Psychologie: Daran erkennst du einen schlauen Menschen, der nicht weise ist

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Schlauheit und ein hoher IQ mögen bestaunenswerte Eigenschaften sein, doch erst in Kombination mit Weisheit werden sie meist wirklich wertvoll. Welche Merkmale für intelligente Menschen typisch sind, denen es an Weisheit fehlt, liest du hier.

Intelligenz ist genau genommen die Eigenschaft, die uns dazu befähigt, die Aufgaben eines IQ-Tests zu lösen – und zwar mehr oder weniger gut. Verfügen wir über eine hohe Intelligenz, können wir beispielsweise rasch logisch aufgebaute Zahlenreihen richtig vervollständigen, ohne dass uns jemand die zugrundeliegende Regel verrät, oder unter mehreren Wörtern das eine erkennen, das nicht zu den anderen passt. Und vieles mehr. 

Wer sehr intelligent ist, versteht in der Regel schnell den Satz des Pythagoras oder kinetische Energie oder den klassischen Aufbau einer Erörterung. Zudem kann diese Person Informationen meist gut in einen Zusammenhang bringen und Kernaspekte komplexer Kontexte erfassen.

Was hingegen nicht automatisch mit einer hohen Intelligenz einhergeht, ist Weisheit. Weisheit befähigt uns dazu, nicht nur unsere Intelligenz, sondern ebenso unsere Gefühle und Instinkte anzuwenden, um besonnen und klug zu handeln und zu leben. Häufig wächst Weisheit mit der Erfahrung, also mit einem zunehmenden Lebensalter, doch es können ebenso junge Menschen weise sein, wie alte es nicht sein müssen.

Eine Person, die sehr intelligent ist, aber kein bisschen weise, zeichnen häufig folgende Merkmale aus.

4 Merkmale von Menschen, die intelligent sind, aber nicht weise

1. Sie tun anderer Leute Ansichten ab, ohne sie zu bedenken.

Schlaue Menschen haben oft vernünftige Ansichten, die sie gut und logisch begründen können. Fehlt es ihnen neben ihrer Intelligenz an Weisheit, halten sie diese meist für die einzig relevanten. Weniger vernünftige oder schlechter begründete Ansichten erachten sie als falsch oder zumindest als weniger wertvoll und bedenkenswert als die vielleicht intelligenteste Sichtweise.

Weise Menschen interessieren sich im Gegensatz dazu gleichermaßen für unterschiedliche Perspektiven und Meinungen. Sie sehen in der Pluralität und Individualität des Erlebens und der menschlichen Positionen einen Wert für sich und wissen, dass sie von jeder Person etwas lernen können, unabhängig von dem IQ, dem Bildungsstand oder der Haltung einer Person zu bestimmten Themen. So sind weise Menschen grundsätzlich dazu bereit, alle Ansichten zu bedenken, auch solche, die unvernünftig sind oder scheinen und die sie vermutlich niemals teilen werden. 

2. Sie stellen statistische Werte und wissenschaftliche Theorien über individuelle Erfahrung.

Schlaue Menschen sind in der Regel neugierig und interessieren sich für belastbare Daten und Fakten. Daher wissen sie oft einiges, kennen Statistiken und wissenschaftliche Erkenntnisse zu der einen oder anderen Frage. Diesem Wissen schreiben sie nun meist die größte Aussagekraft und Autorität zu – eine größere als der persönlichen Erfahrung –, sofern sie intelligent sind, aber nicht weise.

Weise Menschen ordnen die Aussagekraft von Forschung und Statistiken anders ein. Bei einer statistischen Aussage wie “im Schnitt bekommen Menschen in Deutschland 1,4 Kinder” sieht jeder Mensch sofort, dass dieser statistische Wert auf kein einziges Leben zutrifft: Niemand hat 1,4 Kinder. Weise Menschen erkennen diese Diskrepanz zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und der Lebensrealität Einzelner auch in weniger offensichtlichen Fällen – und legen daher auf die individuelle Erfahrung ein größeres Gewicht. Zwar interessieren sie sich für wissenschaftliche Forschung, für Theorien, Studienergebnisse und Statistiken und befassen sich damit. Doch ihnen ist stets bewusst, dass keine Studie oder Statistik jedem Einzelfall gerecht wird oder für jeden Menschen gilt – und dass einige wissenschaftliche Ergebnisse und Analysen niemanden erfassen und mit keiner einzigen Lebenswirklichkeit etwas zu tun haben.

3. Sie definieren sich über ihre Intelligenz.

Viele schlaue, nicht weise Menschen empfinden ihre Intelligenz als wichtigen Teil ihrer Identität und ihres Selbstwerts. Sie sehen ihre Schlauheit als etwas, das sie besonders auszeichnet und das sie weniger intelligenten Menschen als Person überlegen macht.

Weise Menschen betrachten Intelligenz hingegen als eine von vielen Eigenschaften, die eine Person aufweist – und nicht als die wichtigste oder definierende. Sie verstehen, dass Intelligenz eine menschliche Fähigkeit ist, die unser Überleben ermöglicht und unsere Entwicklungsgeschichte geprägt hat, aber dass das Gleiche für Fähigkeiten wie Empathie, den Daumen abspreizen und Früchte und Nüsse verdauen gilt. Sie erkennen an, dass diese Fähigkeit bei verschiedenen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Doch um für sich selbst die Frage zu beantworten, wer sie sind, interessieren sie sich weitaus weniger für ihre Intelligenz als für das, was sie denken, fühlen und tun. Und für das, was sie leben.

4. Sie überschätzen ihre Kompetenzen und übersehen das große Ganze. 

Intelligente Menschen sind sehr aufnahmefähig und können viele Informationen verarbeiten und strukturieren. Sie finden oft gute Lösungen für die unterschiedlichsten Probleme und sind dazu in der Lage, in den verschiedensten Bereichen eine Expertise zu entwickeln. Mangelt es ihnen neben ihrer Intelligenz jedoch an Weisheit, können sie dazu neigen, sich so sehr in ihr Interessengebiet zu vertiefen, dass sie den Blick für das große Ganze verlieren, für Relevanz und Relation.

Weise Menschen, bei denen in der Regel in ihrem Lebensalltag ebenso das Gefühl dominiert, dass das, womit sie sich beschäftigen, eine absolute Bedeutung hätte, vergegenwärtigen sich von Zeit zu Zeit, in welcher Relation sie mit ihrem Wirken als Teil zum Ganzen stehen. Immer wieder erinnern sie sich daran, dass die entscheidenden Gesetze, die für sie gelten, nicht von ihnen oder irgendeiner Regierung oder Arbeitgebenden entwickelt sind, sondern über allen Menschen stehen und sie mit Marienkäfern, Schwalben und Hyazinthen auf dieselbe Stufe stellen – weil sie alle Lebewesen auf dieser Erde gleichermaßen betreffen. Sie erinnern sich daran, dass menschliche Einordnungen wie richtig und falsch oder gut und schlecht notwendige Orientierungshilfen für uns sind, aber möglicherweise keiner absoluten Wahrheit entspringen. Aus diesem Grund bewahren sich weise Menschen stets Demut und maßen sich nicht an, besser oder wichtiger zu sein als ihre Mitmenschen, eine Forelle oder eine Krähe.

Verwendete Quellen: hackspirit.com, blog.neuronation.com

Source: Aktue