Studie: Was Menschen aufgrund deiner Gesichtszüge über dich annehmen

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Welcher gesellschaftlichen Klasse Menschen uns zuordnen, kann stark beeinflussen, wie sich unser Leben entwickelt. Eine neue Studie suggeriert, dass auch unsere Gesichtszüge dazu beitragen, wie andere uns sehen und einordnen.

Menschen nehmen aufgrund der unterschiedlichsten Dinge etwas über andere an. Dazu gehören die Sprache(n), die diese Personen sprechen, ihre Kleidung, wo sie leben, ob sie verheiratet sind oder nicht, ob sie Kinder haben, welchen Job sie ausüben und, und, und. All das kann Vorurteile darüber schüren, wie intelligent jemand ist, wie viel Geld der Person zur Verfügung steht und welche Charaktereigenschaften sie aufweist. Aber es beginnt schon viel früher: Laut einer aktuellen Studie aus Schottland ordnen Menschen andere offenbar basierend auf deren Gesichtszügen in eine gesellschaftliche Klasse ein.

Studie: Welche Gesichtszüge verbinden wir mit welchen Eigenschaften?

Ein Forschungsteam der School of Psychology and Neuroscience der University of Glasgow in Schottland hat mithilfe einer komplexen Methode zur Erkennung von Gesichtszügen untersucht, welche Merkmale bestimmte Vorurteile hervorrufen. Die Forschenden sind vor allem der Frage nachgegangen, was Menschen dazu bringt, andere in eine höhere oder niedrigere gesellschaftliche Klasse einzuordnen, beziehungsweise sie als eher wohlhabend oder eher arm einzuschätzen.

Außerdem ging es darum, zu verstehen, wie solche Gesichtszüge mit Attributen wie Kompetenz, Wärme, Dominanz und Vertrauenswürdigkeit in Verbindung stehen. Denn alle diese Eigenschaften stehen in der Wahrnehmung häufig mit der Gesellschaftsklasse in Verbindung. Die Teilnehmenden der Studie waren alle weiß und stammten aus westlichen Kulturen.

Gibt es “arme” und “reiche” Gesichter?

Das Ergebnis zeigt, dass es offenbar besondere Konstellationen an Gesichtszügen gibt, die die meisten Menschen häufig mit einer bestimmten Gesellschaftsklasse in Verbindung bringen. Gesichter, die hauptsächlich als “arm” wahrgenommen wurden, waren demnach meist breiter, kürzer und flacher mit Mundwinkeln, die eher nach unten zeigten. Außerdem war der Hautton dieser Menschen meist dunkler und eher kühl. Die Teilnehmenden der Studie nahmen Personen mit diesen Merkmalen außerdem als wenig kompetent, kalt und nicht vertrauenswürdig wahr.

Im Gegensatz dazu wurden schmalere, längere Gesichter mit eher nach oben zeigenden Mundwinkeln und helleren, wärmeren Hauttönen als wohlhabender und einer höheren Gesellschaftsklasse zugehörig wahrgenommen. Auch wurde ihnen mehr Kompetenz, Wärme und Vertrauenswürdigkeit zugesprochen.

Dr. R. Thora Bjornsdottir ist Co-Autorin der Studie und erklärt dazu: “Menschen, die als einer hohen oder niedrigen sozialen Klassen zugehörig wahrgenommen werden, werden oft auch jeweils positive oder negative Eigenschaften zugesprochen.” Solche Urteile würden oft nur basierend auf den Gesichtszügen gefällt, und das könne negative Konsequenzen für die Personen haben, vor allem in Form von Nachteilen für die Menschen, die als ärmer wahrgenommen werden.

Wichtigstes Ziel nach der Studie: Vorurteile abbauen

“Das zeigt, dass unsere Vorurteile entscheidend dafür sind, wie wir andere wahrnehmen”, ergänzt die Wissenschaftlerin. “Unsere Eindrücke von anderen können eindeutige Vor- oder Nachteile für diese mitbringen.”

Das Forschungsteam möchte diese Ergebnisse nun dafür nutzen, Vorurteile abzubauen und so mehr Menschen eine faire Chance geben – unabhängig davon, wie eine Person aussieht. Und vielleicht hilft es ja schon, wenn wir uns selbst vor Augen führen, wie vorurteilsbehaftet unsere Wahrnehmung häufig ist. So können wir achtsamer durch die Welt gehen und schaffen es vielleicht, anderen offener zu begegnen und sie nicht aufgrund äußerer Merkmale vorzuverurteilen.

Verwendete Quelle: gla.ac.uk

Source: Aktue