Mutterschaft: Frau klagt gegen Benachteiligung im Job nach Elternzeit

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In Hamburg hat eine Mutter, die im öffentlichen Dienst arbeitet, gegen ihren Arbeitgeber geklagt. Durch ihre Elternzeit musste sie die Zeit nacharbeiten, um in die nächsthöhere Lohngruppe aufzusteigen. 

Und wieder einmal wird eine Frau dafür bestraft, Mutter geworden zu sein und Elternzeit genommen zu haben. Neu ist dieses Mal, dass ihr dies widerfahren ist, obwohl sie im öffentlichen Dienst bei der Stadt arbeitet. Denn nach sechs Jahren als Mitarbeiterin der Hamburger Sozialbehörde sollte die Mutter Britta J. in die nächste Lohnstufe aufsteigen. Wegen der genommenen Elternzeit von einem Jahr wurde ihr die nächste Gehaltserhöhung aber verwehrt, mit der Begründung, sie habe in diesem Jahr keine zusätzlichen Erfahrungen und neue Fähigkeiten erlangt, die mit der Erhöhung einhergehen sollten. Sie müsse dieses Jahr nach der Elternzeit noch erarbeiten und bekäme ein Jahr später erst die Höherstufung. Das wollte die Mutter nicht so hinnehmen.

Kampf um Gerechtigkeit

Die Diskriminierung auf struktureller Ebene wird der Mutter bewusst, als sie von ihrer Arbeitgeberin wie auch vom Personalrat zu hören bekommt, dass diese Regelung im Tarifvertrag verankert ist und daher rechtens sei. Die Hamburger Mutter fühlt sich diskriminiert und klagt gegen die Sozialbehörde.

Der erste Termin vor Gericht endet ergebnislos. Die Begründung? Hamburg könne nicht im Alleingang den Tarifvertrag TV-L ändern, der auch für alle anderen Bundesländer außer Hessen gelte. Denn das hätte dann auch Auswirkungen auf alle anderen Bundesländer. Der Leiter des Personalrats der Stadt Hamburg, Volker Wiedemann, erklärte laut “taz”, dass die Stadt nicht eigenständig den Tarifvertrag anpassen könne und die Idee des Vertrages zudem sei, ein diskriminierungsfreies Eingruppierungsrecht zu liefern. Das sieht die Anwältin Friederike Boll anders. Auch beim nächsten Termin rechnen sich die Mutter und ihre Anwältin keine großen Chancen aus, aber sicher ist für sie: Wir gehen durch alle Instanzen.

Karriereknick Mutterschaft

Noch immer übernehmen die Mütter die Hauptlast der Elternschaft, gehen länger in Elternzeit, machen Care-Arbeit und verzichten dadurch auf einen großen Teil ihres vorigen Gehalts. Das lässt sich aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes entnehmen. Kommen sie dann zurück aus der Elternzeit, haben viele mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen.

Das Ganze nennt sich Motherhood Penalty. Das Phänomen ist nicht neu und trotzdem ist es jedes Mal wieder ernüchternd, was Frauen einstecken müssen, sobald sie Mütter sind. Auch deswegen klagt die Mutter Britta J. – nicht nur des Geldes wegen, sondern auch aus Prinzip, wie sie laut “taz” erzählte: “Es gibt viele Frauen, die nicht die Ressourcen haben, sich auf so einen Rechtsstreit einzulassen. Da ich es kann, muss ich es tun, auch für andere Frauen.” Sie ist Juristin und alleinerziehende Mutter zweier Kinder.

Gleichberechtigung? Fehlanzeige!

Was vielen Arbeitgebern nicht bewusst ist: Für sie ist Elternschaft beziehungsweise Elternzeit eher defizitär konnotiert. Kommen Eltern, aber primär Mütter nach dieser Zeit zurück, wird ihnen meist nicht besonders viel zugetraut, sie werden oftmals in ihrer Position herabgestuft und für nicht flexibel und verbindlich genug abgestempelt. Dass die Elternzeit aber eine Phase ist, in der Eltern besondere Kompetenzen dazu erwerben, sehen die wenigsten. Denn wenn Mütter eines gelernt haben, dann ist es, viele Aufgaben und Bedürfnisse gleichzeitig zu jonglieren, das große Ganze im Blick zu haben, empathisch und geduldig zu sein und in kurzer Zeit extrem viel auf die Reihe zu bekommen. Sie sind meist sehr organisiert, strukturiert und vorbereitet – all das sind Qualifikationen, die auch im Arbeitsalltag von Vorteil sind. Diesen Punkt bemängelte auch die Anwältin der klagenden Mutter Britta J.

Inzwischen ist die Mutter in der nächsten Gehaltsklasse angekommen – allerdings ein ganzes Jahr später. Ihr Resümee fällt ernüchtert aus: “(…)ich bin im öffentlichen Dienst! Wenn der Staat da nicht tätig wird, ist das Gerede von Gleichberechtigung heuchlerisch.”

Verwendete Quelle: taz.de, destatis.de

Source: Aktue