Kognitive Umstrukturierung : Nutze deine Erinnerungen, um selbstbewusster zu werden

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Untersuchungen zeigen, dass emotionale Erinnerungen an Erlebnisse aus der Vergangenheit deinen Blick auf die Zukunft ändern können. Wenn du sie richtig nutzt, kannst du glücklicher und selbstbewusster werden.

Erinnerst du dich auch noch an besonders prägende Ereignisse aus deiner Kindheit oder Jugend? Der erste Kindergeburtstag oder die Klassenfahrt in der fünften Klasse? Über die Jahre verblassen diese Momente in unserem Gedächtnis oder werden insgesamt weniger, jedoch können wir uns oftmals besser erinnern, wenn wir mit dem Erlebten eine bestimmte Emotion verknüpfen. Psycholog:innen sprechen dann von emotionalen Erinnerungen. Diese emotionalen Erinnerungen können den Grundstein für deine Gefühle und Sicht auf die Welt prägen – und haben sogar die Macht – auch wenn die Erinnerung schon Jahre zurückliegt – deine gegenwärtige Stimmung zu beeinflussen. 

Wie hängen unsere Erinnerungen mit der Stimmung zusammen?

Stimmung ist ein “mentaler Hintergrundzustand, der einen Glanz oder Schatten auf Gedanken und Verhaltensweisen wirft” und kann im Gegensatz zu bestimmten Emotionen über einen längeren Zeitraum hinweg aufrechterhalten werden. Auch die Stimmung hat einen starken Einfluss darauf, wie wir Erinnerungen bilden und abrufen. Bist du gerade traurig und zweifelst sowieso schon an dir, ist es viel wahrscheinlicher, dass du beispielsweise Kritik überinterpretierst und dich schlecht fühlst. Im Vergleich dazu würde die Kritik vermutlich eher an dir abprallen, wenn du vorher in bester Laune gewesen wärst.

Eine Untersuchung zum stimmungskongruenten Gedächtnis von Leonard Faur und Kevin LaBar (2023) zeigt, dass wir eher Erinnerungen abrufen, die mit unserem gegenwärtigen Stimmungszustand übereinstimmen. Belastet uns eine Situation, sprich wir sind traurig, dann ist es wahrscheinlicher, dass wir in diesem Moment eine traurige emotionale Erinnerung abrufen. Das Gleiche gilt, wenn wir uns glücklich oder wütend fühlen. So gesehen verstärken wir mit der emotionalen Erinnerung unsere gegenwärtige Stimmung. In fröhlichen Momenten ist das toll, dann fühlen wir uns selbstbewusst und regelrecht beflügelt, aber da der Mensch zu Selbstzweifeln neigt, ist es häufig so, dass wir uns eher schlechter fühlen, als nötig wäre. Zum Glück gibt es einen Trick, wie wir diese emotionalen Erinnerungen, die unsere Stimmung beeinflussen, so verändern können, dass sie uns nicht mehr negativ beeinträchtigen. 

Stimmung verändern: Mit diesem psychologischen Trick klappt’s 

Hast du das Gefühl, dass dich ähnliche wiederkehrende Gedanken oder Glaubenssätze plagen, wenn du in einem eher negativen Stimmungszustand bist? So etwas wie “Ich bin nicht gut genug”, “Ich werde auf der Arbeit nicht geschätzt” oder “Meine Freund:innen mögen mich gar nicht so sehr”. Dann kannst du in der Vergangenheit zurückwandern und nach Momenten suchen, in denen du dich so oder ähnlich gefühlt hast. Bei einem besonders präsenten Ereignis stoppst du. 

Beispiel: An deinem 12. Geburtstag sind nur eine Handvoll Freund:innen erschienen, obwohl du viel mehr eingeladen hast. Du hast dich nicht geliebt und geschätzt gefühlt und dachtest, dass dich keine:r so richtig mag. Dieses Ereignis – die emotionale Erinnerung – ist stark mit einer traurigen Stimmung verknüpft. Die Stimmung, die Erinnerung und die gegenwärtige Erfahrung verstärken sich gegenseitig, wirken sich auf das Gefühl in der Gegenwart aus und verstärken es.

Die Macht der kognitive Umstrukturierung

Nun kannst du die emotionale Erinnerung durch Informationszufütterung formen. Du könntest dir beispielsweise eine Begründung zurechtlegen, warum so wenig Kinder zu deinem Geburtstag kommen konnten. Vielleicht waren ja zu dem Zeitpunkt Sommerferien und viele Familien verreist oder eine Krankheitswelle im Umlauf. Das ändert zwar nichts an dem Ereignis per se, jedoch kannst du dich dafür entschieden, dieses in einem anderen Kontext und mit zusätzlichen Information in Erinnerung zu rufen, die dem ursprünglich traurigen und nicht geliebten Stimmungszustand entgegenwirken. 

In der Verhaltenstherapie wird das Instrument der “kognitiven Umstrukturierung häufig genutzt, um die Art und Weise zu verändern, wie Menschen in der Gegenwart (über sich) denken und fühlen. Denn Erinnerungen in einer Art und Weise abzurufen, die gegenwärtigen Schmerz verursacht oder verschlimmert, kann auch retraumatisierend sein. Wenn du die Technik regelmäßig übst, kann sie dir dabei helfen, positiv zu bleiben und mehr Selbstvertrauen aufzubauen. 

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, utopia.de, gedankenwelt.de 

Source: Aktue