt einige Beispiele, in denen wir oft in Hilflosigkeit versinken möchten und zeigt, wie die Dinge mit einer simplen Formulierung direkt machbarer klingen. Die Annahme: Nicht die Schuld zu tragen, sondern die Verantwortung:

  • Es mag nicht mein Fehler gewesen sein, dass ich meinen Job verloren habe, aber ich kann einen neuen finden.
  • Es mag nicht mein Fehler gewesen sein, dass ich krank geworden bin, aber ich kann etwas für meine Gesundheit tun.
  • Es mag nicht mein Fehler gewesen sein, dass der Kontakt zu Freund:innen weniger geworden ist, aber ich kann mich aktiv selbst melden.

Das Konzept von Akzeptanz ist im Endeffekt eine Achtsamkeitsübung. Es ist ein Annehmen der Erfahrung, die wir im Hier und Jetzt gemacht haben. Wir nehmen sie wahr und akzeptieren sie. Erst nachdem wir den Moment so angenommen haben, wie er ist, gehen wir unseren nächsten Schritt. Gehen wir sofort auf die Barrikaden und wollen dem Zustand oder schlichtweg der Realität entgegenwirken, sehen wir häufig nicht klar und verfallen in Stress oder Frustration. Doch die besten Einfälle haben wir meist erst, wenn wir zur Ruhe kommen.

Verwendete Quellen: kokumura.medium.com, consciousdiscipline.com

Source: Aktue