Gesundheit: Was in deinem Körper passiert, wenn du lügst

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Die Frage, ob Notlügen okay sind, oder ob wir uns das Lügen in jedem Fall verkneifen sollten, hat schon viele Menschen beschäftigt. Aber wie gesund ist es eigentlich, zu lügen? 

Es gibt viele Gründe, die Menschen zum Lügen verleiten. Zwei der bekanntesten: der vermeintliche Schutz anderer und Selbstschutz. Wenn eine Freundin freudestrahlend ihr neues Outfit präsentiert, wir es aber total furchtbar finden, mag dem einen oder der anderen ein “Das sieht wirklich toll aus” über die Lippen gleiten. Und wenn wir keine Lust haben, abends in die Bar mitzukommen, hat jemand vielleicht spontan “Migräne” oder eine andere Notlüge parat. 

Wie sich Lügen auf Beziehungen auswirken

In den meisten Situationen meinen wir eine Lüge keineswegs böse. Trotzdem kann sie das Vertrauen in einer Beziehung schwächen, wenn sie ans Licht kommt – und außerdem verhindern, dass eine Person an deiner ehrlichen Meinung wächst oder etwas lernt. Laut der Wissenschaftlerin Emma Levine ziehen Menschen aber eine unangenehme Wahrheit einer angenehmen Lüge vor, wenn sie aus der Aussage lernen können. Das erklärt die Professorin für Verhaltenswissenschaften auf “Oprah Daily”.

“Wenn Sie jemandem in einer Situation, in der er etwas lernen kann, kein ehrliches Feedback geben, wird er in der Regel negativ reagieren, weil er annimmt, dass Sie versuchen, seine Erfahrungen auf eine Weise zu kontrollieren, die ihn seiner Autonomie beraubt”, so Levine. 

Außerdem fühlt es sich nicht gut an, zu lügen, weshalb es gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Wir tun also nicht nur den anderen keinen Gefallen, sondern uns selbst auch nicht.

Was beim Lügen im Körper passiert

In dem Moment, in dem wir die Wahrheit verschleiern, fällt uns das oft noch relativ leicht. Die Probleme entstehen meistens im Nachhinein, wenn wir über unser eigenes Verhalten ins Grübeln kommen. Gegenüber “Oprah Daily” erklärt der Wissenschaftler Michael Slepian: “Wir haben festgestellt, dass allein der Gedanke an ein Geheimnis physiologische Reaktionen auslöst, die einer Stressreaktion ähneln. Mehr noch als wenn man an etwas Negatives denkt, von dem die Leute wissen.” Bei Lügen, die uns nicht loslassen, könne jeder erneute Gedanke kleine Stressreaktionen auslösen.

Laut Slepian gebe es drei Folgen von Geheimnissen auf den Menschen:

  1. Menschen, die glauben, dass ihr Geheimnis unmoralisch ist, empfinden Scham.
  2. Menschen, deren Geheimnis wenig mit ihren Zielen und Bestrebungen zu tun hat, fühlen sich unsicher.
  3. Menschen, deren Geheimnis keine anderen Menschen betrifft, fühlen sich isoliert.

Gesundheitliche Auswirkungen von Lügen

Zu lügen soll laut Forschung mit einer Testosteron- und Cortisolreaktivität zusammenhängen und den Blutdruck und die Herzfrequenz eines Menschen erhöhen. Diese physiologischen Folgen könnten sich laut Forschenden negativ auf die Gesundheit auswirken. Auch Bill Sullivan, Professor an der medizinische Fakultät in Indiana erklärt auf “Psychology Today”, dass durchs Lügen Angstsymptome entstehen können, weil es das limbische System im Gehirn aktiviere. Das sei derselbe Bereich, der in anderen Stressreaktionen die “Kampf- oder Flucht”-Reaktion auslöst.

Studienergebnisse zur Lüge

In einer Studie aus dem Jahr 2002 logen 60 Prozent der Befragten mindestens ein Mal in einem 10-minütigen Gespräch – im Durchschnitt sogar zwei bis drei Mal. 121 Studierenden-Paare wurden für die Studie rekrutiert. Der Studie zufolge kann sich die Wahrheit laut Emma Levine besser anfühlen: “Wir haben festgestellt, dass Ehrlichkeit mehr Spaß macht und die soziale Bindung stärker fördert als erwartet.” In einem Experiment teilte sie Menschen in verschiedene Gruppen ein: Personen, die komplett ehrlich sein sollten; jene, die liebevoll beziehungsweise freundlich sein sollten; und solche, die sich verhalten sollten, wie sie es gewohnt sind.

Das Fazit: Die Wahrheit zu sagen, ist oft ein verbindendes Element. Sie kann unter anderem helfen, Gleichgesinnte oder Rat zu finden oder mit einer Grübelei abzuschließen. Wer ein Geheimnis hat, dass an ihm:ihr nagt, muss sich nicht gleich einer ganzen Gruppe anvertrauen, es kann auch eine nahestehende Person sein. Bei Angst oder starker Unsicherheit kann ein Gespräch in einer Therapie sinnvoll sein.

Verwendete Quellen: faculty.haas.berkeley.edu, oprahdaily.com, psychologytoday.com

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