Psychologie: End-of-Summer-Blues – und wie wir uns gekonnt in den Herbst hinüberretten

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Wenn der Sommer zur Neige geht, macht sich Melancholie breit. Warum ist das so? Weil wir an keine andere Jahreszeit derart hohe Erwartungen knüpfen. Hier kommen Tipps für einen sanften Übergang in den Herbst.

Das Licht ist irgendwie anders, und morgens ist es häufig schon überraschend kühl. Die Sonne geht jeden Tag früher unter, und obwohl es noch Sommer ist, legt sich auf die Seele ein Schleier aus Melancholie. Das Ende einer verheißungsvollen Jahreszeit liegt in der Luft. Kein Wunder: Am 1. September beginnt der meteorologische Herbst.

Der Sommer ist auch die Jahreszeit des verpassten Glücks

Das Problem mit dem Sommer: In der Rückschau ist er die Jahreszeit der verpassten Chancen. Zu Beginn steckt er voller Hoffnungen und Glücksversprechen, die im Laufe von drei kurzen Monate unmöglich alle erfüllt werden können: endlich wieder Wochenenden am Meer, Picknicks im Park, Festivals, Reisen, laue Nächte, neue Lieben, Sternschnuppen, leichte Kleider, Liegestuhlstunden mit Buch.

Am Ende des Sommers müssen wir dann erkennen, dass sich diese ganzen “Endlich-wieders” höchstens teilweise erfüllt haben. Das gilt besonders für dieses Jahr, das wettermäßig eher unterdurchschnittlich war. Im Niesel und Klein-Klein des Alltags rieselten uns die Sommerträume durch die Finger wie feiner mallorquinischer Sand. Nun ist es zu spät. Und das kann traurig machen.

“Wir erleiden einen kleinen Rückschlag”

Immerhin, mit unserer Melancholie sind wir nicht allein. Laut der US-amerikanischen Psychologin Sarah Cain Spannagel ist es nicht verwunderlich, dass das Ende des Sommers ein Gefühl von Verlust hervorruft, wie sie bei “Oprah Daily” erklärt: 

Einen Teil der Freiheit, die der Sommer mit sich bringt, loszulassen, kann schwer sein. Dann gibt es noch die natürlichen, realen Veränderungen des Lichtniveaus, die saisonal auftreten und sich auf uns auswirken können. Wenn das passiert, erleiden wir einen kleinen Rückschlag.

Wie der Sommer geht auch die Melancholie vorbei

Hilft also nur: In den Flieger steigen, um den Sommer zu verlängern? Spannagel hat umweltfreundlichere und kostengünstigere Tipps parat, um unseren End-of-Summer-Blues zu lindern. Wenn etwa Sommerfrust aufkommt, weil wir in den sozialen Medien mit den fantastischen Urlaubsfotos unserer Freund:innen konfrontiert werden – dem Sundowner in San Tropez oder dem Taj Mahal bei Sonnenaufgang –, sollten wir uns bewusst machen, dass dies nur die Highlights sind. Das verlorene Gepäck, das Gedränge am glühend heißen Strand und den Streit mit dem Partner sehen wir nicht.

4 gründe, warum der herbst mein freund geworden ist

Außerdem empfiehlt sie, schon zu Beginn eines jeden Sommers eine kleine Prioritätenliste zu machen mit Dingen, die man a) unbedingt machen will (z.B. am Strand liegen), b) ziemlich schön fände (z.B. Kanu fahren), und c) für mehr oder weniger verzichtbar hält (z.B. Banana Split essen). Das bringt Klarheit in die Sommerplanung, und wenn alles gut läuft, erlebt man zumindest das, was einem wirklich wichtig ist. 

Zum Schluss noch ein Trost: Wie der Sommer geht auch die Melancholie vorbei. Saisonale Verstimmungen sind normal und  – wie der Name bereits verrät –, etwas Saisonales. Wer jedoch an einer anhaltenden Traurigkeit leidet, sollte sich unbedingt professionelle Hilfe suchen. Bei allen anderen dürfte sich schon bald die Freude auf die Vorzüge des Herbstes einstellen: aufs Einmummeln, die bunten Bäume und die Semmelknödel mit Pilzen (vielleicht sogar selbstgesammelt) oder die 1000 Varianten Kürbissuppe.

Source: Aktue