Buch von Albert Steffen SELBSTERKENNTNIS UND LEBENSSCHAU [1940] in Zeuthen

Features

SELBSTERKENNTNIS UND LEBENSSCHAU

Untertitel, Autor, Übersetzer etc.:

ein Buch von Albert Steffen

Verlag für Schöne Wissenschaften

Verlag, Druck, ISBN etc. (Glossar)

Verlag für Schöne Wissenschaften, Dornach / Schweiz

Copyright 1940 by Verlag Schöne Wissenschaften, Dorn

 

Art & Zustand des Einbandes:

Leineneinband mit Prägungen (Hardcover)

leicht abgegriffen oder berieben und minimal verschmutzt

an den Ecken und Kanten stellenweise leicht gestaucht oder bestoßen

Buchrücken leicht gebogen

guter altersgerechter und gebrauchter Zustand

Art & Zustand vom Schutzumschlag:

nicht oder nicht mehr vorhanden

Anzahl & Zustand der Seiten:

315 Seiten

leicht randgebräunt

mit den üblichen Gebrauchsspuren, die beim Lesen auftreten können

stellenweise können Anstreichungen oder Randnotizen vorhanden sein

Sprache & Schriftart:

Deutsch

lateinische Schrift

Die Maße sind wie folgt:

Höhe: ca. 203 mm

Breite: ca. 128 mm

Stärke: ca. 33 mm

Versandgewicht: ca. 520 g

Beschreibung:

Leseprobe:

Selbsterkenntnis in Bezug auf das Sinnesbewußtsein

Das Wort »Erkenne dich selbst« stand bei den alten Griechen über dem Eingang des Apollotempels. Es war ein Weihe-Wort. Es führte zum Sonnengott. Heute hat es infolge des Bewußtseinswandels der Menschheit und seiner Folgen den früheren Sinn verloren. Es läuft Gefahr, zur Phrase zu werden oder die Menschen zu einer unrichtigen Lebensführung zu bringen, wenn es nicht einen neuen Sinn erhält. Darauf deutete bereits Goethe, der sich das Griechen¬tum am reinsten in unsere Zeit herübergerettet hatte. Er sagte (und nahm dadurch einen gewissen Abstand, daß er das Fremdwort gebrauchte): »Diese gerühmte Heautognosie sehen wir schon seit geraumer Zeit nur auf Selbstqual und Selbstvernichtung hinauslaufen, ohne daß auch nur der mindeste praktische Lebens¬vorteil daraus hervorgegangen wäre.« Er sieht sich vor die dringliche Notwendigkeit gestellt, der Selbsterkenntnis erst die rechte Bedeutung wieder zu geben. »Nehmen wir«, so schreibt er, »sodann das bedeu¬tende Wort: Erkenne dich selbst, so müssen wir es nicht in asketischem Sinne auslegen. Es ist keineswegs die Heautognosie unserer modernen Hypochondristen, Humoristen und Heautontimorumenen damit ge¬meint. Sondern es heißt einfach: Gib einigermaßen acht auf dich selbst, nimm Notiz von dir selbst, damit du gewahr werdest, wie du zu deinesgleichen und der Welt zu stehen kommst. Hierzu bedarf es keiner psy¬chologischen Quälereien 5 jeder tüchtige Mensch weiß und erfährt, was es heißen soll; es ist ein guter Rat, der einem Jeden praktisch zum größten Vorteil gerät.«

Versuchen wir zu begreifen, warum Goethe die Selbsterkenntnis als zweischneidiges Schwert ansehen mußte. Machen wir zunächst das Gedankenexperi¬ment, uns selbst mit dem Hauptvermögen des mo¬dernen Menschen, mit dem Verstand, der sich nur auf die Sinnesbeobachtung stützt, zu erkennen. Wir blicken demgemäß, mit allen Methoden exakter Naturforschung gerüstet, auf unseren Leib und seine Organe 5 wir untersuchen die Funktionen derselben $ wir beobachten das Seelenleben : Gedanken, Gefühle und Triebe, Gedächtnis und Gewissen, — alles, was das Wort Ich umschließt. — Wir gelangen dabei wohl zu einer Anatomie und Physiologie, zu einer Formenlehre, Typologie, Rassenkunde, zu einer Psychoanalyse usw., aber nicht zu einer Erkenntnis unseres Selbstes. Dieses entschlüpft dem nur natur¬wissenschaftlich geschulten Blick und erscheint, wenn man es erfassen will, als leeres Loch.

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