3 Generationen erzählen: Was macht der Rechtsdruck mit mir?

Aktuel

Hunderttausende Menschen demonstrieren derzeit deutschlandweit gegen die Einflussnahme rechtspopulistischer Gruppen, die die Grundlagen der Demokratie in Frage stellen. Was macht das mit mir? Und wie gehe ich mit dem Rechtsdruck im eigenen Umfeld um? 
Drei Frauen aus drei Generationen erzählen, was die aktuelle Entwicklung in ihnen auslöst.

Unsere Serie “3 Generationen erzählen”

In der Redaktion diskutieren wir regelmäßig über Themen, die uns bewegen – die Liebe, Erziehung, Job, Schönheit, das Altern oder den Sinn des Lebens. Dabei fällt immer wieder auf, wie unterschiedlich die verschiedenen Generationen ticken.

Daher haben wir die Serie “3 Generationen erzählen” ins Leben gerufen, in der Frauen aus dem erweiterten BRIGITTE-Kosmos zu Wort kommen. Es lohnt sich, immer wieder reinzuschauen.

Saskia (24) schwankt zwischen Angst, Unsicherheit und Hoffnung

Angst, Unsicherheit, Hoffnung. Diese drei Wörter beschreiben denke ich ganz gut, was ich in der aktuellen Lage fühle. Ich habe Angst und ich bin unsicher, wie es weitergehen wird, natürlich und insbesondere auch für Frauen. Seit dem Ende des Nationalsozialismus entwickelt sich das Bild von Frauen weiter, wenn auch in vielen Bereichen noch nicht schnell und konsequent genug. Doch was würde passieren, wenn nun erneut eine rechte Partei regieren würde? Diese Zukunfts-Unsicherheit fühlt sich einfach nicht schön an. Manchmal frage ich mich dabei, ob wir wirklich im Jahr 2024 leben.

Was mir jedoch Hoffnung schenkt: Die zahlreichen Menschen, die sich auf Demos engagieren. Jede Altersgruppe ist vertreten, auch viele junge Menschen, die nunmal die Zukunft werden. Es werden damit wichtige Statements gesetzt, die hoffentlich fruchten werden. In Momenten, in denen ich unsicher und ängstlich bin, versuche ich mich immer wieder zu erinnern, dass wir etwas tun können – nämlich genau mit solchen Demos und vor allem auch damit, dass wir bereits in jungen Jahren wählen gehen und so dazu beitragen können, dass keine rechte Partei in die Regierung kommt. 

Katrin (56) hört und schaut genau hin

Seit Jahren beobachte ich mit Sorge den wachsenden Erfolg der Rechtspopulisten in Deutschland, Europa und der Welt. Gerade als Kriegsenkelin lassen mich die Entwicklungen sehr wachsam sein. In meiner Familie sind die Themen Krieg, Flucht, Vorurteile und Ausgrenzung stets präsent gewesen und prägen mich auch noch nach dem Tod meiner Großeltern, die im Zweiten Weltkrieg aus Pommern und Ostpreußen flüchten mussten. 

Daher höre und sehe ich genau hin, was um mich herum und weltweit passiert. Die steigende Zahl rechtsgerichteter Parteien und die Salonfähigkeit von Bewegungen und Aussagen, die ich klar als fremdenfeindlich erachte, lässt mich schaudern und verunsichert mich. Als in Hamburg im Februar zu der ersten Demonstration gegen Rechtsextremismus aufgerufen wurde, war für mich klar: Da gehe ich hin! Denn neben den Diskussionen im Freundes- und Familienkreis, die zwar hilfreich sind, hat mir die Teilnahme an der Kundgebung eine Möglichkeit geschaffen, meinen Unmut öffentlich auszudrücken. Die Massen an Menschen, die in Hamburg zusammenkamen, und die vielen weiteren Kundgebungen in Deutschland zeigen mir, dass ich mit meinem Gefühl nicht alleine bin und das tut gut. 

Käthe (87) hofft sehr, dass die Vernunft am Ende siegt

Die aktuelle Stimmung unter den Menschen finde ich total verrückt und ich hätte nicht gedacht, dass wir solche Zeiten nochmal erleben werden. Ich habe immer noch die furchtbare Zeit des Zweiten Weltkrieges im Kopf. Obwohl ich damals noch ein Kind war – zum Ende des Krieges neun Jahre alt – und ich das alles gar nicht in dem ganzen Ausmaß verstanden habe. Meine Eltern haben schon den ersten Weltkrieg miterlebt und waren daher absolute Kriegsgegner. Nur damals wurde darüber kaum gesprochen, mit uns Kindern schon gar nicht. Natürlich auch verständlich, weil es keine guten Erinnerungen waren, aber ich ärgere mich dennoch, dass ich nicht mehr nachgefragt habe.

Aber wenn ich heute die Nachrichten sehe, kriege ich manchmal solche Angst, dass sich das nochmal wiederholt, weil es so schrecklich war. Und wenn ich mich mit Bekannten unterhalte, wünschen sich alle, dass wir das nicht nochmal erleben müssen – vor allem auch für unsere Kinder, Enkel und Urenkel. Ich hoffe sehr, dass die Vernunft am Ende siegt

Source: Aktue