Wissenschaft: Nobelpreis für Claudia Goldin: Warum Frauen auch heute weniger verdienen

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Als dritte Frau überhaupt hat die Amerikanerin Claudia Goldin den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Ihr Thema: Die Geschlechter-Unterschiede bei der Bezahlung, zu denen sie seit über 60 Jahren forscht.

Sie ist die erste Frau, die sich den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften nicht mit anderen Menschen teilt. Alleinige Gewinnerin in diesem Jahr ist Claudia Goldin. Ihr Gebiet: Die Rolle der Frau in der Arbeitswelt. Ein Thema, dem sie sich seit Jahren widmet und über das sie mehrere Bücher geschrieben hat. Für ihre Forschung, die sie auf dem Gebiet bereits seit den 1960er Jahren betreibt, wurde sie nun ausgezeichnet. Es bedeute ihr sehr viel, da der Nobelpreis für sie für “große Ideen und Veränderungen auf lange Sicht” stehen würde, so Goldin.

Ihre Arbeit könne laut der auszeichnenden Akademie Faktoren der Ungleichheit von Frauen und Männern in der Arbeitswelt aufzeigen sowie Hindernisse, die in Zukunft angegangen werden müssten.

Ein auf und ab im Arbeitsmarkt

Für ihre Forschung hat die Ökonomin US-Daten der vergangenen 200 Jahre analysiert und daraus Rückschlüsse auf Gehaltsunterschiede und die Beschäftigungsrate gezogen. Das Ergebnis: Die Erwerbsbeteiligung der Frauen weise keinen stetigen Aufwärtstrend auf, sondern eine U-förmige Kurve. Die Erwerbsbeteiligung verheirateter Frauen ging demnach mit dem Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft im frühen 19. Jahrhundert zurück, sei dann aber mit dem Wachstum des Dienstleistungssektors im frühen 20. Jahrhundert wieder gestiegen, heißt es in einer Pressemitteilung der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, die den Preis jährlich verleiht. Laut Goldin sei dieses Muster dadurch zu erklären, dass die Strukturen sich geändert hätten und damit auch die sozialen Normen bei der Verantwortung von Frauen.

Bildungsniveau der Frauen ist weiter gestiegen

Im 20. Jahrhundert sei das Bildungsniveau von Frauen immer weiter angestiegen und nun in vielen einkommensstarken Ländern sogar höher als das von Männern. Einen Grund hierfür sieht Goldin in der Einführung der Pille, die Frauen in der Arbeitswelt neue Wege eröffnet habe. Was die Gehaltsunterschiede angehe, könnten historisch gesehen sowohl veraltete Strukturen, die Frauen nach der Familiengründung oft vom Arbeiten abhielten sowie eine weniger hoch bezahlte Berufswahl zu einer langsameren Entwicklung geführt haben. Es zeige sich jedoch, dass der größte Teil dieses Verdienstunterschieds zwischen Männern und Frauen heute im gleichen Beruf bestehe und dass dieser größtenteils mit der Geburt des ersten Kindes entstehe.

Goldin über wissenschaftliche “Detektivarbeit”

Sie habe sich selbst immer als Detektivin gesehen, so Goldin in einem Interview mit “nobelprize.org”. Der Punkt sei, dass ein:e Detektiv:in eine Frage habe, die so wichtig sei, dass man jede Mühen in Kauf nehme, um eine Lösung zu finden. “Außerdem glaubt ein Detektiv immer daran, dass es einen Weg gibt, um eine Antwort zu finden. Und das ist die Art, auf die ich schon immer meine Forschung betrieben habe.”

Goldin habe grundlegende Faktoren von Geschlechter-Unterschieden in der Arbeitswelt herausgearbeitet, so die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften. “Ihre Forschung enthüllt die Ursachen für Veränderung sowie die Hauptquellen der bestehenden Geschlechts-Lücke”, so die Akademie weiter.

Verwendete Quellen: nobelprize.org, tagesschau.de, scholar.harvard.edu

Source: Aktue