Weder Millennial noch Gen Z: Warum ich zwischen zwei Generationen stecke

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TikTok ist überschwemmt von Videos, in denen sich Generationen vergleichen, feiern und übereinander lustig machen – doch immer wieder denke ich: “Das bin ich doch gar nicht!” Millennial? Gen Z? Beides eher jein – ich stecke irgendwo dazwischen, aber warum?

In den 2000ern, als ich zur Grundschule ging, auf das Gymnasium kam und die Unter- und Mittelstufe durchlief, erlebte das Tamagotchi ein Revival und wir liebten es genauso wie das Sammeln und Tauschen von “Diddl”-Blättern. Nachmittags bei Freund:innen haben wir mit Bügelperlen oder “Window-Color” tolle Kunstwerke erschaffen, die unsere Eltern sicher liebten und aufhängen mussten. In meiner Schlagjeans, die nicht höher als bis zur Hüfte gehen durfte, habe ich mich cool gefühlt. Popcorn-Shirts waren ein mega Hingucker und mussten natürlich getragen werden, auch wenn sie kratzig und unbequem waren. Blau-metallic war für mich die schönste Nagellackfarbe und meine Cousine für mich die coolste, weil sie einen solchen Lack hatte und ich ihn auch auftragen durfte. Wir flochten “Scoubidou”-Bänder, schauten Nickelodeon rauf und runter und zockten Snake auf dem Handy.

Meine Jugend als Millennial – oder nicht?

Als Teenager rockte ich den Seitenscheitel – der die kleinste Brise zur riesigen Katastrophe machte – trug schwarze Skinny-Jeans und eine Krawatte zum T-Shirt, für einen Hauch “Punkrock” à la Avril Lavigne, die ich liebte. Ich sammelte alles von Tokio Hotel, “gruschelte” bei SchülerVZ, chattete bis spät in die Nacht über den MSN-Messenger oder ICQ. Ich liebte “VIVA Live!” am Nachmittag und die Musiksendung “Get the Clip”, bei der die Zuschauenden durch das kostenpflichtige Abstimmen per SMS mitentscheiden konnten, welches Musikvideo als nächstes gespielt werden sollte.

Millennials finden: DU bist kein Millennial!

Ausgehend von dieser fabelhaften Jugend ging ich immer davon au, ein Millennial zu sein. Doch höre ich denen zu, die in den 1980ern geboren sind, wundere ich mich zuweilen, wie sie ihre Kindheit und Jugend erlebt haben. Die “wahren” Millennials berichten von Dingen, für die ich zu jung bin. Sie liebten “Ed von Schleck”, das ich nicht kenne. Jede:r von ihnen habe ein blinkendes Jojo gehabt, was bei mir auf dem Schulhof nur noch vereinzelt anzutreffen war, von älteren Geschwistern stammte und eher ein abgelegtes Spielzeug war. Auf 90er-Partys  habe ich weniger Spaß, als ich im Vorwege erwarte – die Lieder, die ich mag, sind meist eher aus den letzten vier Jahren des Jahrzehnts.

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Jetzt als 30-Jährige kann ich mich oft nicht wiederfinden. Ich scrolle mich durch Social Media, schaue TikTok-Videos in denen spaßig mit Klischees über Generationen à la “Ich bin ein Millennial, natürlich bezahlt meine Mutter noch meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio” gespielt wird. Die “Of course”-Challenge durchdringt viele Bereiche des Lebens, zum Beispiel Berufsfelder, Partner:innenwahl oder auch Generationen und nimmt diese auf die Schippe. Ich mag die Videos, doch bei den Millennial-Videos komme ich immer wieder ins Zweifeln.

Wo gehöre ich hin?

Eine kleine Erleuchtung ereilte mich jedoch, als ich von dem Begriff “Zillennial” hörte. Ich wischte mich mal wieder durch TikTok, als ich plötzlich innehielt und jemandem aufmerksam zuhörte, der von seinem Ringlicht angestrahlt von etwas erzählte, dass ich ganz genauso empfand. Er brachte es auf den Punkt! Von den TikTok-typischen Videos zu überspitzt dargestellten Klischees der Generationen fühle er sich selten angesprochen. Beziehungsweise schaute er sowohl die Videos der Millennials teilweise amüsiert bis ertappt, als auch die der Gen Z. Na endlich, ich bin nicht alleine! Er erzählte von einer Wortverschmelzung der beiden Generationen: “Zillennial”. Zwischen 1990 und 2000 Geborene, erklärte er, fühlten sich seiner Erfahrung nach oftmals als gehörten sie weder hier noch da dazu – eigentlich seien sie Zillennials.

Bin ich ein “Zillennial”?

Vermutlich ja! Der Begriff ist keine offizielle Bezeichnung, kombiniert aber beide Generationen perfekt. Wir sind die Generation, die viele entscheidende Wechsel zwischen der Lebensrealität der Millennials und dieser der Gen Z mitbekommen hat. Wir sind zu jung, um uns aktiv an 9/11 oder die Einführung des Euros zu erinnern, aber wir haben es schon miterlebt. Wir waren die letzten mit Klapphandys und die ersten mit Smartphones. Wir kennen Kassetten noch sehr gut, haben CDs gesammelt, aber später auch den ersten MP3-Player bekommen und waren die ersten Abonnent:innen von Musikstreaming-Diensten. Wir sind ein bisschen zu alt für TikTok, aber auch zu jung für MySpace. Wir haben schon online Serien und Filme gestreamt, als das nur illegal möglich war. Wir haben die Anfänge von Instagram erlebt und das Potenzial der Plattform erkannt, als die Millennials noch am Sinn einer reinen Foto-Plattform gezweifelt haben und die Gen Z zu jung war, um ein Smartphone in der Hand zu halten. 

Wir tragen gerne weite Hosen wie die Gen Z, legen Wert auf Skincare und einen natürlicheren Look, aber LIEBEN natürlich auch Harry Potter – was das Nummer-Eins-Millennial-Klischee ist. Außerdem: Ja, mein Weg ins Berufsleben ist ein wenig länger gewesen, weil ich DAS Richtige finden wollte und wusste, ich arbeite eh noch lange genug. Und ja, ich erschrecke mich, wenn mein Handy klingelt, gehe nicht ran – wenn ich die Nummer nicht kenne – aber google sie, um sicherzugehen, dass ich nichts verpasse. Den Avocado-Toast – DAS Millennial Trendfood, was unzählige Male fotografiert, und auf Instagram gepostet wurde – finde ich hingegen superlangweilig. Ich gendere, erwarte mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit von der Gesellschaft und gehe auf die Straße für mehr Toleranz. Ich bin ein perfekter Mix!

Best of both Worlds

Ich glaube, ich bin der Prototyp eines “Zillennials” – dieser inoffiziellen Sub-Generation – und ich liebe es. Wir “Zillennials” können uns mit den Millennials und der Gen Z identifizieren und uns über beide ebenso lustig machen – best of both worlds!

Quellen: https://www.adigiconsult.ch/glossar/generation-silent-baby-boomer-x-y-me-millennials-z-alpha/
https://www.deutschlandfunkkultur.de/mythos-generationenkonflikt-100.html

 

Source: Aktue