Martina Voss-Tecklenburg : "Gürtelrose? Für mich habe ich da kein persönliches Risiko gesehen."

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In ihrer Familie gab es schon drei Gürtelrose-Fälle. Und doch war die ehemalige Leistungssportlerin sehr erschrocken, als sie im Sommer 2021 selbst daran erkrankte.

Mit dem Varizella-Zoster-Virus machen wir schon in der Kindheit Bekanntschaft: Es verursacht Windpocken – eigentlich nichts Besonderes. Das Tückische an diesem Virus ist aber nicht der von der Infektion ausgelöste, juckende Hautausschlag. Der geht irgendwann vorüber. Das Virus aber bleibt. Es zieht sich wie eine beleidigte Leberwurst, das vom Immunsystem geschlagen wurde, ganz tief in den Körper zurück. Es nistet sich in den Nervenzellen nahe des Rückenmarks ein.

In Deutschland trägt fast jede:r Erwachsene zwischen 50 und 60 diese Varizellen in sich. So auch Martina Voss-Tecklenburg, ehemalige Nationalspielerin und Bundestrainerin der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft. Krankheit, Stress oder auch ein altersbedingt nachlassendes Immunsystem können das Virus erneut ausbrechen lassen – aber dann als Gürtelrose (Herpes zoster). Statistisch gesehen erkrankt eine:r von drei Erwachsenen im Laufe seines Lebens an einer Gürtelrose. Neben den typischen Hautausschlägen mit Bläschen leiden die Betroffenen oftmals an sehr starken Nervenschmerzen – zum Teil jahrelang. Auch Martina Voss-Tecklenburg (55) erkrankte im Sommer 2021 an Gürtelrose – als eine der jährlich rund 400.000 Fälle hier bei uns. Von ihren Erfahrungen erzählt sie bei BRIGITTE:

Frau Voss-Tecklenburg, Sie sind körperlich fit, haben immer viel Sport getrieben. Haben Sie je gedacht, an Gürtelrose zu erkranken?

Obwohl es in meiner Familie schon drei Gürtelrose-Erkrankungen gab, habe ich für mich das persönliche Risiko nicht gesehen. Ich bin aktiv, stehe mitten im Leben und habe mich auch zum Zeitpunkt der Erkrankung fit gefühlt. Ich war sehr erschrocken, dass ich diese Erkrankung bekommen habe.

Waren Sie denn zu der Zeit besonders im Stress?

Ich war im Urlaub, also eigentlich in einer entspannten und stressfreien Situation. Ich lag im Liegestuhl und hatte plötzlich das Gefühl, dass mich irgendwas in den Rücken gestochen hat. Ich habe das erst nicht ernst genommen. Zwei Tage später hatte ich dann massive Schmerzen, es ging mir überhaupt nicht gut. Daraufhin bin ich zu einer Ärztin gegangen und die Diagnose Gürtelrose wurde gestellt.

Wie ging es dann weiter?

Die Symptome haben sich in den ersten Tagen extrem verändert. Nach dem anfänglichen Jucken, Brennen und Stechen gab es einen Hautausschlag, der sich von hinten über den Rücken bis zum Bauch gezogen hat. Es tat wahnsinnig weh, ich hatte Nerven- und Bewegungsschmerzen. Mir ging es körperlich überhaupt nicht gut, ich hatte ein allgemeines, totales Unwohlsein. Ich war vom Fußball her Schmerzen gewöhnt, ich hatte schon viele Verletzungen. Aber es hat mich doch sehr erschrocken, dass mich die Gürtelrose so beeinträchtigt hat, ich habe wirklich sehr gelitten. Ich konnte auch nachts nicht schlafen, bin teilweise aufgestanden und wusste nicht mehr, wo ich hingehen, wie ich damit umgehen und was ich tun soll. Ich bin fast täglich bei der Ärztin gewesen, um gegen die Schmerzen angehen zu können.

Wie lange hat Sie die Erkrankung beeinträchtigt?

Ich hatte fast ein Dreivierteljahr mit der Erkrankung zu kämpfen. Nachdem die äußerlichen Symptome abgeklungen waren, hat es mich dennoch weiter beeinträchtigt. In der Bewegung auch immer wieder diesen Nervenschmerz zu spüren, war das Schlimmste. Ich wurde gut behandelt und medikamentös unterstützt. 

Was empfanden Sie besonders schlimm an Ihrer Gürtelrose-Erkrankung?

Eine große Herausforderung war der Umgang mit dem Schmerz, die Energie zu haben, dagegen anzugehen. Und dann eben auch, über den langen Zeitraum mit dieser Erkrankung fertig zu werden, die mich ja auch im Alltag in der Bewegung und im Schmerzempfinden beeinträchtigte. Und eine Herausforderung war es, dass ich zum Zeitpunkt der Erkrankung im Urlaub war, ich wollte also eigentlich eine gute Zeit haben. Ich konnte weder den Urlaub genießen noch für mich zur Ruhe kommen. Ich habe gemerkt, es hat sehr viel Energie gekostet, mit dieser Erkrankung umzugehen. Da sie mich längerfristig begleitet hat, war das auch immer in meinem Kopf sehr präsent. Deshalb kann ich nur sagen, Gürtelrose ist eine schwere Erkrankung.

Das macht was mit einem, oder?

Aus der Erfahrung meiner eigenen Erkrankung hat sich auf jeden Fall mein Risikobewusstsein, an Gürtelrose zu erkranken, verändert. Ich versuche im Alltag die Menschen darauf aufmerksam zu machen und möchte gerne anderen Menschen mitgeben, dass Gürtelrose eine schwere Erkrankung ist. Und dass die Menschen, die Windpocken gehabt haben, das Risiko in sich tragen, an Gürtelrose zu erkranken und deshalb präventiv mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt darüber sprechen sollen.

Martina Voss-Tecklenburg ist auch zu Gast bei dem digitalen Leserevent Gürtelrose Prävention von BRIGITTE & GSK am 12. Oktober 2023 um 18 Uhr und wird dort live von ihren Erfahrungen berichten. Wenn ihr sie also einmal ganz exklusiv und persönlich erleben möchtet oder euch vielleicht eigene Fragen an die weiteren Gürtelrose-Expert:innen auf der Seele brennen, dann nutzt die Gelegenheit und meldet euch noch bis zum 9. Oktober über guertelrose-aufklaerung-leserevent.de zum neuesten BRIGITTE-Talk an.   

Source: Aktue