Blutzuckersensor: Tipps und Tricks beim Messen des eigenen Blutzuckers

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Ein Blutzuckersensor gegen Energielöcher? Unsere Kollegin Daniela Stohn hat’s ausprobiert.

Ich bin schon wieder drauf,zum dritten Mal, obwohl ich weiß, dass es nervt und mir den Spaß am Essen für eine Weile ruiniert. Seit einigen Tagen trage ich einen Sensor am Arm, der meinen Blutzuckerspiegel permanent misst. Und schaue etwa alle fünf Minuten auf mein Smartphone, um meine Blutzuckerkurve zu checken: Ist mein Nüchternblutzucker morgens unter 100 Milligramm pro Deziliter? Gibt es öfter Spitzen über 140, als mir lieb ist? Und liegt mein Wert in dem Bereich, den Experten wie der Mediziner Peter Attia vorgeben, also um die 100 plus/minus 15, ohne große Schwankungen?

Um den Hype um den Blutzucker zu verstehen, muss man kurz erklären, wie der überhaupt funktioniert. Wenn wir Pasta, Brot oder Kuchen essen, werden die darin enthaltenen Kohlenhydrate zunächst in ihre Einzelteile zerlegt, die Glukose. Der Blutzuckerspiegel steigt durch ihre Aufnahme an, die Bauchspeicheldrüse schüttet das Hormon Insulin aus, das den Blutzucker aus dem Blut in die Zellen transportiert und dort speichert. Ist unser Stoffwechsel gesund, klettert der Blutzuckerspiegel nach dem Essen zwar nach oben, sinkt dann aber gleichmäßig wieder ab. Problematisch wird’s, wenn er oben bleibt. Häufige Glukose-Spitzen stressen den Körper außerdem und führen zu Heißhungerattacken. Sie machen müde, gereizt und unkonzentriert. Langfristig können sie außerdem das Risiko für Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herzprobleme oder Demenz erhöhen.

Um all das zu verhindern und Energielöcher zu vermeiden, möchte ich wissen, wie mein Körper auf welche Lebensmittel reagiert. Denn das ist individuell unterschiedlich. Grundsätzlich gilt zwar: Komplexe Kohlenhydrate in Gemüse und Vollkornprodukten lassen den Blutzucker langsamer ansteigen als einfache in Zucker oder Weißmehlprodukten. Ein Sportler kann mehr verstoffwechseln als ein Bewegungsmuffel, und morgens kommen viele Menschen mit Glukose besser klar als abends. Aber eben nicht alle, und das macht die Messung so spannend. Ich zum Beispiel, und das lerne ich in meinen Messphasen, verstoffwechsele Pasta deutlich besser als Kartoffeln – die machen mich träge und schlapp. Morgens ist Weißbrot okay für mich, abends schnellt mein Blutzuckerspiegel davon hoch. Wenn ich spät Brot esse, sorgt das bei mir außerdem nachts für Blutzuckerschwankungen, und ich schlafe unruhig. Und – gar nicht schön für meine Klimabilanz: Hafermilch macht eine krasse Glukosespitze, bei Kuhmilch ist sie deutlich flacher.

Eigene Schlüsse ziehen: Was hilft und was nicht?

Ich habe viele Aha-Momente und bin begeistert zu sehen, wie mein Körper funktioniert. Ich experimentiere: Abends nach dem Sport Spiegeleier mit Vollkornbrot (Blutzuckerspitze) versus Gemüseomelette (flache Linie), morgens Birchermüsli (hoch) versus Saatenbrot mit Käse (flach). Schokolade als Snack oder nach der Hauptmahlzeit – ein Riesenunterschied, seitdem esse ich sie vor allem als Dessert. Ein Glas Wasser mit 1 EL Apfelessig vor dem Cappuccino und einmal ohne – kein großer Unterschied bei Kuhmilch, bei Hafermilch schon. Ich unterzuckere relativ schnell und beobachte, dass die Kurve danach über den Tag verteilt stärker schwankt. Und ich lerne: Wenn ich sehe, wie meine Kurve nach einem Teller Spaghetti hochschnellt, bewege ich mich, um sie wieder abzuflachen. Ich unterscheide gute Blutzuckerspitzen (nach intensiven Workouts, Stress, Kältebädern) von den nicht so guten (Kuchen am Nachmittag, nur fünf Stunden schlafen). Was ich dank Apps, die das Messen mit Tipps und Infos begleiten, noch lerne: Lockeres Cardiotraining holt die Glukose am wirkungsvollsten aus dem Blutkreislauf. Ballaststoffe, Fette und Proteine vor den Kohlenhydraten zu essen, flacht die Kurve ab.

Aber, und das ist wichtig zu wissen: Es ist nicht immer klar, warum Blutzuckerspitzen entstehen, weil Stress und Bewegung ihn auch beeinflussen. Und es ist noch nicht wirklich gut erforscht, wie schlimm sie für gesunde Menschen wirklich sind. Und, Achtung: Es kann Angst machen, wenn die Kurve plötzlich krass nach oben schießt. Als ich einmal morgens Scones mit Marmelade frühstücke und dann lange nichts esse, bin ich schlapp und plumpse in ein Energieloch. Als ich abends Fisch mit Bratkartoffeln in mich reinschaufele, schießt mein Blutzuckerwert auf über 200 und das Display leuchtetet bedrohlich rot. Eine Stunde lang bin ich ziemlich aufgelöst, dann geht der Wert wieder runter.

Mein Fazit: Schon Mini-Veränderungen bringen eine Menge, um das Energielevel zu heben. Und trotzdem bin ich froh, als das Ding an meinem Oberarm nach 14 Tagen wieder ab ist und mich nicht mehr kontrolliert. Und die Schoki schmeckt gleich besser …

Heftbox Brigitte Standard

Source: Aktue