Studie warnt: Alkohol auf Langstreckenflügen? Lieber nicht!

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Erst anstoßen, dann einschlafen – im Flugzeug ist dieses Verhalten gesundheitsschädlicher als mit festem Boden unter den Füßen, wie eine Studie zeigt. Woran das liegt und wer besonders gefährdet ist, erfährst du hier.

Die einen trinken Alkohol zur Feier des beginnenden Urlaubs, andere, um ihre flatternden Nerven zu beruhigen und wieder andere, weil Sekt, Wein oder Bier gratis ausgeschenkt werden. Gerade auf Langstreckenflügen folgt darauf eine Schlafphase. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln hat die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Gemengelage untersucht. Die Studie zeigt: Alkohol, Schlaf und Kabinendruck sind keine gute Kombination. Im Gegenteil: Das Herz-Kreislauf-System wird belastet und die Schlafqualität leidet.

Betreutes Trinken für die Wissenschaft

Das Forschungsteam schickte die 48 gesunden Testpersonen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren nicht etwa im Flugzeug über den Atlantik. Sie simulierten stattdessen in einer Höhenkammer für die eine Gruppe die Luftdruckbedingungen wie bei einer Reiseflughöhe von 2.438 Metern. Die andere Testgruppe verbrachte die Nächte in einem Schlaflabor mit normalem Umgebungsdruck.

Bevor die Teilnehmenden vier Stunden schlafen sollten, bekam jeweils die Hälfte der Personen Alkohol zu trinken, die andere Hälfte nicht. Die Menge entsprach etwa der Menge von zwei Dosen Bier. Vor und nach der Schlafphase wurden Herzfrequenz und Sauerstoffgehalt im Blut erfasst. Auch die Körperfunktionen während des Schlafes wurden überwacht. Nach einer zweitägigen Erholungspause wurde der Versuch wiederholt, allerdings mit vertauschten Gruppen.

Alkoholgenuss auf Langstreckenflügen ergaben die schlechtesten Werte

Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler:innen im Fachblatt Thorax (BMJ Journals). Genehmigen sich Fluggäste auf Langstreckenflügen nur zwei Drinks, steigt während der Schlafphase nicht nur ihre Herzfrequenz, auch der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt ab und die Schlafqualität leidet.

Im Detail: Die Testpersonen, die nüchtern in der Höhenkammer schliefen, hatten eine Herzfrequenz von 73 Schlägen pro Minute (bpm), bei den Proband:innen, die zuvor Alkohol getrunken hatten, lag sie bei 88 Schlägen. Auch beim Sauerstoffgehalt im Blut ergaben sich bei der Höhensimulation Unterschiede. So lag der Wert bei den Abstinenten bei 88 Prozent, bei der Alkohol trinkenden Gruppe fiel die Sauerstoffsättigung auf 85 Prozent. Die Hopoxämie (Sauerstoffmangel) hielt danach zudem länger an.

Zum Vergleich ergaben die Messungen im Schlaflabor eine Herzrate von 64 Schlägen pro Minute (77 bpm unter Alkoholeinfluss) und einen Sauerstoffgehalt im Blut von 96 Prozent (95 Prozent nach Alkoholkonsum).

Auf Langstreckenflügen führte der alkoholische Schlummertrunk außerdem dazu, dass sich die Schlafdauer insgesamt verkürzte, ebenso wie die Tiefschlafdauer und die REM-Phase. Ein Faktor, der ebenfalls das Herz-Kreislauf-System herausfordert.

Höheres Risiko für vorerkrankte Personen

Die Erkenntnisse hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in etwa erwartet, doch liegen mit der Studie jetzt erstmals Daten zu diesen Annahmen vor. Überraschend ist jedoch, dass dieser gesundheitsschädliche Effekt auch bei jungen, gesunden Menschen und bei einer verhältnismäßig moderaten Alkoholmenge auftritt. Von Schnaps war hier keine Rede.
„Größere Alkoholmengen als die, die in der Studie verwendet wurden, könnten die Effekte noch verstärken, insbesondere bei älteren Passagieren und solchen mit Vorerkrankungen“, betont Eva Elmenhorst von der Abteilung Schlaf und Humanfaktoren des DLR.

Fluggäste mit Schlafapnoe, zu flacher Atmung aufgrund extremen Übergewichts (Hypoventilationssyndrom), einer Lungen- bzw. Herzerkrankung oder einer Thromboseneigung riskieren, so schlussfolgern die Studienautor:innen, eine Verschlimmerung ihrer Symptome, sollten sie Alkohol auf einem Langstreckenflug trinken und danach einschlafen. Generell lautet die Empfehlung, schon 12 Stunden vor Take-off auf alkoholische Getränke zu verzichten, nicht erst über den Wolken.
 

Source: Aktue