Gehaltsverhandlungen : Frauen trauen sich nicht, im Job mehr Geld zu fordern? Stimmt nicht!

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Der Mythos, Frauen trauen sich nicht mehr Gehalt zu fordern, hält sich hartnäckig. Eine neue Studie belegt nun, dass sie sogar öfter ihr Gehalt verhandeln als Männer – und dennoch weniger verdienen.

Frauen sind zu bescheiden, vermeiden es um jeden Preis anzuecken und gehen unangenehmen Situationen lieber aus dem Weg. So ungefähr lauten die Vorurteile, mit denen Frauen im Allgemeinen – aber insbesondere in der Berufswelt – zu kämpfen haben. Basierend auf diesen Annahmen kommen viele Menschen zum Entschluss, dass Arbeitnehmerinnen weniger Geld verdienen, weil sie sich nicht trauen, höhere Gehälter zu fordern. Eine gefährliche Vermutung, denn sie impliziert, dass der Gender Pay Gap kein strukturelles Problem ist. 

Studie ergibt: Frauen verhandeln öfter und verdienen dennoch weniger 

Eine neue Studie belegt nun, dass Frauen sogar eher bereit sind, um ihr Gehalt zu feilschen als Männer – aber leider weniger erfolgreich aus den Verhandlungen herausgehen. Forscher:innen ließen im Rahmen der Untersuchung im ersten Schritt die Teilnehmenden schätzen, wie viel Prozent der Absolvent:innen eines MBA-Programms bei ihrem ersten Jobangebot eine Gehaltsverhandlung gefordert hatten. Die Schätzungen lagen im Schnitt bei 64 Prozent für die Männer und 47 Prozent für die Frauen – ein Ergebnis, das zu den oben genannten Vorurteilen passt und nicht weiter überrascht. 

Nun zum spannenden Teil der Studie: Im zweiten Schritt wurde eine Umfrage eines universitären Karrieremanagementbüros zur Hand genommen, das zuvor 900 MBA-Alumni befragt hatte, ob sie vor Jobantritt ihre Gehälter verhandelt hatten. Dabei kam heraus, dass ungefähr 54 Prozent der Frauen und nur 44 Prozent der Männer vor Jobantritt in Gehaltsverhandlungen waren, um ihre Bezahlung zu verbessern. Eine weitere Umfrage unter knapp 2000 weiteren MBA-Absolvent:innen schlug in dieselbe Kerbe. Auch hier gaben mehr Frauen als Männer an, ein höheres Gehalt gefordert zu haben – und dennoch verdienten sie im Schnitt 22 Prozent weniger. 

Gender Pay Gap 2024 – Wer mehr arbeitet, verdient weniger?

Frauen sind nicht selber schuld

Die Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass Arbeitnehmerinnen auch in den 90er-Jahren schon auf Augenhöhe mit den Männern verhandelt haben und Anfang der 2000 dann bereits an diesen vorbeizogen. Der Mythos, Frauen seien selber Schuld an ihrem geringeren Verdienst, ist schlichtweg falsch. Warum Frauen im Vergleich zu Männern trotzdem weniger verdienen, obwohl sie entgegen der verbreiteten Annahme nicht vor Gehaltsverhandlungen zurückschrecken, beschreibt der Gender Pay Gap. Dieser liegt 2024 in Deutschland immer noch bei 18 Prozent. Das bedeutet, dass Frauen die ersten 60 Tage im Jahr unentgeltlich arbeiten. Um endlich Gleichberechtigung zu erreichen, muss hier noch einiges passieren. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre, mit den Vorurteilen aufzuräumen. 

Verwendete Quellen: zeit.de, manager-magazin.de, destatis.de 

Source: Aktue