Geldanlage ab 25 : Was passt zu mir?

Aktuel

Im Laufe des Lebens verschieben sich die Prioritäten. Und so kann sich, je nach Alter, auch die Strategie der Geldanlage ändern. Berufseinstieg, mitten im Leben oder schon die Rente in Sicht – in unserer Finanz-Serie zeigen wir Beispiele für Frauen um die 25, 40 und 55.

Wenn es um Hautpflege geht, haben die meisten von uns eine Reihe von Faustregeln verinnerlicht: In den 20ern schon ausreichend Sonnenschutz auftragen, vor dem Zubettgehen abschminken, und mit zunehmendem Alter darf die Pflege intensiver werden.

Gepflegt altern – das sollen auch unsere Finanzen. Vermögen aufzubauen und fürs Alter vorzusorgen ist in allen Lebensphasen wichtig. Und wie bei der Hautpflege gilt: Je früher man sich kümmert, desto besser. Wer früh einsteigt, profitiert besonders vom Zinseszinseffekt. Schon mit kleinen Beträgen lässt sich über Jahre hinweg viel erreichen. Und dann heißt es, ein Leben lang am Ball bleiben. Wobei sich im Laufe der Zeit nicht nur unser Einkommen, sondern auch unser Umgang mit Geld, unsere Ansprüche und unsere Lebenssituation ändern. Darum geht es in unserer Serie: Welche Geldanlage passt zu welchem Lebensentwurf?

Vorweg: Auch wenn Geldanlage – so wie jeder Hauttyp – höchst individuell ist und sich die Prioritäten verschieben können, einige Grundregeln gelten immer und für alle. Nummer eins: eine Summe, die immer zur Verfügung stehen sollte, um im Notfall kaputte Geräte zu reparieren oder zu ersetzen, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen. Empfohlen wird ein Betrag von drei Nettogehältern, der am besten auf einem Tagesgeldkonto liegt. Hier gibt es je nach Kreditinstitut derzeit sogar Zinsen von über 3,5 Prozent.

Was darüber hinaus investiert werden kann, sollte idealerweise höhere Erträge abwerfen. Das geht aktuell mit Festgeld, das zum Beispiel für ein Jahr oder länger fest angelegt wird und noch ein bisschen mehr Zinsen bringt als Tagesgeld. Einen Teil sollten Frauen aber auch am Kapitalmarkt anlegen – auch wenn das mit mehr Risiko verbunden ist.

Keine Angst vor Schwankungen

“Viele lehnen jede Geldanlagemethode kategorisch ab, die mit Schwankungen zu tun hat”, sagt Katrin Löhr, Professorin für Finanzwirtschaft an der Fachhochschule Dortmund und Gründerin des Finanzcoaching-Unternehmens Finanzfreundin. Ein Investment in einen global breit gestreuten Exchange Traded Fund (ETF) ist zwar kurzfristig betrachtet Schwankungen ausgesetzt. Doch langfristig zeigt die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte immer eine positive Wertentwicklung der Aktienmärkte. Der globale Index MSCI World legte beispielsweise seit 1987 im Schnitt 8,25 Prozent pro Jahr zu.

“Umgekehrt kennen viele den Unterschied zwischen Zocken und Investieren nicht”, warnt Löhr. Das Credo sollte lauten: Nur kaufen, was man versteht, und niemals alles auf eine Karte setzen. Im besten Fall verteilen Anlegerinnen ihr Geld auf viele verschiedene Vermögenswerte und streuen so das Verlustrisiko.

Für Frauen gilt zudem der Grundsatz: Ein Mann ist keine Altersvorsorge. Viele überlassen Finanzthemen immer noch komplett ihrem Mann. “Ich empfehle jeder Frau, getrennt von ihrem Mann fürs Alter zu sparen”, sagt Gabriele Radl, Gründerin von FIS Finanz- & Invest-Services in Frankfurt und Vorstand der FinanzFachFrauen, einem Netzwerk für Frauenfinanzberatung. Solche Fälle sieht sie in ihrer Beratung: Frauen, die nach einer Scheidung oder nach dem Versterben des Partners ihre Geldangelegenheiten neu sortieren müssen. “Man weiß nie, wie es im Leben kommt”, sagt Radl, “und oft kommt es anders, als man denkt.”

Teil 1: Geldanlage mit 25+

25 Jahre jung, sucht sexy Depot

Die 20er sind aufregend: fertig mit Studium oder Ausbildung, die erste eigene Wohnung … Wer jetzt auch schon Vermögen aufbaut, verschafft sich einen entscheidenden finanziellen Vorsprung.

Ein ganz besonderer Moment im Leben: Das erste richtige Gehalt für den ersten richtigen Job ist auf dem Konto. Endlich nicht mehr angewiesen sein auf BAföG, Ausbildungsvergütung, Mindestlohn-Nebenjobs, Unterhalt. Egal, welche Zahl auf dem Konto steht: Die meisten fühlen sich in diesem Moment reich und als liege ihnen die Welt zu Füßen. Doch oft schleichen sich mit dem Mehr an Geld auch schnell ein paar teure Gewohnheiten ein. Der Kaffee bei Starbucks statt im mitgebrachten Thermobecher, die Maniküre im Salon statt selbst gemacht zu Hause, das Taxi nach Hause statt der U-Bahn. All das ist plötzlich bezahlbar.

Und all das ist okay. Aber: “Man sollte in jungen Jahren nicht nur das Leben genießen, Party machen und der Work-Life-Balance zuliebe 30 Stunden arbeiten”, warnt Finanzberaterin Gabriele Radl. Dass beim ersten Gehalt nicht genug Spielraum ist, um schon fürs Alter vorzusorgen, hält sie oft für unwahr. “Wer in der Mittagspause für Kosmetik oder Kleidung mal eben 50 Euro ausgibt, der kann auch für die Rente sparen.” Denn die Rentenlücke wird mit der Zeit immer größer und lässt sich mit zunehmendem Alter immer schwieriger füllen.

Man kann das Ganze auch als Chance betrachten: Die 20er bergen finanziell sogar sehr großes Potenzial. Oft stehen nach dem Ende der Ausbildung plötzlich Hunderte, wenn nicht gar 1000 Euro mehr im Monat zu Verfügung, während die Lebenshaltungskosten erst mal unverändert bleiben. Wer sich nicht allzu sehr damit beeilt, seinen Lebensstandard dem neuen Gehalt anzupassen, kann zu dieser Zeit sehr viel Geld sparen. “Ich empfehle, in der Lebensphase nach dem Studium so zu tun, als hätte man nur 80 Prozent seines Nettogehalts zur Verfügung”, sagt Wirtschaftsprofessorin Katrin Löhr. “Gehen die restlichen 20 Prozent von Anfang an monatlich direkt vom Konto weg, spürt man das nach wenigen Monaten gar nicht mehr, gestaltet aber parallel seine finanzielle Zukunft.”

Sparen als Gewohnheit

Ob kleine oder große Beträge: Das Sparen sollte früh zur Gewohnheit werden, sagt die Finanzexpertin. Erstens helfe dann der Zinseszinseffekt: Wer Zinsen wieder anlegt, erhält darauf ebenfalls Zinsen – das Geld mehrt sich also umso mehr. Zweitens gewöhne man sich so an diese Art der Selbstfürsorge. Löhr spricht bei Finanzbildung auch gerne von Financial Wellness: “Finanzen und Wellness sind gar nicht so weit auseinander. Es ist sehr wohltuend zu wissen, dass die Alters-vorsorge und die Finanzen geregelt sind.”

Um die richtige Anlagemethode zu finden, geht es vor allem darum herauszufinden, was die kurzfristigen und langfristigen Sparziele sind. BAföG-Schulden zurückzahlen, Hochzeit, eine Weltreise – oder die erste eigene Immobilie finanzieren? Das Anlageziel definiert dabei den Anlagehorizont, also wie lange es dauert, bis ich an das zurückgelegte Geld ranmuss. Wer zum Beispiel mindestens zehn Jahre Zeit hat, bis sich der Traum erfüllen soll, legt das Geld am besten am Kapitalmarkt an, denn zwischenzeitliche Schwankungen der Aktienkurse gleichen sich auf lange Sicht immer wieder aus. Muss ein Großteil des Vermögens schon in zwei Jahren verfügbar sein, liegt dieser Teil besser auf einem Festgeldkonto. So vermeiden Sparerinnen Verluste, falls sie das Geld kurzfristig in einer schlechten Börsenphase benötigen.

Drei Anlegerinnen mit 25 – und was die Finanz-Expertinnen raten

Abigail, Einzelhandelskauffrau, 2200 Euro brutto

Möchte nächstes Jahr heiraten, wünscht sich mit ihrem Verlobten in etwa fünf Jahren eine Immobilie und dann auch Kinder.

Für ihre Immobilienfinanzierung sparen Abigail und ihr Partner am besten schon mal Eigenkapital an, das sie der Bank vorweisen werden müssen. In der Regel sollten das mindestens 20 bis 30 Prozent des Preises sein. Bei einem Anlagehorizont von nur fünf Jahren sollte der Großteil dieses Geldes lieber sicher auf einem Festgeldkonto geparkt sein: “Anlegerinnen müssen immer mit einer schlechten Marktphase rechnen“, warnt Katrin Löhr. Einen kleinen Anteil von fünf Prozent könne das Paar dennoch etwas risikofreudiger anlegen, um daraus dann später eine Sondertilgung zu zahlen. Dafür eignet sich ein ETF auf den Weltmarkt, etwa der MSCI All Country World oder der FTSE All World.

Eine selbst genutzte Immobilie gehört dann zur Altersvorsorge, da sie mietfreies Wohnen im Alter bedeutet. “Doch das allein reicht nicht aus”, sagt Gabriele Radl. Auch nach einem Immobilienkauf sollte Abigail einen Teil des Einkommens für die Rente sparen, zum Beispiel mit einem Fondssparplan.

Lara, Lehramtsreferendarin, 1500 Euro brutto

Hat gerade ihr Studium absolviert und bleibt erst mal in ihrer WG wohnen. Was im Monat von der Besoldung übrig bleibt, will sie schon jetzt in die Altersvorsorge stecken. Dabei sind ihr neben der Rendite auch Umweltkriterien besonders wichtig.

Da Lara ihre Ersparnisse lange Zeit nicht anrühren will, kann sie ihr Geld langfristig auf dem Kapitalmarkt anlegen. Sogenannte ESG-Fonds berücksichtigen bei der Geldanlage spezielle Nachhaltigkeitsfaktoren. “ESG” steht für Environmental, Social und Governance – also die Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Interessant könnten für Lara als Beimischung in ihrem Depot zum Beispiel Themenfonds sein, die sich speziell auf erneuerbare Energien fokussieren. Allerdings ist nicht alles grün, wo ESG draufsteht, warnt Gabriele Radl, es gab in den vergangenen Jahren etliche Greenwashing-Skandale. Als Orientierung kann bei der Fondsauswahl etwa das FNG-Siegel des Forums Nachhaltige Geldanlage (fng-siegel.de) dienen. Fonds und ETFs müssen sich jedes Jahr aufs Neue bewerben, um den strengen Mindeststandards des Siegels zu genügen.

Es gibt auch nachhaltige Varianten von weltweit anlegenden ETFs, etwa die auf MSCI Socially Responsible Indizes. Sie beinhalten im Vergleich zum herkömmlichen MSCI World nur die nachhaltigsten 25 Prozent der Unternehmen aus jedem Sektor. Diese Auswahlmethode nennt sich “Best-in-Class-Ansatz”. So finden sich im MSCI World Socially Responsible Index um die 400 Unternehmen, im Vergleich zu rund 1500 Unternehmen im MSCI World. Unternehmen aus umstrittenen Branchen wie Waffen, Alkohol oder Tabak sind ausgeschlossen. Da Indexfonds geringere Gebühren haben als aktiv gemanagte Aktienfonds, sind die Renditen statistisch gesehen oft besser. Der Nachteil: Bei passiven Fonds fehlt es in der Regel an einer laufenden Nachhaltigkeitsprüfung, anders als bei einem aktiv gemanagten Öko-Fonds, dessen Manager mehr Einblick in die Unternehmen gewinnen können, in die sie investieren.

Kaya, Salesmanagerin, 3500 Euro brutto

Arbeitet als Vertrieblerin in einem großen Konzern, will langfristig Vermögen aufbauen, sich aber auch auf dem Kapitalmarkt aus-probieren. Sie ist technikaffin und interessiert sich für Tech-Aktien und Kryptowährungen.

In Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum sollte Kaya nur “Spielgeld” anlegen, auf das sie im Zweifel auch verzichten kann, falls der Kurs einbricht. Dasselbe gilt für Einzelaktien – auch die von Technologie-Riesen wie Alphabet oder Apple. “Ein Zocker-Depot, bei dem ich mich auf dem Kapitalmarkt ausprobiere, ist in Ordnung, aber nur mit dem Bewusstsein, dass alles von heute auf morgen auch weg sein kann”, sagt Löhr. “Das sollte dann getrennt vom Altersvorsorge-Depot ablaufen, in das stumpf die Ersparnisse hineinfließen.” Dabei kann Kaya mit ihrem langen Anlagehorizont auf eine 100-Prozent-Aktienquote setzen. Auch hier bietet sich ein kostengünstiger Welt-ETF an.

Gabriele Radl… ist Gründerin von FIS Finanz- & Invest-Services in Frankfurt und Vorstand der FinanzFachFrauen.

Katrin Löhr … ist Professorin für Finanzwirtschaft an der Fachhochschule Dortmund und Finanzcoach.

Heftbox Brigitte Standard

Source: Aktue