Aminata Belli zur Europawahl 2024: "Ich gucke jeden, der an mir vorbei geht, an und denke: Wen hast du gewählt?"

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Das Ergebnis der Europawahl wirkt nach. Viele offene Fragen, viel Ohnmacht, Hilflosigkeit und Wut. Aber auch Angst und Sorgen. Nicht nur Moderatorin Aminata Belli fragt sich: “Wie geht es jetzt weiter?” 

“Wie geht’s euch so?” fragt Moderatorin und Podcasterin Aminata Belli ihre Follower auf Instagram einen Tag nach der Europawahl, die für eine ein Tag zum Feiern, für viele andere ein sehr dunkler, besorgniserregender Tag war. Wie es ihr mit dem Wahlergebnis geht, erklärt die Moderatorin per Video-Botschaft.

“Mein Herz und mein Hirn tun so, als würden sie diese Situation nicht schon kennen. In den letzten Jahren war es genau so. Mir geht’s schlecht. Ich gehe raus. Ich gucke jeden, der an mir vorbei geht an und denke: ‘Wen hast du gewählt?’“

Am Sonntag bei der Europawahl 2024 ist die Alternative für Deutschland (AfD) mit 16 Prozent die zweitstärkste Partei in Deutschland geworden. Rechtsextremismus und Rassismus scheinen salonfähig, ebenso das Skandieren von Parolen. Während sich die einen bis auf die Knochen für das Wahlergebnis schämen, gehen andere so offen mit ihrer Gesinnung um, dass man meinen könnte, vor hundert Jahren zu leben. Und wieder andere sorgen sich und haben Angst – vor allem die, die nicht dem Ideal der AfD und deren Wählerschaft entsprechen, die nicht normkonform leben und lieben oder aussehen. Und Menschen, mit einer Migrationsgeschichte, wie Aminata Belli sie hat, obwohl sie in Deutschland geboren und aufgewachsen ist.

“Ich spreche extra laut und deutlich Deutsch beim Einkaufen oder beim Termin. Ich frage mich: Was soll ich jetzt machen? Wie geht es jetzt weiter? Ich habe Sorgen. Dann gewöhnt man sich im Laufe der Zeit daran, hat zwar zwischendurch immer mal wieder Angst und Sorgen, aber es ist dann eben so. Und dann ist die nächste Wahl und es ist wieder das gleiche.“

“Ich schäme mich so…”

Allein ist sie damit nicht, wie die Reaktionen und Kommentare unter ihrem Clip zeigen:

“Hab Weltschmerz und versteh die Werte meiner Generation nicht mehr, wie kann man guten Gewissens rechts wählen, keinerlei Verständnis dafür.“

“Fühl ich so. Hab mich auch gerade beim Kids abholen dabei ertappt möglichst ‘deutlich zu sprechen’.. raus aus der Starre, Kräfte sammeln und weiter Liebe geben.“

“Deine Worte… that’s me today!!Und gerade erst gerafft, dass ich das Extra laut und deutlich mache! Beim Arzt und in der Apotheke…“

“Hab auch Wahlkater.. wie so ne Kackwolke die mitzieht den ganzen Tag heute.“

“I feel you, totaaal!! Ich hatte seit gestern, ohne Schei*ss, 3!!! Situationen beim Hundespaziergehen, in denen ich deutlich deutsch sprechend erklärt habe, dass ich aus Schleswig Holstein, komme, nein, nicht migriert, gebürtig und ja, tatsächlich!“

“Ich schäme mich einfach so hart für Deutschland. Nein, für ganz Europa.“

“Es ist ja auch einfach unfassbar traurig und beängstigend.“

“Ich war Wahlhelferin in meinem schönen akademischen Stadtbezirk und habe mich gefreut, weil bei uns die Grünen meilenweit vorne lagen. Zuhause kam dann der reality check und die Erkenntnis, dass ich eben in einer bequemen Blase lebe. Als weiße, deutsche Akademikerin muss ich also zukünftig diese Privilegien nutzen und mich aktiv und entschlossen gegen diesen rechten Wahnsinn stellen.“
 

Source: Aktue