Zu wenige kluge Männer?: Frauen müssen Kompromisse bei der Partnerwahl machen

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Heterosexuellen Frauen könnten zukünftig Partner mit einem ähnlichen Bildungsniveau fehlen. Das Phänomen der Mating Gap (zu Deutsch: Paarungskluft) bestätigte eine Studie. 
 

Viele meiner Freundinnen sind Single. Tolle, gebildete Frauen mit Uni-Abschluss und Job. Die meisten sind Ende zwanzig oder Anfang 30, also längst kein Alter, um in Panik zu verfallen, keine:n Partner:in mehr zu finden. Und wer sagt auch schon, dass eine Beziehung das ultimative Lebensglück bedeutet? Dennoch finde ich es auffällig, dass es in meinem Freund:innenkreis vor allem die Frauen sind, die ohne ‘bessere Hälfte’ durchs Leben gehen – obwohl sie sich größtenteils eine Beziehung wünschen. Woran mag das liegen?

Faktoren, die die Partnerwahl erschweren

Ich persönlich finde es einfach schwer, jemanden zu finden, der passt. Deswegen bleibe ich lieber allein (ich bin nicht einsam, denn ich habe tolle Menschen um mich herum, die mir nahestehen). Ich vermute, dass es vielen Single-Frauen so oder so ähnlich gehen könnte wie mir. Die US-Anthropologin Marcia C. Inhorn von der Yale University bestätigt meine Annahme. Ihre Forschung hat die Wissenschaftlerin vorrangig der Frage gewidmet, aus welchen Gründen Frauen ihre Eizellen einfrieren lassen. Anhand einer Studie, für die sie 150 US-Amerikanerinnen interviewte, die von der Technologie Gebrauch gemacht hatten, wurde deutlich: Sie hatten noch keinen Mann gefunden, mit dem sie sich vorstellen konnten, eine Familie zu gründen. 

Oftmals wird – insbesondere in akademischen Kreisen angenommen –, dass Frauen ihrer Fruchtbarkeit verlängern wollen, um sich ihrer Karriere zu widmen. Das ist jedoch eine Fehleinschätzung und nicht der Fall: Gegenüber Standard sagt Inhorn, dass es den Frauen nicht darum gehe, ihr Leben perfekt planen zu wollen, vielmehr würden sie die Technologie nutzen, weil ihr Leben eben nicht nach Plan verlaufen ist, weil sie sich schwertun, einen geeigneten Partner zu finden – oder sie sich in Beziehungen befinden, die ihnen wenig Sicherheit bieten. 

Die Paarungskluft ist Schuld 

In ihrem Buch “Motherhood on Ice: The Mating Gap and Why Women Freeze Their Eggs” erklärt Inhorn, dass unter ihren Probandinnen hauptsächlich gebildete Frauen mit einem guten Einkommen und einem gewissen Lebensstandard waren. Diese Frauen hätten es schwerer, einen Partner auf Augenhöhe zu finden, da es in den USA schlichtweg weniger Männer mit solch einem Bildungsniveau gäbe: unter den 22- bis 39-jährigen Amerikaner:innen haben fast drei Millionen mehr Frauen einen Uni-Abschluss. Diese drei Millionen gehen im Zweifel leer aus – oder müssen Abstriche bei der Partnerwahl machen. Aber auch das führt nicht immer zu einer Lösung, da viele Männer sich eingeschüchtert fühlen, wenn ihre Partnerin erfolgreicher ist als sie selbst.

Die beschriebene Kluft nennt Inhorn Mating Gap und die soll in Zukunft sogar noch größer werden. Prognosen zufolge werden in Amerika auf jeden Mann mit Hochschulabschluss zwei Frauen mit Hochschulabschluss kommen. Und die Bildungslücke beschränkt sich nicht nur auf die USA. Auch in Kanada und Europa, insbesondere in Großbritannien, gibt es wachsende Bildungsunterschiede zwischen den Geschlechtern. Laut Inhorn könnte es in den kommenden Jahrzehnten “eine kritische politische Herausforderung” werden, der Mating Gap entgegenzuwirken. Männer in heterosexuellen Beziehungen müssten sich damit anfreunden, gegebenenfalls eine Partnerin mit höherem Bildungsstandard als der ihrer zu wählen. Zunächst aber sollten wir uns als Gesellschaft darüber freuen, dass das Bildungsniveau von Frauen global gesehen ansteigt.  

Source: Aktue