Psychologie: Deshalb schadet mentale Belastung unserer Intelligenz

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Chronischer Stress kann uns krank und unzufrieden machen. Aber tatsächlich kann er auch dafür sorgen, dass wir dümmer werden. So wirkt anhaltende Belastung auf unser Gehirn – und damit auf unsere Intelligenz.

Hattest du schon mal das Gefühl, dass du in stressigen Phasen deines Lebens unkonzentrierter wirst? Dass du schneller Dinge vergisst als sonst? Das ist sogar eine ziemlich gängige Reaktion auf anhaltenden Stress, der wir häufig nicht genug Beachtung schenken.

Die Wissenschaft setzt sich viel damit auseinander, welche Faktoren unsere Intelligenz beeinflussen, ob und wie wir vielleicht sogar schlauer werden können. Aber ein wichtiger Faktor wird dabei häufig unterschätzt: starke mentale Belastung. Denn Stress, vor allem chronischer, wirkt nicht nur auf unser Wohlbefinden, sondern beeinflusst auch die Teile unseres Gehirns, die für seine Leistung zuständig sind.

So wirkt Stress auf unser Gehirn

Zum einen kann die Überbelastung Neuronen in unserem Gehirn zerstören, vor allem die, die sich gerade erst neu geformt haben. Zum anderen hemmt sie die Produktion neuer Neuronen im Hippocampus, einer der Regionen unseres Hirns, die mit dem Gedächtnis und mit Lernen in Verbindung steht.

Bei Stress schütten wir unter anderem Cortisol und Adrenalin aus – eine wichtige Funktion, denn kurzfristig verhilft uns das zu einem Gehirn-Boost und zu mehr Energie. So konnten unsere Vorfahren in plötzlich auftretenden Gefahrensituationen schnell reagieren und entweder fliehen oder kämpfen. Stehen wir allerdings dauerhaft unter Stress, schütten wir auch dauerhaft Cortisol aus. Das kann unter anderem die Produktion von Glutamat anregen. Glutamat ist ein Neurotransmitter, der eine wichtige Rolle etwa in der Stimmungsregulierung und für unser Gedächtnis spielt – zu viel Glutamat kann unsere Gehirnzellen allerdings beschädigen oder sogar abtöten.

Darüber hinaus kann Stress auch unser Gehirn verkleinern, vor allem in Bereichen, die mit der Gefühlsregulierung, dem Stoffwechsel und dem Erinnerungsvermögen zusammenhängen. Der Cortisolüberschuss durch chronischen Stress kann deshalb auch unsere kognitive Leistung und unser Gedächtnis verschlechtern – das konnte eine Studie zeigen.

Vor allem der US-Neurowissenschaftler Dr. Bruce S. McEwen, 2020 verstorben, konnte in seiner Forschung zeigen, wie stark Stress sich auf unser Gehirn und dessen Leistung auswirkt. In zahlreichen Studien, vor allem mit Mäusen und Ratten, konnte der Hirnforscher nachweisen, wie Stresshormone bei chronischer Belastung unser Gehirn schwächen können. 

Chronische mentale Belastung kann die Gehirnleistung verringern

Und dabei geht es gar nicht unbedingt nur um große Einschnitte in unserem Leben oder sehr stressige Einzelsituationen, etwa eine Trennung oder einen Jobverlust. Vielmehr ist es erhöhter Alltagsstress, der über einen längeren Zeitraum auf unser Hirn einwirkt und so auch unsere Intelligenz verringern kann. Und dazu zählen neben einem übervollen Terminplan und einer scheinbar nicht enden wollenden To-do-Liste auch Grübeleien, Ängste und Sorgen. Denn unser Gehirn kann bei Angst und Stress nicht unterscheiden, ob es sich um eine reale Gefahr – etwa einen Säbelzahntiger, der einen Menschen in der Steinzeit bedroht hat – oder um Gedankenspiele handelt, die uns in Alarmbereitschaft versetzen.

Wenn du also das Gefühl hast, dass du schneller Dinge vergisst und irgendwie langsamer denkst als sonst, könnte eine andauernde Belastung dahinterstecken. Wie gestresst fühlst du dich? Wie viel Last des Alltags – Stichwort Mental Load – liegt auf deinen Schultern? Worüber machst du dir zu viele Gedanken? Denn nicht nur schadet chronischer Stress der mentalen wie physischen Gesundheit, er kann uns offenbar tatsächlich dümmer machen.

Verwendete Quellen: verywellmind.com, nytimes.com, nzz.ch

Source: Aktue