Gegen das Vergessen: Margot Friedländer ziert das Cover der deutschen "Vogue"

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Mit Margot Friedländer auf dem Cover begeistert die deutsche “Vogue” durch ihre Haltung und einen ganz besonderen Stil.

Karlie Kloss, Kate Moss, Claudia Schiffer: Die Liste der früheren Covermodels des renommierten Modemagazins “Vogue” ist lang. Doch es sind nicht die Augen von Karlie, und Kate oder Claudia, die uns auf dem Cover der Juli/August-Ausgabe der deutschen “Vogue” friedlich und ruhig entgegenblicken. Diese großen Augen erkennt man auf den ersten Blick: Es sind die von Margot Friedländer.

Margot Friedländer: Sie ziert das Cover der deutschen “Vogue”

Im floralen Setting des botanischen Gartens wird Margot Friedländer von Fotograf Mark Peckmezian in Szene gesetzt. Die 102-Jährige, die sich als Holocaust-Überlebende als Zeitzeugin engagiert, trägt dabei einen knallroten Mantel von Miu Miu sowie ihr Bundesverdienstkreuz erster Klasse und den Verdienstorden des Landes Berlin. Liebevoll und friedlich, wie man Margot in den Medien kennengelernt hat, schaut sie in die Kamera.

Europawahl: Die AfD feiert, Deutschland ist geschockt

Knapp eine Woche vor dem Erscheinen des Covers schockieren die Wahlergebnisse der Europawahl das ganze Land. Denn Deutschland erlebt aktuell einen Rechtsruck, den wir in diesem Ausmaß seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt haben. Die AfD feiert mit 15,9 Prozent ihr bislang bestes Ergebnis bei einer bundesweiten Abstimmung. Vor allem im Osten des Landes ist die Partei bei der Europawahl die stärkste Kraft.

Politik und Mode: Wie passt das überhaupt zusammen?

Für viele ist die “Vogue” eine Art Bibel. Was hier steht, wird getragen, gekauft – und wer weiß, vielleicht sogar gewählt? Vor allem die Wahlergebnisse der jungen Wähler:innen schockieren und erschüttern mit einem signifikanten Anstieg rechter Parteien. Woran liegt das? Frustration? Fehlende Aufklärung in der Schule? Umso wichtiger scheint es, noch einmal deutlich zu machen: Nie wieder ist jetzt. Doch wie reagiert man als weltweit bekanntes Medium mit immenser Reichweite? Die Redaktion rund um Chefredakteurin Kerstin Weng beweist: mit einer ganz besonderen Art von Stil, die mit schöner Kleidung am Ende gar nicht mal so viel zu tun hat.

Politische Verantwortung ist überall 

Als Meinungsmacher der Modebranche stellt sich die deutsche “Vogue” ihrer Verantwortung und der Frage: Kann man in Zeiten von Krieg und politischem Chaos überhaupt noch “ganz normal” Mode machen? Dass sich ein Blick über den schönen und meist perfekt inszenierten Tellerrand der Modebranche lohnt, zeigt sich mit diesem Cover und macht einmal mehr deutlich: Politische Verantwortung ist überall und manchmal versteckt sie sich sogar zwischen schönen Schuhen und teuren Handtaschen. 

“Schaut nicht auf das, was euch trennt. Schaut auf das, was euch verbindet”

“Vogue” geht mit dieser Ausgabe also in die Offensive. Und das nicht nur mit Bildern von Margot, die die gefährliche Vergangenheit Deutschlands auf eine fast ironisch friedvolle Weise verdeutlicht, sondern auch mit einem Interview (geführt von Miriam Amro), in dem Margot mit Ruhe und gleichzeitiger Eindringlichkeit daran erinnert, dass es sich lohnt für die Menschlichkeit und gegen das Vergessen der Vergangenheit zu kämpfen.

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