Alte Rezepte von früher: Diese Gerichte schmecken nach Kindheit – erinnerst du dich?

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Ein Geschmack kann so viel auslösen – und uns direkt in unsere Kindheit katapultieren. Wir haben alte Rezepte von früher gesammelt. Begleitest du uns auf eine kleine Zeitreise?

Bei mir ist es der Duft von Fliederbeeren, gepaart mit dem warmer Butter. Er riecht nach Schulschluss und Zuhause, nach kalten Fingern und rosigen Wangen, die sich an pustenden Nachtspeicherheizungen wärmen. Nach der Abwesenheit von Erwachsenenproblemen und einer Runde Elfer Raus vor den Hausaufgaben. 

Kaum ein anderes Essen katapultiert mich so unmittelbar in meine Kindheit wie die Fliederbeersuppe. Die satte, tiefrote Farbe, die mich lehrte, dass manche Kleckereien besser zu vermeiden, weil nie wieder auswaschbar sind. Die lilafarbenen Flecken auf der Schürze meiner Oma, die mir zeigten, dass sie trotzdem keinen Weltuntergang bedeuteten. Als ich das erste Mal helfen durfte, die Grießklüten zu formen, tauchten meine kleinen Hände in eine große Schüssel voller Wärme ein. Es roch, wie es sich anfühlte, üppig, buttrig und weich. Während der Grieß in der Suppe abermals aufkochte, schaute ich zu, wie sich einzelne Körner lösten und hübsche rosafarbene Flocken und Muster zurückließen.

Jahre später versuchte ich, meiner Großmutter das Rezept zu entlocken. Wieder standen wir in ihrer Küche, wieder durfte ich helfen, nur dass ich sie diesmal mit Fragen löcherte, die sie mir nicht beantworten konnte. Wie viel Butter?, wollte ich grammgenau wissen, mit Notizheft bewaffnet, und wie viel Zucker war das?, rief ich hektisch hinterher, als meine Oma bereits eine Handvoll hineinrieseln ließ. Na, ein “büschen” eben, war die einzige Mengenangabe, die ich von ihr bekommen sollte. 

Bis heute versuche ich, das Gericht omagenau nachzukochen. Ihre Suppe und damit ihren Geist aufleben zu lassen, in kläglicher Sehnsucht nach einem Gramm Kindheitsgefühl und einem Liter Geborgenheit, wie sie nur Großmütter servieren können. Manchmal klappt es, ich komme nah dran. Manchmal nicht und ich suche in der Suppe nach Erinnerungen wie nach Klößchen. 

Gerichte können eine beeindruckende Palette an Gefühlen in uns auslösen. Das stellte ich fest, als ich in unserer Redaktion nach weiteren Rezepten aus der Kindheit meiner Kolleg:innen fragte. Es entspann sich ein Gespräch von Armen Rittern und noch ärmeren Sprenghühnern, das uns nicht nur hungrig, sondern auch nostalgisch zurückließ. 

In dieser Strecke möchten wir unsere alten Rezepte von früher mit euch teilen. Die Geheimzutat, unsere persönliche Erinnerung, muss jede:r selbst hinzufügen. Aber vielleicht können wir ja mit ein “büschen” Inspiration gemeinsam ein paar Kindheitsgefühle aufleben lassen.

Source: Aktue