Zeitlose Weisheit: Diese 200 Jahre alten Gedanken können immer noch unser Leben bereichern

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Die Welt mag sich verändern, doch viele Regeln und Prinzipien, auf denen unser Leben und Glück basieren, bleiben konstant. Drei Weisheiten von Søren Kierkegaard, die heute in ähnlicher Weise gelten wie vor 200 Jahren.

Vergleichen wir unsere heutige Zeit mit dem 19. Jahrhundert, werden uns auf den ersten Blick wahrscheinlich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten auffallen. Politische Grenzen haben sich verschoben. Das durchschnittliche Bildungsniveau ist gestiegen. Kommunikation findet häufiger über technische Geräte statt als im physischen Beisammensein. Die Winter sind wärmer.

Wir stellen sicherlich andere Ansprüche an unser Leben als unsere Vorfahren, müssen auf andere Anforderungen reagieren und beschäftigen uns in unserem Alltag mit anderen Themen. Doch neben all den Unterschieden gibt es vieles, was uns verbindet. Mit Menschen aus dem 19. Jahrhundert – und mit jenen aus dem zweiten und davor. 

So können wir zum Beispiel als menschliche Individuen nicht von anderen isoliert existieren und müssen unseren Platz in einem gesellschaftlichen Gefüge finden und bewahren. Wir müssen mit Fragen leben, die wir nicht beantworten können, und mit Zielen und Wünschen, die wir nie erreichen. Wir gewinnen, verlieren, sind glücklich und traurig und wir improvisieren uns durch unser kurzes Leben. Aus diesem Grund finden wir in zahlreichen Lehren und Gedanken, die unsere Vorfahren formuliert haben, bis heute Wert, Aktualität und Relevanz. 

Der US-amerikanische Therapeut Blake Griffin Edwards hat in einem Blog-Eintrag für “Psychology Today” einige zentrale Denkansätze des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard geteilt, der von 1813 bis 1855 gelebt hat und als ein früher Vertreter des Existenzialismus gilt. Dem Therapeuten zufolge sind diese Ansätze zwar alt, aber keineswegs veraltet, wenn es darum geht, eine gesunde Einstellung zum eigenen Leben und Selbst zu entwickeln.

3 mehr als 200 Jahre alte Gedanken, die dein Leben bereichern können

Je besser wir uns kennen, umso authentischer und gesünder können wir leben 

In Kierkegaards Werk finden wir immer wieder Hinweise darauf, dass der Philosoph der Auffassung war, Selbstreflexion und Introspektion könnten uns zu einem zufriedenen, authentischen und erfüllten Leben verhelfen. So behandelt er etwa in seiner Schrift “Die Krankheit bis zum Tode” unter anderem Verzweiflung, und zwar als eine Folge mangelnder Selbstkenntnis und mangelnden Selbstbewusstseins und einer Unfähigkeit, die eigenen, individuellen Ziele zu erreichen. 

Gewiss gibt es heute und gab es vor 200 Jahren viele Menschen, die sich nicht unbedingt jede Woche eine Stunde oder länger Zeit nehmen müssen, um über sich nachzudenken und ihr Leben mit ihrem Selbst in Einklang zu bringen. Sie wachen morgens auf, erfüllen ihre Aufgaben, genießen ihre Freizeit und sind zufrieden. Gelingt das wiederum nicht, gilt Selbstreflexion bis heute als erster Schritt, um einen Ansatz für konstruktive Veränderungen zu finden – und ist in der einen oder anderen Weise Bestandteil fast jeder modernen Psychotherapie. 

Ungewissheit und Widersprüchlichkeit gehören zum Leben dazu

Vor allem durch Fortschritte in der Biologie verstehen wir immer besser, wie groß unser Bedürfnis nach Klarheit und Sicherheit ist. Wir fühlen uns wohler, wenn wir an etwas glauben und uns selbst von etwas überzeugen, als wenn wir uns eingestehen, etwas nicht zu wissen. Es fällt uns leichter, etwas als gut oder schlecht einzuordnen, als zuzulassen, dass es beides gleichzeitig sein kann. Doch wenn wir immer auf Eindeutigkeit und Klarheit bestehen, nehmen wir uns damit die Chance, die Welt und unsere Mitmenschen in ihrer Komplexität zu erleben. Wir verbauen uns die Wege zwischen den Extremen, die Kompromisse, die uns zu einer befreiteren Harmonie und Ausgeglichenheit verhelfen können.

Kierkegaard hat in seiner Philosophie und in seiner Poetik dazu aufgefordert, mit Ungewissheit und Widersprüchlichkeit leben zu lernen. Für ihn als Befürworter des Christentums war das Konzept “Gott” weniger die Antwort als die Nicht-Antwort, wie etwa das folgende Zitat suggeriert: “Der Glaube beginnt da, wo das Denken aufhört”.   

Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen, befreit

Kierkegaard war der Meinung, dass sich Menschen keinen Gefallen damit tun, wenn sie ihre Handlungen, Entscheidungen, Fehler und Misserfolge mit äußeren Umständen und Notwendigkeiten erklären und entschuldigen. Ihm zufolge könnten wir mehr wachsen, lernen und gewinnen, indem wir Verantwortung übernähmen und uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können und konnten. 

Gewiss gibt es in den meisten Fällen Gründe für unser Verhalten, die vor allem verdeutlichen, dass unsere Freiheit und unser Handlungsspielraum eingeschränkt sind. Missverständnisse, Krankheiten, erlernte Muster, Gene. Heute kennen wir viel mehr Faktoren, die unsere Entscheidungen beeinflussen, als Kierkegaard kannte. Trotzdem ist bis heute der konstruktivere Lebensansatz der, den bereits der dänische Philosoph als sinnvoll erachtet hat: Verantwortung übernehmen, die Konsequenzen akzeptieren und für die Zukunft überlegen, inwieweit wir in der nächsten ähnlichen Situation anders reagieren möchten. Vielleicht können wir auf diese Weise sogar etwas schaffen, das Menschen in 200 Jahren als bemerkenswert empfinden.

Verwendete Quelle: psychologytoday.com

Source: Aktue