Man kann auch freundlich sein, ohne es allen recht zu machen. Im Interview mit BRIGITTE ermutigt Autorin Laura Busche andere Frauen, sich fernab ihrer Rollenerwartung zu entdecken.
BRIGITTE: Deine Message ist “Don’t Be the Nice Girl”. Kann man überhaupt zu nett sein?
Laura Busche: Ja, wenn Nettigkeit bedeutet, sich selbst ständig zurückzunehmen oder zu verbiegen, um anderen zu gefallen. Freundlich zu sein ist wunderbar – aber nicht, wenn es auf Kosten der eigenen Bedürfnisse und Grenzen geht. Es geht nicht darum, unfreundlich zu werden, sondern sich selbst genauso wichtig zu nehmen wie andere.
Und woran erkenne ich, dass ich ein Nettigkeitsproblem habe?
Wenn du oft Ja sagst, obwohl du Nein meinst. Wenn du dich für Dinge entschuldigst, die keine Entschuldigung brauchen. Oder wenn du Angst hast, andere zu enttäuschen, selbst wenn du dich dafür übernimmst. Ein Nettigkeitsproblem zeigt sich oft darin, dass du dich selbst hinten anstellst – und das fühlt sich auf Dauer nicht gut an und ist auch nicht gesund.
Die Wahrheit ist: Grenzen setzen macht oft keinen Spaß. Wie geht man mit den Reaktionen um, wenn man endlich damit anfängt, aber negatives Feedback bekommt?
Ist das so, sind es nicht viel mehr die Reaktionen, die keinen Spaß machen? Es hilft, sich bewusst zu machen, dass nicht deine Grenzen das Problem sind, sondern die Erwartungen und Reaktionen anderer. Menschen, die davon profitiert haben, dass du immer verfügbar warst, werden vielleicht irritiert reagieren – und das ist in Ordnung. Bleib trotzdem bei dir, denn wer dich wirklich respektiert, wird auch deine Grenzen respektieren.
© Andreas Schlote
Viele Frauen haben Angst davor, die Wünsche anderer abzulehnen. Nein sagen ohne schlechtes Gewissen – wie geht das?
Ein Nein zu anderen ist oft ein Ja zu dir selbst. Es hilft, sich klarzumachen, dass du nicht egoistisch bist, nur weil du auf deine Energie achtest. Übe es im Kleinen, ohne dich zu rechtfertigen – ein einfaches „Ich kann heute nicht“ reicht. Du bist niemandem eine ausführliche Erklärung schuldig.
Generell ist das schlechte Gewissen ein sehr häufiger Begleiter von Frauen, genauso wie Selbstzweifel und Scham. Wieso? Und wie können wir es leiser werden lassen?
Frauen bleiben oft auch im Erwachsenenalter “Nice Girls”. Sie werden oft dazu erzogen, für Harmonie zu sorgen und sich um andere zu kümmern – dieses “Programm” steckt tief in uns. Selbstzweifel und Scham entstehen, wenn wir diese alten Muster durchbrechen. Der Schlüssel ist, sich bewusst zu machen: Du darfst Raum einnehmen, du darfst für dich einstehen – und du bist genauso wertvoll, wenn du es tust.
Klassisches Thema: Gehaltsforderung. Wieso trauen wir uns nicht, einzufordern, was uns zusteht?
Weil uns beigebracht wurde, dass harte Arbeit von selbst belohnt, beziehungsweise entdeckt wird – doch in der Realität funktioniert das nicht. Viele Männer fordern oft selbstbewusst ein, während Frauen hoffen, erkannt und belohnt zu werden. Der Schlüssel ist, sich klarzumachen: Dein Wert hängt nicht davon ab, ob du um mehr bittest – sondern davon, was du leistest. Und das verdient eine faire Bezahlung. Übernimm Aufgaben, die sichtbar sind, relevant für den Unternehmenserfolg. Tue Gutes und sprich darüber.
Im Buch listest du sogenannte Confidence Codes auf, um der Nice-Girl-Problematik zu entkommen. Was ist dein liebster Confidence Code, der, mit dem man beginnen sollte?
© Goldegg
Der erste des Buches. “Selbstvertrauen beginnt bei dir” – denn kein Titel, kein Lob und keine äußere Anerkennung kann das ersetzen, was du dir selbst geben musst: das Vertrauen in deine eigene Stärke. Wenn du darauf wartest, dass jemand anderes dich bestärkt, machst du dich abhängig. Aber wenn du anfängst, dir selbst zu glauben, es dir zuzutrauen – dann verändert sich alles. Du trittst anders auf, triffst mutigere Entscheidungen und stehst für dich ein. Weil du weißt, du kannst dich auf dich verlassen.
Welche Confidence Exercise kann man ganz einfach in den Alltag einbauen?
Viele sind praktisch von heute auf morgen im Alltag umsetzbar. Zum Beispiel “Nein” sagen. Einfach mal ausprobieren und sich Freiraum schaffen für sich selbst. Für mehr Klarheit und ein selbstbestimmteres Leben ist es gut, sich vor jeder Entscheidung diese Frage zu stellen: “Tue ich das, weil ich es will oder weil ich denke, dass es von mir erwartet wird?” Das stärkt auch die Verbindung zu dir selbst und du wirst immer schneller den Unterschied spüren, ob du etwas wirklich möchtest, oder eher dem äußeren Druck nachgibst.
Zuletzt: Was wünschen Sie der Frau, die das jetzt gerade liest und denkt: Noch mehr Arbeit, wenn auch an mir selbst, wie soll ich das alles bloß schaffen?
Ich wünsche ihr, dass sie sich einen Moment nimmt, um zu atmen, sich die Erlaubnis gibt, loszulassen – und sich klarzumachen, dass Selbstbewusstsein kein weiteres To-Do ist, sondern eine Erleichterung. Es ist keine zusätzliche Last, sondern eine Befreiung von all dem, was dich zurückhält und auch von all dem, was du denkst, sein zu müssen. Du musst nicht alles auf einmal ändern – ein erster kleiner Schritt reicht. Es sind die kleinen Schritte, die im Alltag und vor allem mit der Zeit den Unterschied machen. I promise.
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