Psychologie: Wer das tut, wirkt auf den ersten Eindruck intelligent

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Der erste Eindruck kann wichtig sein. Mit diesem Trick wirkst du auf andere sofort kompetent.

Ob auf dem betrieblichen Sommerfest, beim Date oder in Club, Bar und Co., einen positiven ersten Eindruck bei anderen Menschen zu hinterlassen, kann sich in vielen Kontexten lohnen. Was aber vermittelt einen positiven Eindruck? Im Wesentlichen, so die Harvard-Professorin Amy Cuddy, zwei Dinge: Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz (mehr dazu erfährst du in unserem Artikel “Anhand dieser zwei Fragen beurteilen dich andere Menschen“). Kompetenz wiederum verknüpfen die meisten Menschen vorwiegend mit kognitiven Fähigkeiten, insbesondere Intelligenz. Und wie einfach es sein kann, auf andere Menschen im Rahmen einer kurzen Interaktion intelligent zu wirken, haben Forschende der US-amerikanischen Universitäten Harvard und Wharton in folgendem Experiment gezeigt.

Versuch zeigt: Wer um Rat fragt, wirkt intelligent

Die Versuchsteilnehmenden, in diesem Fall Studierende, sollten in wechselnden Paaren mehrere Denkaufgaben lösen. Einem Teil der Studierenden sagten die Versuchsleitenden, dass sie allein aufgrund ihrer Leistung beurteilt würden, also aufgrund der Richtigkeit ihrer Lösungen. Der andere Teil bekam die Ansage, dass entscheidend sei, welchen Eindruck sie auf ihre:n Partner:in machten. Alle Versuchsteilnehmenden konnten sich dabei in der Interaktion in ihrem Tandem für eine von drei Optionen entscheiden:

  • Sie konnten ihr Gegenüber um Hilfe bitten: “Hey, kannst du mir einen Rat geben?”
  • Sie konnten ihrem Gegenüber etwas Nettes sagen: “Hey, ich hoffe, du hast gut abgeschnitten.”
  • Sie konnten gar nichts sagen.

Von den Studierenden, die glaubten, sie würden aufgrund ihrer Leistung beurteilt, wählten sehr viele den erstgenannten Weg: Sie baten ihre:n Partner:in um Mithilfe. Ihnen war egal, was ihr Teammitglied von ihnen dachte, sie wollten lediglich die Aufgaben korrekt lösen und nutzten dafür jede verfügbare Ressource. Aus der anderen Gruppe der Studierenden, die darauf achteten, welchen Eindruck sie auf ihr Gegenüber machten, entschieden sich weitaus weniger dafür, um Rat zu fragen. Sie wollten fähig und kompetent erscheinen und ließen sich daher keinerlei Unsicherheit anmerken.

Besonders interessant ist nun das Ergebnis, das die anschließende Umfrage unter allen Versuchsteilnehmenden lieferte. Darin sollten sie nämlich ihre jeweiligen Partner:innen beurteilen. Wer erschien ihnen besonders fähig und intelligent? Wem trauten sie eher weniger zu? Jene Studierenden, die um Rat gebeten hatten, kamen deutlich besser davon: Ihnen unterstellten die Befragten eine höhere Intelligenz als jenen, die sich neutral oder freundlich verhielten – obwohl gerade sie ausdrücklich einen kompetenten Eindruck hatten hinterlassen wollen.

Was steckt dahinter: Übertragene Sympathie oder ein positives Selbstbild?

Die Forschenden vermuten, dass hinter diesem Urteil ein typisch menschliches Wahrnehmungsmuster steckt: Die meisten Leute halten sich selbst zumindest für relativ klug und kompetent (Studierende an einer amerikanischen Universität wahrscheinlich noch etwas mehr als andere). Deshalb denken sie, wenn jemand sie um ihre Meinung oder einen Rat fragt, muss diese Person auch einigermaßen clever sein – schließlich hat diese Person ihre Fähigkeiten erkannt. Ebenso ist allerdings denkbar, dass wir Menschen, die uns um Rat fragen, als klug einschätzen, weil sie uns ein gutes Gefühl geben: das Gefühl, gebraucht zu sein und respektiert zu werden. Das macht sie uns sympathisch, und wenn uns eine Person sympathisch ist, beurteilen wir sie eher positiv und wohlwollend.

Was auch immer dahintersteckt, die Beobachtung aus diesem Experiment kann für unser Verhalten in sozialen Situationen durchaus von Bedeutung sein: Offenbar schadet es nicht, wenn wir andere Menschen um Rat, Hilfe oder ihre Sichtweise bitten. Im Gegenteil kann es sich sogar vorteilhaft auf den Eindruck auswirken, den wir hinterlassen, und uns intelligent erscheinen lassen. Vermutlich wird es allerdings Einschränkungen geben, in welchem Zusammenhang wir um Rat fragen können, um einen intelligenten Eindruck zu erwecken. In dem Experiment ging es immerhin um eine anspruchsvolle Aufgabe. Wenn wir einen Menschen fragen, ob er Belgien für einen Städtetrip empfehlen würde, wird sich das womöglich eher ungünstig auf das Bild auswirken, das er sich von uns macht.

Verwendete Quellen: cnbc.com, static1.squarespace.com

Source: Aktue