Psychologie: So machen Paare ihre Beziehung seitensprungsicher

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Wenn eine Person in einer Beziehung fremdgeht, ist das ein extremer Vertrauensbruch. Mit dieser Liebesstrategie kann man die Versuchung laut Wissenschaft umgehen.

Auf der Party springt auf einmal der Funke über: Die Person ist spannend, hat Interesse, das Gespräch fließt und die Chemie stimmt zwischen euch. Aber ist das ein Grund, die Partner:innenschaft zu riskieren? Oft wird in diesen Momenten vergessen, was wir an unserer Beziehung haben und was ein eventuelles Fremdgehen beim jeweiligen Beziehungsmenschen auslösen könnte. Und das ist die Grundidee, die die Beziehung retten soll: Empathie. Natürlich nicht mit der unbekannten, spannenden Person, sondern mit dem:der Partner:in, der:die zu Hause wartet.

Die Sicht der anderen

Versuchten Menschen, sich in solchen Situationen die Reaktion der geliebten Person vorzustellen, könne das eine der besten Strategien gegen das Fremdgehen sein, heißt es auf Psychology Today. Es helfe, an den:die Partner:in zu denken und zu versuchen, sich dessen:deren Gefühle klarzumachen, bevor es zu einem möglichen Seitensprung kommt. Das sei eine Herangehensweise, die dafür sorge, den Beziehungsmenschen besser zu verstehen und Mitleid mit ihm:ihr zu empfinden, bevor überhaupt etwas passiert. Laut Psychologin Gurit Birnbaum führt das sogar dazu, dass Menschen weniger Interesse an alternativen Personen zeigen. Das haben drei von ihr geleitete Studien gezeigt.

3 Beziehungsstudien – eine Aussage

Studie 1: Sich in den:die Partner:in hineinversetzen

Die Forscher:innen ließen die Proband:innen an drei Szenarien teilnehmen. Im ersten Versuchsaufbau wurden 66 Frauen und 64 Männer einbezogen. Jeweils die Hälfte der Befragten wurde in weitere Gruppen eingeteilt, demnach zwei pro Geschlecht. Bevor das Interview anfing, sollten Teilnehmende einen normalen Tag ihres Beziehungsmenschen beschreiben. Einmal ohne weitere Instruktionen und in der zweiten Gruppe mit dem Zusatz, dass sie die Perspektive des:der Partner:in einnehmen sollten, inklusive der Gedanken, Gefühle und Erfahrungen bei dem, was sie im Alltag tun. Anschließend wurden ihnen zehn Fotos von sehr attraktiven und weniger attraktiven Menschen gezeigt, die sie als alternative Partner:innen bewerten sollten. Das Ergebnis: Diejenigen, die zuvor die Perspektive des:der Partner:in eingenommen hatten, zeigten in der Auswertung weniger Interesse an den alternativen Personen.

Studie 2: Flirten im Interview

In einem weiteren Studienaufbau mit 82 Frauen und 65 Männern wurde erneut der Einfluss der Partner:innenperspektive auf die Studienteilnehmenden untersucht. Dieses Mal chatteten sie mit einer attraktiven Person und tauschten dabei Fotos aus. Danach gaben die Teilnehmenden an, wie hoch ihr sexuelles Interesse an dem:der Fremden sei und wie hoch sie ihre Verbindung zu ihrem aktuellen Beziehungsmenschen nun einschätzten. Diejenigen, die sich vorher in den:die Partner:in hineinversetzt hatten, berichteten von einer stärkeren Verbindung und hatten ein weniger starkes Interesse an der interviewenden Person.

Studie 3: Sexuelle Fantasie

An der dritten Studie nahmen 65 Frauen und 66 Männer teil. Zu Beginn sollten sie sich vorstellen, dass die geliebte Person ihre Untreue entdeckt habe und sich in sie hineinversetzen. Diejenigen, die die Perspektive einnehmen sollten, wurden gebeten, aus dieser Sicht zu berichten. Danach sollten die Proband:innen sich vorstellen, an einem Abend auf eine interessante, fremde Person zu stoßen, die ihnen ein gutes Gefühl gibt. Mit dem Zusatz, dass diese nur für den einen Abend und die Nacht verfügbar sei. Daraufhin äußerten die Teilnehmenden ihr Verlangen und ihre Fantasien und im Anschluss ihr Interesse an liebevollen Begegnungen und Sex mit ihrem Beziehungsmenschen. Diejenigen, die sich zuvor stärker in ihre:n Partner:in hineinversetzt hatten, zeigten ein höheres sexuelles Interesse an dem:der Partner:in und ein weniger starkes Interesse an der fiktiven alternativen Person.

Eine Taktik, die man üben muss

Sich in den:die Partner:in hineinzuversetzen ist nichts, was wir tagtäglich üben oder über das wir ständig nachdenken. Kommt es zu einem Streit, versuchen wir, unser Gegenüber zu verstehen und dessen:deren Gefühle nachzuvollziehen. Schließlich ist Verständnis ein gutes Mittel, um einen Streit zu schlichten. Doch beim Fremdgehen fehle vielen Menschen die Motivation, sich in den:die Partner:in hineinzuversetzen, so Gurit Birnbaum, weshalb es oft zu Seitensprüngen komme. Laut ElitePartner Studie 2020 gingen 31 Prozent der Frauen in Deutschland mindestens einmal fremd, unter den befragten Männern waren es etwa 27 Prozent. Sich öfter mit den Bedürfnissen des:der anderen auseinanderzusetzen, könne aber die Beziehung stärken, egal ob eine interessante fremde Person daherkommt oder nicht. Empathie sei, so Birnbaum, der Schlüssel für gut funktionierende Beziehungen.

Verwendete Quellen: Psychology Today, Research Gate, ElitePartner

Source: Aktue